PR TB 226 Krisensektor Dreigestirn
letzten Minuten für Kasom
vergangen, seit...
Da war er wieder: der Bruch! Die Lücke in seinem
Erinnerungsvermögen. Von jenem Moment an, wo er Splinter vor dem
Computeranschluß berührt hatte. Der größte
Fehler seines Lebens, wie er nun wußte. Aber wie hätte er
es ahnen sollen?
Irgend etas mußte mit dem Symbionten seit dem letzten
Kontakt geschehen sein. Etwas, von dem Kasom jetzt fürchtete,
daß es sich nicht mehr rückgängig machen ließ.
Hätte er früher etwas auf seine unguten Ahnungen gegeben,
wäre ihm diese Erfahrung wahrscheinlich erspart geblieben. Seine
tiefsten Instinkte hatten also nicht getrogen, als sie den Kobold von
Anfang an als latente Gefahr eingestuft hatten...
Aber hinterher war man meistens klüger.
Der Schmerz, dessen Zentrum sich in Kasoms Nacken befand, war
permanent vorhanden und sehr stark. Er mußte an sich halten, um
nicht wenigstens aufzustöhnen. Alles in ihm sträubte sich,
seine Umgebung auf seinen Zustand aufmerksam zu machen. Er zweifelte
sogar, daß er es, wenn er es wollte, gekonnt hätte.
Splinter hatte sich fast unlösbar in seinem Nacken verankert.
Den Schmerzen zufolge hielt Kasom es nicht für unmöglich,
daß er sich teilweise in seinen Körper hineingebohrt
hatte.
Verspätete Selbstvorwürfe nützen wenig. Es war
passiert. Der Symbiont hatte seine Maske fallengelassen und sich als
etwas durch und durch Negatives entpuppt.
Oder?
So gern Kasom daran geglaubt hätte, war es doch mehr als
unwahrscheinlich, daß der Symbiont ihm eigentlich nichts Böses
wollte, sondern vielleicht nur seine Widerstandskraft überschätzt
hatte. Ein Mensch in Kasoms Situation wäre den Martern längst
erlegen!
Der Ertruser versuchte sich zu konzentrieren. Doch je mehr er sich
bemühte, die seltsame Benommenheit, die mit dem Schmerz
einherging, abzustreifen, desto stärker wurde seine
Bezugslosigkeit zur Umgebung. Die Vorgänge innerhalb der
Zentrale, die er bereits unter dem Einfluß des Symbionten
wieder betreten hatte, prägten sich durch ihre Unwirklichkeit
bei ihm ein. Es war ein absonderliches Gefühl, das nicht ohne
Bedrohung auf ihn wirkte.
Splinters kleiner Körper in seinem Nacken fühlte sich
nicht länger neutral an. Er hatte sich auf unheimliche Weise
verändert, war kalt geworden, eiskalt, und in dieser Kälte
abstoßend, weil er Assoziationen zu etwas Totem hervorrief.
Wieder versuchte Kasom, sich an die Ereignisse unmittelbar nach
der Berührung des Symbionten zu erinnern.
Schattenhafte Symbole blitzten durch sein Bewußtsein.
Bilder, mit denen er nichts anzufangen vermochte, weil sie sich zu
rasch wieder fortbewegten, wie Irrwische durch seine Seele huschten.
Nur soviel erkannte er: es waren abstrakte Bilder. Keine, wie ein
menschliches Wesen sie durch seine Augen wahrzunehmen imstande ist.
Ein Geräusch lenkte ihn ab. Oder war es ein Schrei? Er wußte
es nicht. Schmerz umspülte sein Bewußtsein und trübte
es. Er spürte eine unbekannte Aggressivität in sich, die
ihn an den kurzen Wortwechsel mit Konraddin erinnerte, als er mit
Splinter aus seiner Kabine in die Zentrale zurückgekehrt war. Da
hatte er auch das Gefühl gehabt, daß etwas Fremdes für
ihn sprach. Und nun war es bereits soweit, daß er befürchten
mußte, in seinen Empfindungen nicht mehr sein eigener Herr zu
sein.
War der Einfluß des Symbionten bereits so groß?
Er blickte zum Panorama-Bildschirm. Es war der Moment, in dem die
Außenkameras das Bild eines schwarzhaarigen Mädchens
projizierten, das
leichtfüßig und kaum bekleidet durch den roten Sand des
Planeten auf die NIFLHEIM zugelaufen kam!
Er starrte das junge Mädchen auf dem Schirm an wie ein
Gespenst. Durch sein Gehirn grellte der Schmerz. Er spürte genau
wie mit dem Symbionten, der das Bild gleichfalls über ihn
wahrnehmen konnte, daß in diesem Augenblick etwas geschah.
Es war wie ein Schock.
Und dieser Schock, der nicht der seine war, raubte ihm das
Bewußtsein, riß ihn in bodenlose Schwärze...
„Chef!“ meldete sich Wandauer, der seine Überraschung
als erster überwand. „Ich muß daran erinnern, daß
wir weiterhin vom HÜ-Schirm umgeben sind. Sollte das Mädchen
damit in Berührung kommen - was nur noch eine Frage von Sekunden
sein kann -, wird sie es kaum überstehen!“
„Ha?“
Konraddin gab ächzende Laute von sich, starrte immer noch auf
den Hauptschirm, der sich nicht scheute, diese groteske Szene zu
überspielen.
„Und das Ganze ist nicht nur ein Spuk?“ fragte der
Kommandant und verzog das Gesicht
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