PR TB 226 Krisensektor Dreigestirn
zu einem verzerrten Grinsen.
„Schließlich heißt diese Planetenkugel nicht
umsonst Ghost. Wäre doch nur natürlich, wenn's hier auch
Geister gäbe...“
„Die Ortung verneint das entschieden“, zerstörte
der Zweite die vagen Hoffnungen seines Kommandanten. Er zuckte mit
den Schultern. „Ist nicht zu ändern.“
„Hm.“ Konraddin überlegte angestrengt.
Links von ihm ertönte ein seltsamer Laut. Er drehte den Kopf
und sah Oberst Melbar Kasom in sich zusammensinken. Völlig
schlaff und kraftlos blieb er in seinem Spezialsitz hängen, die
Augenlider schlössen sich langsam, wie in Zeitraffung. Sein Mund
war halb geöffnet, und etwas Speichel troff ihm übers Kinn.
Konraddin gab Wandauer einen Wink. Der veranlaßte, daß
einer der Medo-Roboter angejagt kam, ein Diagnose-Gerät in der
rechten und eine Injektionspistole in der linken Greif klaue.
Doch da kam schon wieder Bewegung in den Ertruser. Er blinzelte
kurz und starrte dann die Umstehenden mit undefinierbarem
Gesichtsausdruck an.
„Was war mit Ihnen?“ fragte Konraddin scharf.
„Was ist mit dem Mädchen - und dem HÜ-Schirm?“
rief Wandauer dazwischen, der an den Kontrollen stand und mit
Besorgnis die weitere Annäherung der Fremden an das tödliche
Schutzfeld der NIFLHEIM vermerkte.
„Wir können den Schirm nicht abschalten“,
antwortete Konraddin, ohne dabei sein Sorgenkind aus den Augen zu
lassen. „Wenn ein Angriff der Unsichtbaren erfolgt, während
wir hier schutzlos herumstehen, können wir gleich unsere
Bestattung buchen.“
„Aber ein kleiner Strukturriß“, beharrte
Wandauer. „Wir können doch nicht zusehen, wie ein Mensch
von unserer Energie verbrannt wird! Sie ist doch keine Unsichtbare!“
„Wann kommt es zum Kontakt?“ Konraddins Stimme klang
jetzt eiskalt und nüchtern.
„Noch ungefähr zehn Schritte.“
„Sobald sie auf zwei Schritte herangekommen ist, können
Sie für fünf Sekunden eine Lücke schalten.“
„Fünf Sekunden?“ echote Wandauer.
Konraddin schwieg.
Damit war alles gesagt. Wandauer leitete die Schaltdaten in die
Positronik und brachte den Ausführungsschalter in die
Aktiv-Position.
Die halbnackte Fremde erreichte den HÜ-Schirm -und passierte
ihn innerhalb der festgelegten Zeit! Dicht hinter ihr schloß
sich die Strukturlücke wieder.
Auf dem Panoramaschirm war das Gesicht des Mädchens jetzt
übergroß zu sehen.
Sie lächelte.
Es war das grausamste Lächeln, das die Besatzung der NIFLHEIM
je gesehen hatte.
Konraddin schluckte.
Im nächsten Moment fegte der Alarm durch das Schiff, und
Sekunden später stand fest, daß außer dem fremden
Mädchen noch etwas anderes durch die Strukturschleuse ins Innere
des HÜ-Feldes geraten war.
Niemand wußte, wie sie es fertiggebracht hatten, aber sie
waren da!
Roboter waren blitzschnell im Schiff aufgetaucht und griffen an!
Der Alarm gellte durch die Zentrale und befreite Kasom von den
letzten Resten seiner unnatürlichen Müdigkeit. Er setzte
sich in seinem Kontursessel zurecht und fuhr mit der Rechten über
seinen borstigen Haarkamm. Den Medorobot, der sich um ihn kümmern
wollte, ignorierte er einfach und blickte statt dessen zum
Kommandanten hinüber, der seltsam steif vor seinen Instrumenten
kauerte.
„Was ist?“ hörte Kasom sich rufen. Dabei empfand
er es selbst als merkwürdig, daß die unerträglichen
Schmerzen, die ihn bisher gequält hatten, völlig erloschen
waren. Er tastete mit den Fingern in seinen Nacken und berührte
den Symbionten.
Splinter war also nach wie vor vorhanden. Wieso spürte er
dann aber dessen Beeinflussung nicht mehr?
Der Kobold rührte sich nicht. Auch nicht, als Kasom
versuchte, sich mit Gewalt von ihm zu befreien. Völlig starr und
regungslos blieb der Symbiont, und der USOSpezialist vermochte ihn
trotz seiner enormen Körperkräfte nicht von sich zu lösen.
Beim ersten Versuch spürte er bereits, daß der Symbiont
auf unheimliche Weise mit ihm verwachsen zu sein schien.
Ein Schauer rann über den Rücken des Ertrusers.
War er dazu verdammt, für immer mit diesem geistigen
Parasiten herumzulaufen?
Kasom wurde aus seinen Gedanken gerissen.
Aus verschiedenen Sektionen des Schiffes kamen Meldungen über
den Angriff fremder Roboter. Panik brach aus.
Panik, die auch nach Anshi Satura griff, die von niemandem mehr
beachtet worden war, seit das Schiff weich auf 3-Ghost aufgesetzt
hatte!
Eine erstaunliche Wandlung war im Gesicht der Rothaarigen
vorgegangen. Nackte, unverhüllte Angst verzerrte ihre Züge!
Und
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