PR TB 231 Die Dimensions Touristen
“Nach links!"
Und: “Achtung, Treppe!" Er stieg sie mit mir hinauf, mich
dabei immer am Arm haltend. “Letzte Stufe!" Nach acht
Schritten hörte ich das Geräusch einer sich öffnenden
Tür, das Quietschen meiner Schlafzimmertür.
“Leg dich hin, Gerry."
Mit diesen Worten drückte er mich aufs Bett.
“Ich kann nicht schlafen", begehrte ich auf.
“Doch, du kannst es", behauptete Billy. Seine Stimme
klang jetzt energischer, als spreche er zu einem unartigen Kind.
Plötzlich kam mir ein furchtbarer Gedanke.
“Hast du etwa die Seiten gewechselt, Billy the Kid?"
rief ich.
“Ich bin kein Kind", wies er mich streng zurecht. “Ich
bin Billy..."
Er nannte irgendeinen Namen, den ich nicht genau verstand, der
aber auf “-mann" endete. Er klang wie “Neck-Hermann"
oder “Nektarmann". Darum sagte ich auf gut Glück:
“In diesem Fall könntest du mir einen Krug Nektar
bringen. Ich könnte ihn gebrauchen. Ich will mich berauschen, um
meine Gedanken zu beruhigen und schlafen zu können."
“Du brauchst keinen Nektar, Gerry. Du wirst auch so
schlafen", sagte Billy überzeugt. “Und wenn du wieder
aufwachst, ist alles vorbei - und es wird dir erscheinen wie ein
böser Traum, dem du entronnen bist."
Etwas, das sich auf der Haut anfühlte wie eine Bürste
aus Engelshaaren, strich mir
übers Gesicht. Damit wurden gleichsam alle meine Ängste,
Sorgen und Befürchtungen hinweggebürstet, ich fühlte
mich leicht und wie von einer schweren Last befreit.
Eine wohlige Müdigkeit übermannte mich, und ich schlief
ein.
Ich erwachte in dem Bewußtsein, daß dies mein Morgen
war. Es war mir egal, wie lange ich geschlafen hatte und wie spät
es war.
Es gab niemanden, der mich herumkommandieren und mir Vorhaltungen
machen konnte, und es war niemand da, auf den ich aufpassen mußte,
um ihn vor den Folgen seiner eigenen Ungeschicklichkeit zu bewahren.
Denn Annemy und Walty waren mit der SCHLEUDERBOGGE auf Geschäftsreise
gegangen, die Laderäume dieses unmöglichen
Fragmentraumschiffs mit dem von den Klacktonern produzierten Kitsch
vollgestopft.
Diese einmalige Gelegenheit, einmal richtig auszuspannen, wollte
ich mir nicht entgehen lassen. Und so hatte ich die nötigen
Vorbereitungen getroffen, um mich vor meinen alltäglichen
Pflichten als Mädchen für alles, die mit dem ersten Quaken
der Frösche begannen und erst aufhörten, wenn Waltys
Schnarchtöne durchs Farmhaus hallten, zu drücken. Die
Gauchoroboter waren für die Arbeit mit den Pferden
vorprogrammiert, die Futterkrippen, die Schafschurmaschine und die
Melkmaschine hatte ich noch vor dem Zubettgehen auf Vollautomatik
gestellt... kurzum, ich hatte an alles gedacht, damit nichts und
niemand meine Morgenruhe stören konnte. Aber selbst wenn es zu
irgendwelchen unvorhersehbaren Zwischenfallen kam, wollte ich mich
davon nicht unterkriegen lassen - und schon gar nicht aus den
Volansfedern meines Bettes.
Ich war glücklich und zufrieden und genoß die heilige
Ruhe.
Das hieß, so ruhig war es gar nicht, denn vom Hof erklangen
surrende Geräusche durch das geschlossene Fenster, als seien
alle Insekten von K-Planet ausgeschwärmt, um sich auf unserer
Farm ein Stelldichein zu geben.
Und da war noch etwas: Die schwache Erinnerung an Alpträume,
die mich heimgesucht hatten und in denen Billy the Kid als Reiter des
Pegasus ein Ballett von Jet-Surfern anführte, das unsere Farm
als Bühne für ihre Darbietungen benutzte. Und obwohl die
Show von hohem künstlerischen Wert gewesen war, erinnerte ich
mich vage daran, daß sie mich in Angst und Schrecken versetzt
hatte. Das hing irgendwie mit Kochlöffeln und überdimensionalen
Zahnbürsten zusammen... Ein verrückter Traum. Nicht mehr
daran denken.
Ich räkelte und streckte mich - und stieß gegen Metall.
Ohne die Augen zu öffnen, ließ ich meine Hand über
das metallene Ding wandern und ertastete die Tentakelarme, den Körper
und den Kopf eines Gauchoroboters.
“Billy?" fragte ich mit noch immer geschlossenen Augen.
“Hast du die ganze Zeit, während ich geschlafen habe, hier
Wache gehalten?"
“Nein", antwortete mir die Stimme des
fehlprogrammierten Gauchorobots, “ich hatte Sinnvolleres zu
tun. Ich bin nur gekommen, um dich auf das vorzubereiten,
was dich erwartet. Andernfalls wäre es ein zu großer
Schock."
“Mich kann nichts erschüttern", sagte ich und
räkelte mich wieder.
“Auch nicht, daß du hundert Stunden durchgeschlafen
hast?" fragte Billy.
“Ich glaube es dir einfach nicht."
“Und doch ist es
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