PR TB 231 Die Dimensions Touristen
Nicht füttern! Tiere
brauchen Liebe!
Na, das war wenigstens etwas.
Bis auf die Hinweistafeln war die Farm selbst unverändert
geblieben, so wie es Billy versprochen hatte. Nur das Umland war
nicht wiederzuerkennen. Rings um die Farm türmten sich bizarre
Gebirge aus Rosa und Kristallweiß und waren tief ins Land
gestaffelt. Was ich aus dem Fenster meines Schlafzimmers gesehen
hatte, war harmlos im Vergleich zu dem, was ich aus der
Vogelperspektive zu sehen bekam.
Es schien, als wäre die Landschaft unter rosafarben
gesprenkelten Schneemassen begraben, oder noch besser, als wäre
sie mit einer dicken Zuckerschicht übergössen worden. Und
aus dieser Zuckermasse waren Gebilde der verschiedensten Form
gebildet worden, Türmchen und Türme, Hügel und Berge,
ganze Gebirge en miniature. Mit Blümchen, Gräsern,
Sträuchern und Bäumchen und Bäumen aus Zucker,
zwischen denen Bäche aus Milch und Honig flössen, die sich
zu Teichen vereinigten und sich als Milch-Honigfälle über
Zuckerklippen ergossen.
Ich hatte einen ekelhaft süßlichen Geschmack auf der
Zunge und ich nahm mir vor, ihn mit einigen Litern Nektar
hinwegzuspülen, wenn wir wieder landeten. Ich mußte mich
mit gegorener Känguruhmilch besaufen!
Zwischen dieser Zuckerlandschaft flitzten golden gekleidete
Gestalten mit Flügelhelmen geschäftig hin und her.
“Es ist unglaublich, was nur sechzig Hippos in nur vier
Tagen auf die Beine gestellt haben", sagte Billy schwärmerisch.
“Das ist nicht allein auf ihre einzigartige Technik
zurückzuführen, dazu gehört auch ein besonderes
Organisationstalent. Und ein solches muß man den Leuten von
TDT wirklich bescheinigen. Unglaublich, was sie in dieser kurzen Zeit
vollbracht haben."
“Einfach toll", sagte ich apathisch. Ich war noch nicht
wieder soweit, daß ich mir Emotionen hätte leisten können.
Billy erklärte mir, welche Route er nehmen wollte.
“Wir fliegen auf dem Kurs, den die Busse auf der Anreise ins
Waltyland nehmen werden, zum Walty-Tor und dann weiter nach
Hermannsville. Dort machen wir einen kleinen Rundflug und kehren über
das Walty-Tor auf der zweiten Trasse zur Farm zurück.
Einverstanden, Gerry?"
“Ich brenne darauf."
Unter uns erstreckte sich ein zweihundert Meter breites rosa
gesprenkeltes Zuckerband dahin. Dies war die Trasse, auf der die
TDT-Busse zwischen Hermannsville, Walty-Tor und Waltyland pendeln
würden, erklärte Billy.
“Im Augenblick wirkt alles noch statisch, kahl und leer",
fuhr Billy fort. “Aber schon während der nächsten
Ausbauphase soll die ganze Strecke vitalisiert werden. TDT will dafür
sorgen, daß sich links und rechts der Buslinie Klacktoner
niederlassen und für einige Attraktionen sorgen. Wir verlangen
nichts von ihnen, was sie überfordern würde. Sie sollen
einfach ihr Leben weiterführen, so daß die vorbeifahrenden
Hippos ein bißchen Folklore zu sehen bekommen und einen
Eindruck vom Alltagsleben der Eingeborenen erhalten und sehen, wie
primitiv sie früher gelebt haben und wie sich ihr Dasein unter
Waltys Einfluß geändert hat. TDT will die Vergnügungsreise
mit einem Bildungsurlaub koppeln. Darum lautet ein Motto auch: Eine
Reise nach Waltyland ist ein Trip in den Alltag eines glücklichen
Menschen und seiner Untertanen. Der Slogan stammt von mir, Lorrem hat
mir dafür eine Sonderprämie versprochen. Wie findest du
das, Gerry?"
“Meinen Glückwunsch."
Wir überflogen das Walty-Tor, jenen Grottenbahn-Transmitter,
durch den die behelmten Pferdeköpfe nach K-Planet gekommen
waren, die Billy neuerdings Hippos nannte, was offenbar eine Kurzform
von Hippogryphen war. Ich war von mir selbst überrascht, daß
ich geistig noch so rege war, um diese Zusammenhänge erkennen zu
können. Aus der Luft sah es so aus, als rage Waltys Kopf aus dem
zuckerübergossenen Steppenboden, und sein weit geöffneter
Mund, in dem das Transmitterfeld untergebracht war, schien in einem
lautlosen Schrei unsagbarer Qual erstarrt. Ich mußte
abschalten, um nicht vom Mitleid übermannt zu werden.
Vom Walty-Tor führte das Zuckerband in gerader Linie nach
Hermannsville. Die Hauptstadt von K-Planet mit dem Sitz der
Klacktoner Regierung, dem Hohen Hermannshaus, dem Wohnviertel aus
schmucken Fachwerkbauten, die Walty nach altterranischen Vorlagen von
den Brovas erbauen ließ, dem Geschäftsbezirk mit den
Basaren und den Händlerstraßen und jenem Teil, in dem die
Werkstätten der Kunsthandwerker untergebracht waren, dieses
Schmuckkästchen mit seinen 40.000 Einwohnern war
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