PR TB 234 Tödliche Wahrscheinlichkeit
dachte Carmichael, jedenfalls nicht
sofort. Man würde sehen.
Die Straße führte hügelan, eine günstige
Gelegenheit, einen Zwischentest einzulegen.
»Halten Sie an und starten Sie dann wieder.«
Saubere Arbeit, konstatierte Carmichael. Die Fahrerlaubnis war der
jungen Frau trotz des hinderlichen Gatten bereits sicher.
»Ein wundervoller Anblick, nicht wahr? Es ist wahrscheinlich
die schönste Stelle der ganzen Stadt.«
Ethel Boodah nickte, während sie den Gleiter zum Stillstand
brachte. Die Lichtzeichenanlage an dieser Stelle war eigentlich
völlig überflüssig, aber irgend etwas mußten die
teuren Positroniken der Polizeiverwaltung schließlich steuern.
Von der Kuppel des Hügels sah man hinunter auf Poshnam, auf
die weiträumigen Parks und Grünanlagen. Abends konnte man
von diesem Platz aus die Sonne romantisch hinter dem Frühlingshügel
versinken sehen.
»Jetzt versuchen wir es mit dem Einparken. Dort vorn ist
eine Lücke!«
Ethel Boodah setzte das Gefährt wieder in Bewegung. Sie fuhr
vorschriftsmäßig ein Stück an der Parklücke
vorbei, setzte dann zurück und wollte danach den Gleiter korrekt
zum Stillstand bringen.
Dabei geschah es.
Ein kaum merklicher Ruck ging durch das Übungsfahrzeug. Ethel
Boodah begriff, daß sie das vor ihr stehende Fahrzeug leicht
berührt hatte. Erschreckt wandte sie den Kopf und sah Gerard
Carmichael an.
Dessen Gesicht war eine Grimasse des Entsetzens, und als Ethel
Boodah wieder auf die Straße sah, wurden auch ihre Augen groß.
Der Gleiter, den sie berührt hatte, begann den Hügel
hinabzugleiten, wurde aber nach einem halben Meter von einem
Tanklastzug aufgehalten, der irgendwelche feuergefährlichen
Flüssigkeiten geladen hatte. Der Tankdeckel war offen.
Eigentlich hätte die Karambolage jetzt ein Ende haben müssen,
aber zu
Ethels Entsetzen begann zum einen der Tankgleiter sich die Straße
hinab zu bewegen, zum anderen schwebte der erste gerammte Gleiter
quer über die Straße auf die andere Seite und krachte dort
mit erheblicher Geschwindigkeit auf ein weiteres parkendes Fahrzeug.
Auch das setzte sich prompt in Bewegung.
Währenddessen hatte der Tankgleiter einen Gleiter gerammt.
Der Aufprall ließ nicht nur diesen Gleiter nach vorn schnellen,
er beförderte auch einen Flüssigkeitsschwall aus dem
Gleiter heraus, der gegen das Haus am Rand der Straße
platschte.
»Allmächtiger!« stieß Ethel Boodah hervor.
Damit nicht genug. Auf der linken Straßenseite waren
inzwischen gleich drei Gleiter in Bewegung und schleuderten über
Fahrbahn und Gehsteig. Einige Passanten konnten sich nur noch mit
waghalsigen Gewaltsprüngen in Sicherheit bringen. Ein älterer
Mann landete dabei in der Auslage des Gemüsegeschäfts,
glücklicherweise in einer Ladung weicher Moosbeeren, wie der
fontänengleich hervorspritzende blaurote Saft bewies.
Auf der rechten Straßenseite hatte unterdessen das Haus
Feuer gefangen. Die Flammen züngelten der Spur nach, die der
überschwappende Tanker hinterlassen hatte, der einen Gleiter
nach dem anderen anstieß und dabei jedesmal einen Schwall
brennbarer Flüssigkeit verlor. Nach wenigen Augenblicken standen
auf der rechten Straßenseite fünf Häuserfronten in
Flammen.
Auf der linken Straßenseite fegte die Gleiterlawine
unterdessen die Einrichtung eines gutbesuchten Straßencafes vom
Bürgersteig und ließ hinter sich einen wirren Haufen von
Tischen, Stühlen, Menschen und Sahnetorten.
»Himmel!« entfuhr es Ethel Boodah.
Die Straße war etliche hundert Meter lang und wie üblich
zugeparkt. Die Gleiterlawine schwoll an. Mindestens zwei Dutzend
Fahrzeuge rasten talwärts und zertrümmerten alles, was sich
ihnen in den Weg stellte. Es sah aus wie ein verrücktes
Billardspiel mit Gleitern.
Auf der rechten Seite hatte sich die Zahl der Brände
vermehrt. Noch leckten die qualmenden Flammen nur an den Fronten in
die Höhe, aber der Augenblick kam näher, in dem die ganze
Straße in Flammen aufgehen würde.
Linksseitig allerdings hatten die karambolierenden Gleiter
mittlerweile ein Dutzend Hydranten geköpft, und der Wind drückte
die hervorschießenden Wassersäulen nach rechts - mitten in
die flackernden Brände hinein.
Während rechts der Tanker in schöner Regelmäßigkeit
ein Haus nach dem anderen anzündete, wurden diese Brände
von den zerstörten Hydranten auf der anderen Straßenseite
mit der gleichen Regelmäßigkeit gelöscht.
Dennoch stürzten nun aus den Häusern die Menschen auf
die Straße, wo sich aus den
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