PR TB 238 Kampf Der Tausend Schiffe
diese
seltene Erscheinung.
Die Griechen, die jene Wolken und deren Bedeutung kannten,
wendeten ihre Schiffe und ruderten an Küstenstreifen und
Stränden, an denen sie landen und die wertvollen Dreiruderer in
Sicherheit bringen und auf den Strand ziehen konnten. Die persische
Flotte wurde getroffen, auseinandergerissen, aufs Meer
hinausgetrieben und der Wut des Sturmes und der Wellen ausgeliefert.
Nur die besten Kapitäne und Mannschaften überlebten.
Frachtschiffe mit Nahrungsmitteln kenterten ebenso wie die
schweren Kampfschiffe. Die kleineren, leichteren Schiffe der Griechen
überstanden die ersten Stunden des Sturmes nicht nur deshalb,
weil die Kommandanten Strömungen und rettende Ufer kannten,
sondern weil die Boote auf den Wellen tanzten wie trockene
Holzstücke. Die Perser waren vom Unglück verfolgt, und der
größte Teil ihrer Flotte wurde vernichtet.
Nahezu jeder Strand, jedes Stück felsiges Ufer, von dem die
Küsten Griechenlands so reich sind, jedes Riff und alle die
unzähligen kleinen Inseln waren binnen eines Tages von Trümmern,
Wracks, Verletzten und Leichen bedeckt. Unersetzliche Werte gingen
verloren, Tausende Menschen starben.
Fünfzehn persische Schiffe wurden zwischen die Griechen
getrieben, die ihre Boote in Sicherheit gebracht hatten.
Die Griechen zerstörten alle fünfzehn Segler und führten
die Besatzungen in die Gefangenschaft.
Die Nacht kam, wilde Wolkenfetzen trieben über den Himmel und
verdeckten immer wieder den Mond. Rund um die Halbinsel Magnesia
trieben
steuerlose große Schatten auf die Klippen und zerbarsten.
Das hohle Jaulen des Sturmes, das schmetternde Krachen der Brecher
und der Brandungswellen und das Knirschen und Bersten der Schiffe
rissen nicht ab.
Drei Tage und drei Nächte lang tobte der Sturm.
Immer wieder wurde der Hellespontier durch schwere Gewitter
unterbrochen. Blitze verwandelten Teile der Meeresoberfläche und
die schrundigen Wände der Küstenfelsen in dämonische
Orte, an denen Schiffe jeder Größe zerschellten und Männer
starben. Mit zerfetzten Segeln und zerbrochenen Rudern schossen
Schiffskolosse durch die Brecher. Die Blitze erhellten für
winzige Bruchteile von Augenblicken die Schreckensnacht und machten
andere, tödliche Einzelheiten sichtbar. Regenschauer schlugen
herunter und schwemmten die Leichen, die von den Wellen an die
Strände geworfen worden waren, wieder zurück ins Meer.
Die Kriegskasse der Perser wurde bei Sepia ans Land gespült,
dazu eine unglaublich große Menge von goldenen und silbernen
Trinkgefäßen in jeder Größe.
Prunkwaffen lagen verstreut am Ufer, und an den stürmischen
Tagen sah man Griechen, die diese Schätze einsammelten.
Die persischen Kommandanten, denen es geglückt war, ihre
Schiffe sicher an Land zu bringen, fürchteten einen weiteren
Angriff der Griechen, selbst in diesem Sturm. oder an den Tagen
danach.
Aus Trümmern ihrer eigenen Flotte, die unaufhörlich
angeschwemmt wurden, errichteten sie einen hohen, seltsam aussehenden
Wall, der aus Planken und Kieltrümmern, Schnäbeln und
Tauen, aus Gittern bestand, die wiederum aus zerbrochenen Riemen
zusammengebunden waren. Man zersägte die Bruchstücke der
Masten und rammte sie als Pfosten in den Boden. Niemandem gelang es,
ein Feuer anzuzünden, damit die persischen Soldaten eine warme
Suppe erhalten konnten.
Als am vierten Tag der Sturm nachgelassen hatte, als nach weiteren
Tagen sich die Reste der Flotte gesammelt und die Schiffe alle Ufer
abgefahren hatten, wurde das Unglück in allen seinen einzelnen
Zahlen sichtbar. Immer mehr wurden die schwarzen Linien auf den
Listen der persischen Schiffe.
Hundert Schiffe. zweihundert. dreihundertfünfzehn. mehr als
vierhundert, wenn man die Transportsegler und die kleineren Boote
mitzählte.
Alle Schiffe der Griechen, durch Boten und Signale benachrichtigt,
sammelten sich und segelten an den Persern vorbei zurück nach
Artemision. Die Perser verharrten in Lähmung. Der Schrecken und
die Furcht vor dem Zorn des Großkönigs würde sie,
hätten die Griechen sie jetzt abermals angegriffen, zu Opfern
gemacht haben.
Fast zur selben Zeit, als der Nordoststurm aufhörte, starb
Leonidas von Sparta bei dem Paß der Thermopylai.
Als man Xerxes mitteilte, daß etwa ein Drittel seiner
Kriegsflotte unwiderruflich vernichtet worden war, und zwar ohne
ernsthafte Kampfhandlungen, daß darüber hinaus die
Verluste der griechischen Flotte
gering geblieben waren, bemerkten seine engsten Vertrauten
denselben Ausdruck in
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