PR TB 241 Eine Sonne Entartet
steckte doch
mehr dahinter!
Und Bully glaubte Leyden plötzlich zu durchschauen. Der sonst
so phlegmatische Wissenschaftler - hatte Angst!
»Ich habe Angst«, flüsterte Tira von Asoyth. Ihre
Zähne schlugen aufeinander, während das Raumschiff mit
unveränderter Geschwindigkeit auf Asoyths Planet zustürzte.
»Mir ist so kalt.« Songar wurde neben ihr zum ruhigen
Pol. »Sie sind krank, Tira«, redete er ihr ein, obgleich
er selbst innerlich ebenso fror wie sie - wie alle im Schiff! »Eine
Nervenkrankheit, Tira. Sie bilden sich ein, versagt zu haben, und die
Sorge um das Schiff frißt Sie auf!«
»Aber die anderen! Der Arzt aus dem Bordlazarett«,
wandte sie ein.
Songar schüttelte den Kopf. »Vielleicht hat es auch ihn
erwischt wie Sie, Tira. Die Temperaturen im Schiff sind normal!
Vielleicht ist es besser, Sie begeben sich in Behandlung, während
ich.«
Tira schüttelte heftig den Kopf. »Nein«, sagte
sie.
Sie erhob sich und ging zum Notschrank, der flach in die Wand
eingelassen war. Hier hingen für die Zentralbesatzung
Raumanzüge. Die Kommandantin zog einen davon an, verschloß
ihn sorgfältig und regelte dann die Anzugheizung auf Maximum.
Die Helmscheibe beschlug.
Aber die Kälte blieb.
Damit hatte sie ihren Beweis. Sie legte den Anzug wieder ab. »Es
hat keinen Sinn mehr«, murmelte sie. »Die Kälte
frißt uns auf, Songar. Uns alle.« Sie sah ihn an.
»Songar, Sie zittern ja auch! Warum wollen Sie mir etwas
vorlügen?«
Er faßte nach ihren Schultern.
»Weil ich immer noch hoffe, Tira«, preßte er
hervor. »Hoffen Sie denn nicht mehr?«
Langsam schüttelte die Kommandantin den Kopf.
»Songar, wir haben den Tod längst an Bord, und er holt
uns. Wir waren der Sonne zu nahe.«
»Ich verstehe die Invasoren nicht«, sagte Ro Sarim.
»Sie haben nicht zurückgeschlagen, beschränkten sich
nur auf die Verteidigung und schützten ihre beschädigte
Einheit. Das gibt mir zu denken.«
»Mir auch«, grollte Lor von Asoyth. »Sie sind
uns so überlegen, daß sie es gar nicht nötig haben,
uns mit Waffengewalt zu vernichten. Da oben.«, er reckte den
Arm hoch, »die manipulierte Sonne, die gibt uns den Todesstoß.
Sie brauchen nur zuzusehen.«
»Wenn ich nur wüßte, wer sie sind«, sann Ro
Sarim. »Wer in der Galaxis baut Kugelraumschiffe mit
außenliegendem Ringwulst? Gibt es darüber keine
Aufzeichnungen?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Lor von Asoyth. »Ich
werde den Rat einberufen. Wir werden überlegen, was nun zu tun
ist. Ein offener Angriff kommt leider nicht mehr in Frage. Diese
Weltraumteufel sind uns so überlegen, daß wir
keine Chance haben.«
»Vielleicht doch«, sagte Sarim. »Immerhin
konnten wir eines ihrer Schiffe flügellahm schießen.«
»Und daraufhin setzten sie ihre Superwaffe ein!«
knurrte Lor. »Wenn sie wollen, könnten sie uns alle
vernichten, wie man lästige Insekten erschlägt.«
»Hm«, machte Sarim.
Nicht nur Asoyth, sondern auch er selbst hatte sich verändert,
stellte er fest. Asoyth war zum polternden Rächer geworden und
Sarim zum vorsichtigen Taktierer.
»Beschränken Sie sich vorläufig auf
Beobachtungen«, empfahl Lor. »Die Schiffe sollen die
Fremden nicht mehr aus den Augen lassen. Vielleicht fällt dem
Rat eine Kriegslist ein, um die Invasoren auszuschalten.«
Reginald Bull traf mit seiner Vermutung genau ins Schwarze. Tyll
Leyden hatte Angst!
Aber nicht um sich selbst, nicht um die drei terranischen
Raumschiffe. Auch nicht darum, sich als Wissenschaftler unsterblich
blamiert zu haben, wenn seine Vermutungen und Berechnungen nicht
stimmten.
Im Gegenteil - er wäre froh gewesen, wenn sie nicht stimmten.
Und darum hatte er Angst um die paar Millionen Wesen auf dem dritten
Planeten, die nur noch einige Tage zu leben hatten!
Ein Diagramm zeigte ihm den Strahlungsanstieg.
Aufgrund der Berechnungen und Messungen beim überstandenen
Strahlungsausbruch der Sonne hatte er dieses Diagramm mit
Computerhilfe erstellt. Es stimmte hundertprozentig, und es zeigte
eine ansteigende Parabel.
Sie stieg unheimlich steil!
Die Zyargoff-Konstante war keine Konstante mehr. Sie war entartet
und zum Träger für etwas anderes geworden, aber damit stieg
gleichzeitig ihre Energie und auch die Stärke und
Ausbreitungsgeschwindigkeit. Je stärker diese Strahlung aber
war, um so intensiver wurde sie auch in Weltraumtiefen.
Leyden konnte den Blick nicht von dem Diagramm wenden. Die
geforderte Stunde war längst vorüber, und lange vorher
hatte er seine Berechnungen im Alleingang
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