PR TB 242 Herr Der Hundert Schlachten

Getränk, das offensichtlich Wein gewesen sein
sollte. Die Müdigkeit und die Schlaffheit war aus unseren
Körpern ebenso wie aus den Gesichtern verschwunden.
    »Wir werden, wieder einmal, auf eine schwierige Mission
vorbereitet«, sagte Charis und hob den schweren Pokal. Eines
der vielen Beutestücke von der Oberfläche - aber keiner von
uns wußte, woher und aus welcher Zeit. ES hatte nicht alle
unsere Erinnerungen blockiert, aber wohl die meisten. Wir hatten uns
erkannt, kaum daß wie die Augen geöffnet hatten, und wir
wußten auch sofort, daß wir uns seit unendlich langer
Zeit kannten.
    »Inzwischen können wir uns auch mit träge
arbeitendem Verstand ausrechnen, daß der Einsatz etwas mit
Alexander zu tun hat. Nur haben wir ihn nicht ein einziges Mal
richtig aus der Nähe gesehen.«
    »Auch das kommt noch«, sagte ich lächelnd.
»Sollen wir ihm etwa helfen, ein neues Weltreich zu gründen?«
    Rico schaltete sich ein und gab zu:
    »ES gab die Anordnung, euch zu wecken. Wie immer,
beeinflußte ES auch die Speicher und die Programme der
Computer.«
    »Davon sind wir überzeugt«, entgegnete Charis.
Das milde Licht der tief hängenden Beleuchtungskörper ließ
die winzigen Pünktchen in ihrer Haut aufleuchten. Die Kurven und
Linien schimmerten aufregend. Ich faßte meine Überlegungen
zusammen, die mich unausgesprochen seit Tagen gequält hatten.
    »Es mag sein, daß Alexander tatsächlich ein
großes Reich gründet und, vielleicht, auch zusammenhalten
kann. Das dürfte der wirkliche Grund sein, weswegen uns ES
geweckt hat. In diesem Fall stehen die Chancen, daß es den
Barbaren tatsächlich gelingt, deutlich sehr viel größer.«
    »Welche Chancen?« fragte meine Geliebte. »Was
soll gelingen?«
    »Daß sie ein Raumschiff bauen können. Irgendwann,
wie auch immer. Oder daß sie ein Schiff von ARKON herbeirufen.
Oder ein anderes.«
    »Du hast dieses Ziel niemals aufgegeben?«
    »Nein. Niemals. Auch wenn es nur eine phantastische
Möglichkeit darstellt
    - hier, auf der Welt der Barbaren.«
    Auch ich griff nach dem Krug. Jeder Schluck Wein, den wir von der
Oberfläche mitgebracht haben mochten, war inzwischen zu Essig
geworden. Seeschlacht von Salamis.? Wir schienen, da dieser Begriff
aufgetaucht war, dabei mitgewirkt zu haben. Zweifellos bei den
Siegern. Unsere Augen trafen sich. Wir beide wußten, was uns
bevorstand. Dennoch gab es eine wichtige Einzelheit.
    »Es scheint an der Oberfläche keine Krise zu geben.
Kein Geschehnis, das unser unmittelbares und kämpferisches
Eingreifen verlangt«, meinte Charis zutreffend.
    »Das macht mich mißtrauisch!« sagte ich
verdrossen. »Irgendwo ist immer eine Gedankenfalle.«
    »Oder eine wirkliche Falle. Wann wird sich ES melden?«
gab Charis zu bedenken. Ich hob die Schultern. Von der letzten
Massage der Geräte
    schmerzten meine Muskeln noch immer. Aber es war ein guter,
ehrlicher Schmerz. Als wir beide unsere Pokale hoben, fühlten
wir plötzliche Leere in unseren Gedanken. Ebenso leer wurden
unsere Blicke. Wir saßen erstarrt da und hörten -
erwartungsgemäß - das dröhnende Gelächter von
ES.
    Wir geben einander die besten Stichworte, nicht wahr, Arkonide
Atlan?
    Eine kurze Pause, lähmende Stille, dann erwartungsvolle
Bereitschaft von uns beiden, mit ES zu sprechen, die Stimme des
Wesens zu hören und richtig zu verstehen.
    Eure Vermutungen sind fast alle zutreffend.
    Ich habe euch geweckt, ohne daß ein Grund von planetengroßer
Wichtigkeit vorläge. Kein drohendes Debakel! Kein Desaster der
Natur! Keine Katastrophen geflüchteter Androiden! Aber ich sehe,
daß eine große Chance für die Barbaren des Planeten
entstehen könnte.
    »Alexander«, murmelte ich.
    Wieder ertönte das Lachen und erstarb in aufeinanderfolgenden
Echos.
    Richtig. Alexander. Der Zweiundzwanzig jährige, der sich
anschickt, ein Weltreich zu errichten. Ich traue ihm dies zu, denn er
ist buchstäblich einzigartig.
    Du, Atlan, und du, Charis - ihr sollt entscheiden, ob Alexander es
wert ist, daß ihm geholfen wird. Hilfe, das weißt du,
Arkonide, kann vieles bezwecken, auch die krasse Ablehnung dessen,
dem geholfen werden soll. Es kann aber auch sein, daß dieser
junge Makedone einen Großteil der Welt rund um das Binnenmeer
einigt, nicht nur das Geld vereinheitlicht, sondern auch die Sprache
und alle wissenschaftlichen Erkenntnisse. Dann sehe sogar ich für
dich eine Möglichkeit, Atlan.
    Es gelang mir, mit zitternden Fingern den Pokal abzustellen und
meine Hand auf Charis' Arm zu legen.
    »Du