PR TB 243 Der Weg Der Tigerbande
gehorcht, wird er uns niemals an sich
heranlassen", entgegnete Teh Koom Shar.
„Ich werde meine Mission erfüllen, hat der Mossel
gesagt", erklärte Kitsaiman. „Es gibt also keinen
Grund für uns, den Mut zu verlieren." Er winkte und kehrte
um.
Die Menschen und die Naghnaren folgten ihm, weil sie nicht wußten,
was sie sonst unternehmen sollten und weil die Zuversicht Kitsaimans,
so irrational sie normalerweise erschienen wäre, ansteckend
wirkte.
Auf dem Rückweg zum nächstgelegenen, funktionierenden
Transmitter begegneten ihnen drei weitere Gruppen Naghnaren, die sich
ihnen anschlössen. Als sie jedoch in der Transmitterstation
standen, erklärte der Herr der Tiger:
„Uns alle wird der Zentralcomputer nicht in seine Nähe
lassen. Deshalb befehle ich allen Naghnaren außer dem Shar, daß
sie in ihre Sektion zurückkehren und sich an Bord ihrer Schiffe
begeben. Wie viele Schiffe habt ihr, Shar?"
„Mehr, als wir bemannen können", antwortete Teh
Koom Shar. „Für jeden von uns ist ein Schiff vorhanden,
aber da rund hundert Krieger ausgefallen sind, können wir nur
vier Fünftel unserer Schiffe besetzen. Warum sollen wir das
eigentlich tun, Kitsaiman?"
„Ihr habt mich als Herrn der Tiger erkannt und euch unter
meinen Befehl gestellt, also gehorcht!" erwiderte Kitsaiman.
Sein Blick wirkte dabei, als wäre er in weite Ferne
gerichtet, und zum erstenmal seit langer Zeit erinnerte sich Siska
wieder daran, daß dieser Mensch die kompliziertesten
mathematischen Aufgaben mit der gleichen Schnelligkeit wie SENECA,
das Bordgehirn der SOL, zu lösen vermochte.
War es dann nicht sehr wahrscheinlich, daß er ihnen allen in
seinem Denken -seinen taktischen und strategischen Überlegungen
- unendlich weit voraus war und sich mit Planungen beschäftigte,
für die niemand außer ihm selbst einen Anhaltspunkt zu
erkennen vermochte?
Bella Surawo programmierte den Transmitter, und sie
rematerialisierten in der Station am Rand der Nullzone - dort, wo sie
schon einmal eingedrungen waren, um ihre Verfolger zu täuschen.
Als sie die „Stadt" aus turmhohen Robotern erreichten,
merkten sie sofort, daß sich seit ihrem letzten „Besuch"
etwas verändert hatte. Ein permanentes, an- und
abschwellendes Rauschen erfüllte die Luft. Es klang, als
hörte man durch die Wände eines massiv gebauten Hauses das
An- und Abrollen einer Meeresbrandung. Das war aber noch nicht alles.
Als die Menschen zum ersten Mal hier gewesen waren, hatten sich die
Robottürme hoch über ihnen in einen diffusen, gelblich
leuchtenden Nebel verloren. Diesmal war der Nebel verschwunden und
hatte dem Anblick einer stahlblau schimmernden Decke Platz gemacht,
die von einem undefinierbaren Rillenmuster überzogen war. Die
Türme reichten nicht bis ganz hinauf, sondern endeten zwischen
zwanzig und fünf Metern unterhalb der Decke.
„Welchem Zweck dienen diese Robottürme, Shar?"
erkundigte sich Hughman Kruft bei dem Anführer der Naghnaren.
„Ich weiß es nicht", gab Teh Koom Shar zurück.
„Hat dein Volk nicht an der Erleuchtung mitgebaut?"
fragte Hughman verwundert.
„Jedes Volk hat einen Teil der Erleuchtung konstruiert",
erklärte der Shar. „Aber weder Naghnaren noch andere
Völker haben bei der Realisierung mitgearbeitet. Das haben die
von uns programmierten Roboter getan. Nur die Chromoten bildeten eine
Ausnahme, weil sie sich aufgrund ihrer besonderen Existenzform
innerhalb einer rein technischen Umgebung wohlfühlen können."
„Die Chromoten...", wiederholte Virgil Handle
nachdenklich. „Das bringt mich zu der Frage, warum wir die
Insektoiden und Arachnoiden, die uns anfangs jagten, nie
wiedergesehen haben - ganz zu schweigen von den Angehörigen der
zahllosen anderen Völkerkontingente, die in der Erleuchtung
leben. Wo sind sie, Shar?"
„Die Erleuchtung ist so groß, daß sich alle
Kontingente darin verlieren können", erklärte Teh Koom
Shar. „Und sie halten sich meist in ihren auf ihre Bedürfnisse
ausgestatteten Sektionen auf."
„Du siehst, es gibt auf jede Frage eine Antwort, Virgil",
sagte Kitsaiman, der bereits in einer Schlucht zwischen zwei
Turmreihen stand. „Aber wir brauchen nicht alle Antworten zu
kennen, sondern nur die, die uns unmittelbar angehen. Kommt endlich!"
Hamahal Werden folgte ihm zuerst, dann betraten auch die anderen
die Nullzone.
Schweigend trotteten sie zwischen den Turmreihen dahin, die kein
Ende nehmen wollten, ständig das an- und abschwellende Rauschen
in den Ohren.
Etwa zwei Stunden verstrichen
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