PR TB 244 Streiflichter Der Ewigkeit
und säuberte sie vom
salzigen Sekret. Seine Gesichtsmaske ließ er dran, sie hätte
ihm zuviel Mühe gemacht. Und die gefärbten Haare konnte er
auch nicht wegzaubern.
»Ich bin Atlan, der Arkonide. Ich bringe den Kardec-Schild
in Sicherheit, damit die Porleyter ihn nicht finden. Ist diese
Erklärung ausreichend, Jostyn?«
Der Junge nickte.
»Es deckt sich mit meinem Wissen, Atlan. Wir sind gegen die
fremden Wesen, die wie überdimensionale Krabben aussehen.
Deshalb wollen wir dir
helfen!«
»Du mußt wissen, sein Vater ist ein hohes Tier bei der
LFT«, fügte Selim hinzu. »Ich habe gleich am
Transmitter gespürt, daß mit deinem Gesicht etwas nicht in
Ordnung ist.«
Atlan erschrak. Wenn seine Maskerade so leicht zu durchschauen
war, eignete sie sich nicht für seinen Auftrag. Vielleicht lag
es auch eher daran, daß er sich so angestellt hatte. Ein
Schwächeanfall hatte den anderen gejagt. Jetzt war es vorbei, er
konnte klar denken.
Die Kinder hatten alle um ihn herum Platz genommen. Sie faßten
ihn an den Ärmeln, betasteten ihn. Die meisten von ihnen hatten
sich schon lange gewünscht, einmal eine so berühmte Person
wie den Arkoniden bei sich zu haben, der zur Zeit in Terrania
Stadtgespräch war. Besonders stolz war Selim, der ihn
aufgegabelt hatte, wie sie es nannten.
»Nun ja«, lachte Atlan, während er seine
Kontaktlinsen wieder einsetzte. »Fast hätte er mich
stehengelassen, weil ich ihm zu gewöhnlich aussah.«
Jostyn hatte sich erhoben. Er trat vor ihn hin und streckte die
Rechte aus.
»Gib ihn mir«, verlangte er. »Ich will den
Schild sehen!«
Atlan schloß nachdenklich den Mund. Dann aber faszinierten
ihn wieder die Augen des jungen Neuarkoniden.
»Gut«, entschied er. »Du sollst ihn sehen.«
Er öffnete die Jacke seiner Kombination und knöpfte das
Hemd auf. Vorsichtig zog er den Gürtel heraus und legte ihn sich
auf die Knie. Er achtete auf die Bewegungen der Kinder, aber sie
zeigten mit Ausnahme Jostyns kein großes Interesse an dem
Gegenstand.
Der Adoptivsohn terranischer Eltern beugte sich hinunter und schob
beide Hände vor.
»Darf ich ihn einmal berühren?«
Er weiß von seinem Vater, wie so ein Schild funktioniert,
begriff Atlan. Es ist bestimmt sein sehnlichster Wunsch, einmal einen
solchen Gürtel anzufassen.
»Du darfst!« stimmte er zu und beobachtete, wie
Jostyns Hände vorsichtig Zugriffen und den Gürtel, der eine
Länge von zwei Meter besaß, vorsichtig anhoben. Der Gürtel
war schwer, und Atlan hatte ihn zweifach zusammengelegt getragen.
Der Arkonide reagierte zu langsam. Seine Augen weiteten sich
plötzlich, als er die rasche Bewegung erkannte, mit der Jostyn
den Gürtel an sich riß. Er schnellte nach vorn, aber da
hatte der Junge den Kreis der Kinder bereits durchbrochen. Er rannte
mit raschen Sätzen hinweg, während er den Gürtel
entfaltete. Atlan setzte ihm nach.
»Nicht!« rief er. »Du bringst dich in
Lebensgefahr! Das darfst du nicht tun!«
Er holte auf, aber der Junge handelte zu schnell. Er legte sich
den Gürtel als Schärpe um die Schulter, er reichte ihm bis
zu den Fußknöcheln. Mit einer einzigen Bewegung führte
er die beiden Enden des Schlosses zusammen. Ein Funkenregen sprühte
auf, und Atlans griffbereiten Hände zuckten zurück.
Entgeistert starrte er auf den Jungen, um den sich ein deutlich
sichtbarer Luftstrudel bildete, dessen Ursprung eindeutig im Gürtel
zu suchen war. Ehe er etwas dagegen tun konnte, verschwand Jostyn in
dem Strudel und damit in den Kardec-Schild. Und dann löste sich
auch der Schild vor seinen Augen auf.
Die Kinder schrieen wild durcheinander, und Selim Johnson eilte
Atlan hinterher und packte ihn am Arm.
»Was hast du mit Jostyn gemacht?« schrie er mit sich
überschlagender Stimme. »Wo ist er?«
Der Arkonide fuhr herum. Wütend schüttelte er den Jungen
ab.
»Das fragte ihn selbst!« schimpfte er und lehnte sich
schnell gegen die Wand der einen Halle. Ihm wurde schwarz vor Augen,
aber die Kinder nahmen keine Notiz davon. Rasch hatten sie ihn
umringt.
Selim Johnson baute sich vor Atlan auf und stemmte die Fäuste
in die Hüften.
»Du hast gewußt, was passiert!« sagte er mit
Nachdruck. »Du hättest es ihm nicht erlauben dürfen!«
Resignierend ließ sich der Arkonide zu Boden sinken.
Er gab keine Antwort, in seinem Innern herrschte alles andere als
Ordnung, aber davon durfte er den Kindern nicht berichten.
Der Kardec-Schild war weg, von einem Jungen gestohlen und
wahrscheinlich unwiderruflich verloren. So
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