PR Tefroder 01 - Das genetische Siegel
Bett belehrte ihn eines Besseren. Er hatte fast drei Stunden geschlafen. Vermutlich war die CURTIS längst aufgebrochen, in den Überlichtflug gewechselt und hatte das Solsystem hinter sich gelassen.
Rhodan schlug die Decke zurück, faltete sie ordentlich auf der unteren Seite der Matratze zusammen und suchte die Hygienezelle auf. Ein wenig vermisste er das luxuriöse Badezimmer in seinen privaten Räumlichkeiten der Solaren Residenz, doch er hatte schon wesentlich Schlimmeres als eine Kabine in einem modernen terranischen Raumschiff erlebt. Vor dem Spiegel wusch er sich gerade den Schlaf aus den Augen, als das Bordkommunikationssystem signalisierte, dass ihn jemand zu sprechen wünschte.
Er wandte sich um. Ein Wassertropfen fiel auf seine nackten Füße, als er in die Kleidung schlüpfte, die er sich bereit gelegt hatte. Wenige Sekunden später sah er, wer ihn zu erreichen versuchte: Haneul Bitna, der vogelartige Doppelagent, der zugleich als inoffizieller Sprecher und Abgesandter der Transgenetischen Allianz fungierte.
Rhodan nahm das Gespräch an und blickte auf die kleinen Knopfaugen, die in der Wiedergabe inmitten des Gesichtsgefieders schimmerten. Das Gefieder rundum wirkte dunkler als zuvor; und rieselte nicht rötlicher Staub daraus hervor? »Du wolltest mich sprechen?«
»Nun, da wir aufgebrochen sind und du der Einladung der Transgenetischen Allianz dankenswerter Weise gefolgt bist, würde ich gerne noch das eine oder andere mit dir besprechen. Homer G. Adams steht ebenfalls bereit, genau wie - das ist wohl unvermeidlich - meine geschätzte Kollegin Avryl.«
Ein letzter Wassertropfen rann über Rhodans Nasenflügel und kitzelte ihn. Dass sein alter Freund Adams ebenfalls eine Einladung der Allianz erhalten hatte, war einer der vielen ungeklärten Punkte ... aber sicher nicht derjenige, der auf der Prioritätenliste ganz oben stand. »Nun, dann danke ich dir dafür, dass du das kleine Treffen offensichtlich schon arrangiert hast.«
»Ich wollte dich nicht auch noch mit logistischen Problemen behelligen.«
»Da nimmst du es lieber persönlich in die Hand?«
»Wenn ich schon Gast auf einem terranischen Schiff bin und man so freundlich ist, mir eine unnötig luxuriöse Kabine zur Verfügung zu stellen...«
»Komm zur Sache.«
»Welcher Zeitpunkt wäre dir für ein Treffen recht?«
»Am besten sofort«, meinte Rhodan. »Ich nehme an, du hast auch schon einen geeigneten Ort gewählt?«
»»Name?«, fragte die Terranerin. Ihr Haar leuchtete so rot, dass es Haneul Bitnas Einschätzung nach nicht die natürliche Farbgebung sein konnte. Das Spektrum war bei Terranern genetisch stark eingeschränkt. Allerdings harmonierte es perfekt mit dem blauen Feuer, in dem Gorragans Kunstmond durch die Panoramascheibe des zweitklassigen Lokals am Firmament loderte.
Bitna verneigte sich affektiert, richtete dabei die Schulterflügel auf und setzte sich auf den freien Stuhl. »»Nenn mir deinen, schönes Kind.«
Sie streckte die rechte Hand aus, bog sie zurück. Eine Messerspitze klackte aus einem Holster, das um ihr Gelenk geschnallt war und bislang wie ein modischer Armreif gewirkt hatte. Die terranische Frau hauchte auf die geschliffene Klinge, die unter ihrem Atem beschlug. »»Nera Kyris, aber du kannst mich... «
»»... Avryl nennen?«, beendete er den Satz. »Dein Deckname ist so leicht durchschaubar. Du beleidigst meine Intelligenz.«
Avryl Sheremdoc, ihres Zeichens TLD-Agentin und seit über zwei Jahren im verdeckten Einsatz auf Gorragan tätig, der Hauptwelt der Transgenetischen Allianz zwischen Tefrodern und Blues, hob die rechte Hand und kappte mit der Klinge ein feuerrotes Haar, das einsam auf ihrer Wange wuchs. »»Es störte mich schon lange. Ich kam heute Morgen jedoch
leider nicht dazu, mich perfekt herzurichten.«
»Du siehst auch so wundervoll aus. Wäre ich ein Terraner, würde ich dir sofort verfallen. Keinen Augenblick würde ich zögern, meine Heimatwelt zu verraten.«
»Nur leider bist du das nicht, Haneul Bitna. Rahsch'kani finden wohl aufgrund ihrer Andersartigkeit nicht viel an Terranerinnen.«
»Ich sehe, du kennst mich ebenso gut, wie ich dich kenne. Und in der Tat sind die genetischen Unterschiede zwischen unseren Völkern zu groß, als dass ich dich attraktiv finden könnte. Ich beurteile dein Äußeres lediglich aus einer intellektuellen Warte heraus.«
»Das vereinfacht die Sache, nicht wahr?«
Bitna musterte das eng anliegende Kleid, das jede Kurve ihres Körpers
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