PR Tefroder 01 - Das genetische Siegel
musterte, ätherische Perfektion verliehen; ja selbst die Gebildegrube wallte in schierer Eleganz und verströmte den schwefligen Duft innerer Ruhe und Meditation.
Nein, korrigierte sich der angehende Pirat selbst, der Duft stammt nicht aus der Grube, denn Chyi Xeyme ist längst tot. Ein Atomisator verströmt künstlich hergestellte Duftmoleküle, nicht mehr. Er durfte sich von diesem Monument der Vergangenheit nicht gefangennehmen lassen! Doch so sehr er sich dies auch vornahm, es blieb dabei - die Holostatue roch nach Schönheit und Herrlichkeit, die tief in jedem Gui Col ein tiefes Verlangen wecken musste. Auch Fenji Eichach konnte sich diesem Zauber nicht entziehen.
Regale, die in die goldglänzenden Wände eingearbeitet waren, säumten den Raum. In den einzelnen Fächern lagen Andenken und Tributstücke zahlreicher Welten, die Cha Panggu in seiner Laufbahn als Raumpirat überfallen hatte. Kostbarer Schmuck; geschliffene Kristalle; Kunstwerke, die zu fremdartig waren, als dass Fenji ihre Bedeutung erfassen könnte. Sein Blick blieb an einem scheinbar wertlosen Stück Holz hängen, das aussah wie ein abgebrochener Ast. Jedes zweite der Fächer war hell erleuchtet, in einigen blitzten facettierte Lichtkugeln.
Hinter der Holostatue entdeckte der Besucher Bewegung: die filigranen Gestalten der Zwillinge.
»Cha Eins, Cha Zwei und Sternenquell«, sagte Chiyme. Fenji erkannte sie an dem silbrigen Mal, das ihren Mundwinkel mit der flachen Nase verband. Ihre Zwillingsschwester beugte den schlanken Leib nach hinten, warf dabei den Kopf zurück, dass sich die Goldhaut am sehnigen Hals spannte. Die kleinen Brüste dehnten den eng anliegenden Stoff ihres Kleides über dem Freiraum der Gebildegrube. Sie kicherte, bis sich unvermittelt der Ausdruck ihres Gesichts verdüsterte und sie im Tonfall eines elegisch-religiösen Opus sang: »Sternenquell, Sternenquell, wachst auf und stirbst.«
Cha Panggu eilte zu ihnen, bildete einen Armtentakel und berührte die Mädchen sanft, ehe er sie in barschem Tonfall wegschickte und sich an seinen Gast wandte. »Beachte sie nicht. Was sie sagen, bleibt unverständlich.
Sie reden ohne Sinn und Verstand. Nur gegenseitig scheinen sie sich bestens zu verstehen.«
Wer bin ich, dass ich dem Meister widerspreche? Fenji schwieg und wartete ab.
Die Mädchen wandten sich noch einmal um, ehe sie den Raum verließen. Ihre zarten Gestalten bildeten zitternde Schattenrisse vor der Wand, die rund um die Tür aus Millionen Punkten leuchtete. Jede Lichtquelle stand für einen Stern, wie ihn ihre Heimatgalaxis Zomoot ständig gebar, die landläufig in der Verkehrssprache Lozomoot Sternenquell genannt wurde. Die Zwillinge tasteten mit den Fingerspitzen über die Wand. »Stimm an den Grabgesang, lass leuchten das Gewebe«, trällerten sie, plötzlich in fröhlicher Melodie. »Dies wird der Tag sein, an dem sie sterben!« Sie lachten, drehten sich elegant und zogen sich zurück.
Ein Dienstroboter rollte auf Cha Panggu zu. Die würfelförmige Maschine öffnete eine Klappe auf ihrer Oberseite. Der Raumpirat griff hinein, ohne richtig hinzusehen, entnahm eine farblose Kapsel und rollte sie auf der Handfläche. Dampf wallte auf, in dem kleine blaue Funken blitzten. Panggu schluckte die Kapsel, und für einen Augenblick funkelten seine Augen in demselben Blau. »Du fragst dich, warum du hier bist, Fenji.«
Sein Meister ließ sich auf einen breiten Sessel fallen, der unter der plötzlichen Belastung knackte, als würde er im nächsten Augenblick zusammenbrechen. Eine zweite Sitzmöglichkeit gab es nicht. Cha Panggu war auf Gäste offenbar nicht vorbereitet; oder wenn, legte er keinen Wert auf ihre Bequemlichkeit. »Fenji, du bist mein bester Schüler. Deshalb habe ich dich vor inzwischen fast genau acht Monaten ausgezeichnet, indem ich dich deine beiden Konkurrenten mit dem Schandmal zeichnen ließ. Ich habe sie danach übrigens ...« Ein kurzes Kopfnicken, als wolle er damit Bedauern ausdrücken.»... übrigens getötet. Die Gui Col können Versager nicht gebrauchen.«
»Warum ...«
»Warum du sie vor ihrem Tod noch die Prozedur hast durchlaufen lassen?« Cha Panggu zog das rituelle Messer aus einem Fach, das seitlich in den Armlehnen des Sessels angebracht war. Er tat, als sei das selbstverständlich, doch dieses Detail zeigte Fenji einmal mehr, dass sein Meister nichts dem Zufall überließ und auch diesen Auftritt bis ins letzte Detail durchgeplant hatte. Noch immer klebte das verkrustete Blut der
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