PR Tefroder 02 - Segler im Sternenwind
begann er zu redebrechen.
Er erzählte aus seiner Jugend. Von seinem Traum zu fliegen. Von der Mondlandung, der Begegnung mit der Unsterblichkeit und der Superintelligenz ES, die sein Werden seit seiner Geburt verfolgt hatte.
So viele Erinnerungen. So viele Erlebnisse. Dramen, Tragödien, Komödien. Leben und Tod, Freude und Qual, Sein und Haben.
Von einer weit abgehobenen Position sah sich Rhodan selbst zu, wie er immer weiter ausholte und Dinge ans Tageslicht der Erinnerungen hob, die ihm irgendwann entfallen waren, die sich nun aber doch wieder in den Vordergrund drängten. Es wunderte ihn, was in diesem grau-weißen Brok-ken namens Gehirn alles Platz gefunden hatte!
Anfänglich waren es Bruchstücke, die er verriet. Dann redete er immer schneller, immer ausführlicher; so, als hätte sein Gedächtnis einen Riss, durch den die Erinnerungen ins Freie strömten und von einem halb leeren Gefäß aufgefangen wurden.
Irgendwann fand er wieder zu sich zurück, zu seiner körperlichen Hülle. Immer noch redete er, erzählte von Partoc und Kemoauc, von Kosmischen Burgen und Kosmokraten ...
»Es genügt!«, rief Imals Tausendfalt. Er rieb sich den - deutlich angeschwollenen - Magen. »Ich habe genug gehört. Der Pantopische Kompass gehört dir. Allerdings...«
»Ja?« Rhodan richtete sich auf. Er blickte auf die Shisha. Sie war benutzt worden. Von ihm. Er spürte ein raues Kratzen im Hals und den Geschmack nach Rosenblättern.
»Du wirst ihn nicht nutzen können. Du musst ihn deiner Begleiterin übergeben.«
»Wem?« Erneut musste der Terraner husten. Sein Hals war trocken.
»Die da.« Imals Tausendfalt deutete auf Caadil Kulée, die stumm neben ihm saß und mit gierigem Blick auf den Kompass starrte. »Die Trägerin des Transzendoriums ist die Richtige, um den Kursangaben des Kompasses zu folgen.«
Er streichelte über den Handrücken der jungen Frau und berührte dabei - Zufall oder nicht? - den alten Handschmuck, der Rhodan bereits mehrmals aufgefallen war. Der Pantopische Kompass ruhte plötzlich zwischen Zeigefinger und Daumen Caadil Kulées. Die junge Frau starrte ihn an; anfänglich verwirrt, dann mit immer mehr Interesse.
»Und jetzt geht«, forderte Imals Tausendfalt sie auf. Irgendetwas bewegte sich gurgelnd in seinem Inneren. »Ich bin müde, so unendlich müde.«
Der Aktivatorträger fühlte, dass er unter keinen Umständen widersprechen durfte. Imals Tausendfalt hatte Fluchtgedanken in ihm verankert, so, wie der Bauer Keime in den Boden setzte und darauf vertraute, dass sie erblühten. Er durfte unter keinen Umständen bleiben. Ihre Zeit im Diskontinuierlichen Kongress war zu Ende. Der Aufenthalt hatte mehr Fragen als Antworten gebracht; wie so oft, wenn Rhodan mit Wesen zu tun hatte, die auf einer höheren Existenzstufe standen, wie es unzweifelhaft auch dieser Bandagierte tat.
Bevor er in Begleitung Caadil Kulées den Raum verließ, fand er die Kraft, sich nochmals umzudrehen und eine einzige Frage zu stellen: »Wer oder was bist du wirklich?«
Der Humanoide lachte. »Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass du mit deiner absurden Naivität eigentlich gar kein Recht hättest, so alt zu werden, wie du bist?« Er seufzte. »Ich heiße Imals Tausendfalt. Ich bin eine Peiken-Manifestation. Und jetzt raus hier, ihr Störenfriede!«
Binnen kürzester Zeit fanden sie sich auf der Straße vor dem Bürogebäude wieder. Die Fenster waren nun alle abgedunkelt. Sie wirkten wie tote, leblose Augen. Alles an dem Gebäude wirkte hässlich und abweisend. Rhodan mochte nicht glauben, dass er sich eben noch da darin aufgehalten hatte. Die Erinnerungen wurden weniger, sie verblassten so rasch, dass er sie kaum festzuhalten vermochte.
»Wie bist du da reingekommen?«, fragte er Caadil, die neben ihm stand und noch verwirrter als er dreinblickte.
»Ich kann mich nicht mehr genau erinnern.« Die Vortex-Pilotin begutachtete erneut das kleine Plättchen in ihrer Rechten. »Ich hatte die Gondel unweit von hier geparkt. Irram Des kam auf mich zugelaufen und erklärte mir, dass du nach mir gefragt hättest und dass du in diesem Gebäude verschwunden seist. Er wollte, dass wir dir folgten. Da waren beunruhigende Geräusche zu hören, und hinter verdunkelten Fenstern zeigten sich die Silhouetten seltsamer Gestalten. Er und Haneul schafften es nicht. Irgendetwas hinderte sie daran, durch das Glastor zu treten. Mir gelange es, weil... weil... «
»Weil du gerufen wurdest?«
»Nein«, sagte Caadil trotzig. »Weil ich es
Weitere Kostenlose Bücher