PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten
weiblichen Stimme sagen: »Die Sauerstoffunterbrechung hat die Stirnlappen der Neugeburten irreparabel geschädigt. Eine schwerwiegende geistige Behinderung wird ... «
Er hörte Cha Panggu schreien: »Gerechtigkeit! Ich fordere Gerechtigkeit!« Er sah die endlose Reihe der Massaker, die Blutspur in so vielen Farben von vielen Arten Blut, die der Tributier auf den verschiedenen Welten Zomoots hinterlassen hatte. Er sah, was der Tributier der jungen Gui-Col-Frau Dy angetan hatte, der Wächterin über Caadil Kulée, erbost über ihre Jugend, ihre goldfolienverklärte Schönheit, ihre schiere leibliche Existenz.
Rhodan sagte: Es ist deine Erinnerung. Ich teile sie mit dir. Aber ich nehme sie nicht an als meine. Du hast es getan. Steh dafür ein.
Er hörte Cha Panggu noch einige Male nach Gerechtigkeit schreien. »Sie kommen nach Airmid. Sie hätten geheilt werden können, nicht wahr? Sie wurden nicht geheilt. Stattdessen haben sie sie mir ganz genommen. Sie wissen nicht einmal mehr, dass sie meine Töchter sind. Ist das gerecht?«
Dann verstummte der Gui Col.
Allmählich verblasste die Welt, wurde alles weiß. Und still, wie Wolken über den Himmel ziehen.
Sie saßen einander in den thronähnlichen Sesseln gegenüber.
»Gerechtigkeit«, sagte Cha Panggu nach einer Weile leise. »Verstehst du mich?«
»Nein.« Rhodan fühlte sich ausgemergelt. Er erhob sich dennoch aus dem thronartigen Sessel.
Der Gui Col schien verstört. »Damals auf Gleam. Als ich mit mir. Die Zigarette und Plophos. Wir hätten, ja. Wäre es denn anders? Forderst du keine Gerechtigkeit? Glaubst du denn nicht an Gerechtigkeit?«
Rhodan ging langsam auf Cha Panggu zu. Der Oberkörper des Gui Col lag unnatürlich schräg, zur Seite gekippt; aus der Gebildegrube sickerten zähe Fäden, die keine Kontur mehr annahmen. Er blickte Rhodan aus erloschenen Grubenaugen an.
»An Gerechtigkeit? Nein«, sagte Rhodan. »Lange schon nicht mehr.«
»Woran glaubst du?«, fragte der Gui Col.
Rhodan dachte einen Moment nach. Dann strich er dem Gui Col behutsam über die Goldfolie seines Gesichtes. »An das Leben«, sagte er. »Wir haben nichts anderes.«
Er saß mit Caadil und Gonddo Munussaje als einzige Gäste zusammen in der Bar des Hotels Zum gescheiterten Bergsteiger. Cairpre war vor nicht einmal einer Stunde aufgegangen. Durch die weit geöffneten Türen des Hotels wehte ein bittersüßer Wind. Sie aßen ein Frühstück.
Da betrat Cecennery Danwi den Raum und setzte sich auf Munussajes Wink zu ihnen. »Wir haben das Gedächtnisprotokoll eures Duells ausgewertet«, sagte Danwi.
Rhodan lachte bitter. »Gedächtnisprotokoll - das ist ja mal ein treffender Begriff.«
»Cha Panggu hat es in eurem Modell nicht thematisiert, aber wir konnten aus einigen Mnemoschatten rekonstruieren, wo er das deaktivierte Morphische Werkzeug versteckt gehalten hat. Es wurde bereits geborgen.«
»Wann bekomme ich das Transzendorium zurück?«, fragte Caadil.
»Heute noch«, sagte Danwi. »Wenn du uns bitte einige kurze Analysen des Morphischen Werkzeugs gestattest.«
Caadil machte eine zustimmende Geste.
»Wie geht es dem Tributier?«, fragte Rhodan.
»Es ist uns gelungen, nach seinem mental-mnemotischen Zusammenbruch einige wenig oder unbeschädigte Segmente seines Geistes zu bergen und zu einem funktionalen Ganzen zu verknüpfen.«
»Eine mentale Prothese, sozusagen«, meinte Caadil.
»Sozusagen.«
»Erinnert er sich, wer er ist?«, fragte Rhodan.
»Natürlich«, sagte Danwi. »Er ist der Gui Col Ghuram Rooch. Allerdings erinnert er sich nicht mehr daran, wer er davor war.«
Caadil verdrehte die Augen und nahm einen Schluck. »Sehr feinsinnige Differenzierung.«
»Danke«, sagte Danwi humorlos.
»Woran wird er sich erinnern?«, fragte Rhodan.
»Eine bunte Collage. Nichts, was euch oder uns noch beunruhigen müsste. Er erinnert sich, zwei Töchter gehabt zu haben. Dieses Engramm war merkwürdigerweise unauslöschlich. Aber wir haben es so abgeändert, dass er sich an deren Tod erinnert.«
»Falls er sich doch noch an irgendetwas erinnern sollte«, sagte Rhodan, »dann lasst ihm das.«
»Warum?«, fragte Danwi.
»Weil jeder ein Recht hat auf seine Erinnerung.«
Danwi und Munussaje blickten einander an, nahmen aber keine Stellung.
»Außerdem wünsche ich es so«, sagte Rhodan und lächelte nachdrücklich.
»Dann«, sagte Gonddo Munussaje und schaute erst Caadil Kulée, anschließend Perry Rhodan an, »wird es Zeit, dass ihr nach Besseriu
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