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PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten

PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten

Titel: PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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ich?
    »Hip Hip Hurra!«
    Die drei Sonnen. Der Planet Gleam. Aus dem Panoramafenster sah er einen der Pilzwälder. Ein Gravotänzer sprang aus dem Pilzdickicht, schob seine Unterlippe vor, schaufelt Schwimmmoos aus einem Tümpel Sumpfwasser und trompetete.
    Gleam also. Ich bin in Andro-Beta. Gleams Mond ist bereits zerstört. Siren, von dem aus die Mobys in Andro-Beta gesteuert worden waren. Aber bin ich zu diesem Zeitpunkt auf dem Planeten? Und was macht Mory hier? Sie sollte in der Milchstraße sein. In einer Klinik in Terrania City.
    Sein Herz schlug bis zum Hals. »Was ist mit den Kindern? Warum liegen sie dort?«
    Niemand antwortete.
    Warum verrenkten die beiden Neugeborenen ihren Hals auf diese Weise? Warum glucksten oder schrien sie nicht wie Neugeborene sonst, sondern schrillten so anders, so fremdartig? Was war mit ihren Augen? Woher kamen die Risse in ihrer Gesichtsfolie?
    Warum wirken sie wie verlebte, zusammengeschrumpfte Greise?
    Ein Notfall-Zischen. Das ockerfarbene Alarmlicht wirbelte über der Medowanne wie ein amoklaufender Dämon.
    »Komm«, bat die Chefärztin Rhodan.
    Er war mit zwei, drei Schritten an der Wanne, in der Mory lag. Ihre Grubenaugen blickten starr an die Decke. Im ölig-schwarzen Pflegesud breiteten sich winzige Ringe aus, als regnete es unsichtbare Tropfen herein.
    Oder als würfe der Tod seine Namenssteine, winzig klein, unwiderruflich.
    »Bei beiden Brutlingen multiples Organversagen«, säuselte die Medomaschine in ihrer weichen, weiblichen Stimme. »Kernhirnzapfen dysfunktional. Folgeschäden treten ein: Lymphherzkränze setzen aus. Plasmafundus-Tracheen setzen aus. Sauerstoffüberbrückung aktiv. Spontane Degeneration des Plasmafundus.«
    Mory öffnete ihren Mund. »Was... den Kindern?«
    »Es sind Zwillinge«, sagte Rhodan. Er warf einen Blick zurück zu den Brutwiegen. Einer der Mediker, ein klapperdürrer, kahlköpfiger Mann, schaute ihn kurz an, senkte den Blick, widmete sich wieder den
    Neugeborenen.
    »Es geht ihnen gut?«, fragte Mory.
    »Ja«, log Rhodan. »Es geht ihnen gut.«
    »Sag die Wahrheit«, bat sie mit einem angedeuteten Lächeln.
    Er lächelte zurück. »Sie sterben.«
    Rhodan wandte sich dem Ärzteteam zu. »Was können wir tun?«
    »Ihre Kernhirnzapfen arbeiten nicht. Die spezifische neural-endokrinologischen Steuerorgane.«
    »Ich weiß, was Kernhirnzapfen sind!«, blaffte er.
    »Sie brauchen ... Ersatz.«
    Seine Gebildegrube explodierte fast vor Zorn. »Haben wir keine Ersatzorgane an Bord?«
    »Tributier«, sagte der Mediker, »die CHAJE ist ein Kriegsschiff. Wir sind auf die Behandlung von kampfbedingten Traumata spezialisiert. Unsere Organbanken - besonders, was die Organe Neugeborener angeht...«
    »Wir brauchen einen Spender«, sagte Rhodan ruhig. »Wir nehmen meine Zapfen. Jeder Gui Col hat zwei dieser Zapfen, oder? Genügt ein Zapfen für jede von ihnen, oder? Operiert sofort.«
    Die Mediker sahen einander an. »Jeder eurer beiden Brutlinge käme mit einem Kernhirnzapfen aus. Ja. Aber du - verzeih uns - bist zu alt. Deine Hirnzapfen sind hormonell längst als männliche ausgebildet. Das frühkindliche Organkombinat und seine zentralnervöse Steuerung, zumal bei weiblichen Gui Col ... aussichtslos. Einmal abgesehen davon, dass du den Eingriff nicht überleben würdest. Dass niemand den Eingriff überleben würde.«
    »Meine«, sagte Mory leise. »Entnehmt meine Hirnzapfen.«
    »Das wäre allerdings möglich«, sagte einer der Mediker vorsichtig. »Wenn wir sehr schnell arbeiten, hätten wir noch eine Chance.«
    Rhodan starrte in die Brutwiegen, wo seine beiden Kinder um ihr Leben kämpften. Wo sie den Kampf verloren.
    »Meine«, wiederholte Mory leise. »Nimm meine. Mein Lebensstern. Bitte.«
    »Es ist deine Entscheidung, Tributier«, sagte einer der Mediker.
    »Das ist nicht gerecht«, sagte er wie zu sich selbst. Wie sollte er entscheiden zwischen dieser, die er liebte, und diesen, die er lieben würde?
    Wie konnte man ihm diese Wahl aufbürden? Wer bürdete sie ihm auf?
    Wäre es wenigstens irgendwer gewesen, ein Feind, jemanden, den er dafür hassen könnte - ja, das wäre gerecht. Er würde hassen. Er würde sich rächen können.
    Aber so ...
    »Es ist deine Entscheidung, Tributier«, wiederholte der Mediker.
    Viel Schweigen für diesen atemlos engen Raum. Die zugrunde gehenden, kläglichen Stimmen der Neugeborenen.
    »Ich möchte, dass du es tust«, bat Mory leise. »Ich will von keiner anderen Hand sterben.«
    Die Mediker starrten ihn an.

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