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PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten

PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten

Titel: PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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Möbiusband, siebenoder achthundert Meter breit, über das ein mächtiger Strom floss, gesäumt von zwei Ufern.
    Wie lang das Möbiusband war? Nicht lang. Tausend Kilometer
    vielleicht.
    Das Möbiusband bildete einen fast vollkommenen Kreis; einen Ring. Inmitten des Ringes hing eine Miniatursonne, viel zu klein, um natürlichen Ursprungs zu sein. Ein stellares Artefakt.
    Kendrion schleuste ein Beiboot aus und landete mit einigen ihrer Wissenschaftler und Raumsoldaten.
    Als sie aus dem Beiboot stiegen, regnete es. Wahrer Regen, der nach Regen roch und nach Regen schmeckte. Die Sonne schien, vom Landepunkt aus gesehen, knapp hinter dem Horizont zu liegen - einem Horizont, der zum Greifen nah war.
    Am Himmel stand das Lichtrad Andromedas und, wenn auch kleiner und fragiler, die ferne Milchstraße.
    Im Fluss schwammen - Kreaturen.
    Zügig und schön, ausdauernd, mit kräftigen Bewegungen ihrer Arme und Beine, ihrer anderen Extremitäten. Es waren keine Wasserlebewesen, keine Amphibien, das Wasser war nicht ihr Lebensraum. An den Ufern des Flusses fanden sich Siedlungen: geflochtene Häuser, die im Geäst von Riesenpflanzen hingen; Städte, die aus nichts als bebauten steilen Bogenbrücken bestanden; Häuser aus dampfendem, duftendem Eis; Hallen aus durchsichtigem Stahl; Bunker aus Horn, die Eingänge verhangen von wispernden Häuten.
    Es regnete also.
    Es kamen Kreaturen aus den Siedlungen, manche lemuroid, manche wie Gaids, manche von so maroder oder erhabener Gestalt, dass Kendrion weinen wollte.
    Sagt man.
    Einer von ihnen, der ein Tefroder hätte sein können, wäre sein Schädel nicht wie ein Kristallgefäß gewesen, in dem ein leuchtendes Gehirn schwamm und pochte und direkt in Kendrions Gedanken sprach, einer also hielt ihr einen Schirm über den Kopf und das triefende Haar und fragte: »Wollt ihr schwimmen?«
    Kendrion lächelte und sagte: »Wir sind auf der Flucht. Wir haben keine Zeit für solche Dinge. Eines Tages, wenn wir eine neue Heimat haben ...«
    »Ihr habt keine Zeit«, hörte sie (und zweifellos hörten alle ihre Begleiter es auch) das lichte Gehirn sagen. Und sie hörten es lachen. »So, so.«
    In der Siedlung, aus der die Fremden gekommen waren - Häuser aus dampfendem, duftendem Eis -, aßen sie und tranken und erzählten von ihrem Geschick: von dem Krieg gegen das Solare Imperium. Von dem Untergang der Meister. Von den feinen Verästelungen des Unglücks, wenn man auf den Seiten der Argen, endlich Besiegten stand. Von dem Hoonjo-Kommandanten und von ihrer Vertreibung aus dem Zheud-System vor einem halben Jahrhundert.
    »Zeit«, echote es in ihrem Kopf. »Vielleicht solltet ihr ein wenig schwimmen.«
    Warum nicht.
    Zog also die Gesellschaft los aus dem Haus aus Eis, an das Ufer, entkleidete sich.
    »Schämt ihr euch euerer Nacktheit?«, fragte das lichte Gehirn.
    »Nein«, sagte Iyama Kendrion.
    Am Himmel die beiden Lichtinseln, die verlorene Andromeda, die weite Milchstraße.
    Sie schwammen. Es regnete. Das Wasser war kühl. Es trug. Kendrion machte kräftige Züge. Kam gut voran.
    Am liebsten wäre sie immer weiter geschwommen. So leicht. Wohin?
    Sie stiegen ans Ufer, nachdem sie über tausend Meter geschwommen waren. Die ungewohnten Bewegungen hatten sie geschwächt, aber zugleich auf merkwürdige Art erleichtert. Es war Gras, in das sie sich legte. Sie schloss die Augen. Sie hörte ihr Herz.
    »Was ist das?«, fragte sie und zeigte mit dem ausgestreckten Fuß auf den Fluss. »Was geht vor mit uns?«
    »Wir wissen es nicht«, sagte das lichte Gehirn. »Wir wissen nur: Wer in diesem Fluss schwimmt, altert nicht.
    Geht er ans Ufer, lebt er. Zeit vergeht. Aber in diesem Wasser...«
    »Oh«, sagte Kendrion.
    »Einige von uns«, sagte das Gehirn, »sind ich weiß nicht wie lang seit Jahrhunderttausenden hier. Schwimmen. Verbringen nur kurze Zeit an den Ufern. Schlafen wenig. Schlafen nie. Schwimmen. Schwimmen. Schwimmen.«
    Nach einigen Tagen kehrte Iyama Kendrion von der Konferenz zurück. An Bord des Flaggschiffs ihres Konvois hatte sie die Lage erklärt, die Einladung der Flussgesellschaft überbracht, sie zu Abstimmung gestellt.
    Dort konnten sie bleiben. Dort waren sie willkommen. Dort konnten sie siedeln.
    Und das Altern, vielleicht sogar die Sterblichkeit ablegen wie einen Mantel, nachdem der Winter vorüber ist für immer.
    Sie sagten Ja zu diesem Angebot.
    Eines Tages, Jahrhunderte nach ihrer Ankunft, trieb Iyama Kendrion auf dem Rücken im Fluss, sachte Bewegungen mit den Armen, die Augen

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