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PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten

PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten

Titel: PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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verborgenen, dem gegenläufigen, Gegenstand unzähliger Legenden, oft behauptet, niemals erwiesen, niemals zu beweisen.
    Ja, ich glaube, diese Version gefällt mir. Das Tamanium -1, das verborgene also. Lassen wir die Geschichte dort ihren Anfang nehmen; sie führt uns am Ende zu dem Protokollanten, und der braucht keinen Ort.
    Wir wollen annehmen, dass es auf Eiskane, der Hauptwelt des verborgenen Tamaniums, eine hoch entwickelte Technik gab. Weiße
    Städte, weiße Häuser. Eine sanftere Sonne, ein sanfter Wind.
    Hoch im Orbit verkehrten mächtige Maschinen, Tarnfeldprojektoren und Waffenplattformen mit übermächtigen Geschützen, die, was Geschützen ja nicht oft gelingt, den Frieden gesichert hatten auf lange Zeit und alles, was Eiskane feindlich gesonnen sein könnte, fernhielt von dieser Welt.
    Unterirdische Fabriken produzierten eine bunte, beispiellose und immer wieder erstaunliche Warenwelt, die den Eiskanern kostenlos zur Verfügung gestellt war: aromatisch-heilkräftige Tücher und Textilien; mechanobiotische Früchte, die das Wohlgefühl in ungekannte Höhen steigerten; sympathokrines Spielzeug und nanohormonelle Sinnesoptimatoren. Androide Trolle, die in grellgelben Trainingsanzügen in den Fitnesszentren mit ihren lemurischen Meistern und Meisterinnen die Körper ertüchtigten; feminine Kunstwesen, die ihren Meistern - ich sage mal: mannigfache Freude bereiteten. Ja, richtig: zum Beispiel für sie kochten.
    Pränatale, ja präkonzeptionelle Gentechnologien sorgten dafür, dass die Eiskaner nicht weniger schön waren als die Waren, die ihren Alltag bereicherten.
    Die Krankheiten vernichtet; alle denkbaren Verbrechen von sozialer Vorsorge verhütet.
    Eine Glückswelt. Den Zeitläuften der galaktischen Historie so enthoben, gegen alles Leid und Elend so gefeit, dass es den sorgengewohnten Augen der Lemurer unwirklich schien.
    Eine Glückswelt. Ein glückliches Tamanium. Wer an Götter glaubt, darf vermuten, dass diese Götter die Eiskaner beneiden mussten.
    Aber, ob man an Götter glaubt oder nicht: Es ist niemals klug, ihren Neid zu erregen.
    Eines Tages meldete die Supervisionspositronik der Stadt Suduom das Fehlen eines Eiskaners. Man befragte seine Lebensgefährtinnen und Lebensgefährten, den Troll, der für seine Leibesertüchtigung zuständig war
    - alle ratlos.
    Wenige Tage später folgte die nächste Verlustmeldung, neuerlich aus der Stadt Suduom. In den nächsten Tagen waren auch andere Städte betroffen. Dutzende verschwanden. Hunderte.
    Man beschloss von amtlicher Seite aus, sich mit dem Phänomen zu befassen. Eine Polizei wurde eingerichtet, Hilfe aus den Alten Tamanien angefordert.
    Die Kommissionen arbeiteten sachdienlich, professionell und völlig erfolglos.
    Weitere Eiskaner verschwanden, verloren sich, wurden entrückt.
    Weitere Helfer eilten herbei, Ratgeber und Realitätsfahnder, Schamanen, Mutanten, Theometer und Forschungspriester der Experimentellen Theologie.
    Umsonst. Nicht nur fanden sie keine Spur der Verschollenen, sondern sie vermochten auch nicht zu verhindern, dass mehr und mehr Eiskaner abgängig wurden.
    Brüchig ist das soziale Netz. Setzt einmal das ein, was unsere terranischen Freunde die Furie des Verschwindens nennen, ist bald kein Halten mehr. Die Eiskaner erlaubten sich Freiheiten, die zunächst als bloße Nachlässigkeiten in Erscheinung traten, als mäßige, dann übermäßige Säumigkeiten. Wozu sich von den Holokatalogen die neuesten Tücher und Textilien präsentieren und anmessen, die neuesten mechanobiotische Früchte auf die Zunge projizieren, herzzerreißendes sympathokrines Spielzeug vorführen lassen, wenn man morgen in ein Nirgendwo versetzt sein konnte, wo alle Eigentümer unerreichbar waren, entlegen auf immer?
    Wozu zu Diensten erscheinen, die vielleicht morgen schon keinen Dienstleistungsempfänger mehr kannten?
    Neue Sehnsüchte sprangen auf wie lange überwinterte Blumen, sonderbare Gewächse der Menschennatur, elementareres, brennenderes Verlangen nach Haut und Haar des anderen, Fleisch und Blut. Fremdartig-urvertraute Träume durchpflügten die Nächte, auch wenn kaum noch jemand schlief, denn als ob der Schlaf anfällig machte für das Verlorengehen, mied man ihn. Dabei gab es keinerlei Beweise, nicht ein einziges Indiz dafür, dass die Eiskaner vor allem oder überhaupt im Schlaf gestohlen würden.
    Eine übernächtigte Welt, zu jeder Zeit taghell erleuchtet, dröhnend von den monumentalen Feiern, die jetzt jederzeit und überall stattfanden,

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