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PR2604-Die Stunde der Auguren

PR2604-Die Stunde der Auguren

Titel: PR2604-Die Stunde der Auguren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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konnte Puc sehen, sofern dieser kein Holo war.
    »Ich möchte dir etwas zeigen – die letzte Mitteilung von Anicee. Hast du einen Holoprojektor?«
    Theodora ließ das Gerät vom Haushaltsroboter zum Tisch bringen. Puc stellte einen Kontakt her. Für Außenstehende blieb die spiegelglatte, kupferfarbene Wölbung meist leer. Die neuroaktive Schnittstelle der Miniaturbiopositronik sorgte dafür, dass Routh Puc im Normalfall nur zu sehen und zu hören meinte. Er hätte Puc sogar darauf einstellen können, dass er dessen imaginäres Getränk roch. Puc war mit sämtlichen bedeutenden und einigen abseitigeren Informationsgeweben Terras verbunden. Was er an Information aus den Netzen sog, konnte er entweder direkt in Rouths Hörzentrum übermitteln oder, noch eindringlicher, ihm paramechanisch ins Gedächtnis einprägen. Dort lag es für ihn jederzeit griffbereit – Routh erinnerte sich in diesem Fall an das, was Puc ihm mitteilte.
    Was zu Beginn ziemlich gewöhnungsbedürftig gewesen war.
    Der Holoprojektor präsentierte die Aufzeichnung. Theodora verfolgte das Schauspiel aufmerksam. »Eine Gespensterbotschaft«, sagte sie.
    »Ja, leider nur eine Gespensterbotschaft.«
    »Ich verstehe nicht alles«, sagte Theodora, »aber es ist eine Verabredung.«
    »Du verstehst sie?«
    Die fiebrig roten Flecken auf ihren Wangen vertieften sich. »Es ist eine Abwandlung von dem, wie Auris und ich uns früher verständigt haben. Bevor sie deine Tochter kennenlernte. Die beiden haben natürlich etliche Zeichen umkodiert. Kann ich es noch einmal sehen?«
    Routh ließ Puc die Botschaft wiederholen.
    »Sie verabreden sich, einen dieser ... dieser Auguren zu hören«, sagte sie. »Seinen Namen kann ich nicht lesen. Er soll hier auftreten. In der Stadt.«
    »Wann?«
    »Noch heute Nachmittag. Ich kann das Zeichen ...«
    »Und wo?«
    »Auf der Reeperbahn.«

Höllenfahrt und Weiteres
     
    Routh bekam keinen Gleiter und ging zu Fuß. Einsatzfahrzeuge des Katastrophenschutzes, der Polizei und sogar militärische Fahrzeuge versuchten, Ordnung zu stiften, Brände zu löschen, Trümmerberge zu beseitigen. Überall sah er die Reste kollabierter Bauwerke, havarierter Gleiter, geplatzter oder irregeleiteter Roboter und anderer Maschinen.
    Routh betrat die Reeperbahn gegen 14.30 Uhr. Es war ein mächtiger, ovaler Kuppelbau von mehreren Kilometern Länge und sicher einem Kilometer Breite. Im Inneren der Kuppel fanden sich zahllose kleine und kleinste gastronomische Betriebe und die dekorierten Zugänge zu den Antigrav- und Luftschächten, die in die Tiefe führten.
    Das System war einfach: Es gab zehn unterirdische Stockwerke, die sogenannten Epochen, und je tiefer man hinabstieg, desto früher, ja urzeitlicher war die dort nachgebildete Epoche.
    Zu Rouths Überraschung war die Reeperbahn gut besucht. Auffallend viele junge Leute, die den Angeboten der Halle auffallend wenig Beachtung schenkten. In diesem Alter war man sich eben meist selbst genug.
    Eine junge Frau kam mit ziemlich überzeugendem Hüftschwung auf ihn zu. Ihre milchweiße Haut war so makellos, ihre rubinfarbenen Lippen schimmerten so lupenrein, dass Routh sie auf den ersten Blick als Androiden erkannte. Letztlich kaum mehr als ein Roboter mit Bioplastverkleidung. Den Konventionen folgend, gab es für die in ihm verbaute Positronik nicht mal einen Plasmateil.
    »Ich bin Inez«, sagte sie und strich mit dem Rücken ihrer linken Hand über seine Wange. »Du bist neu hier?«
    »Ich suche meine Tochter«, sagte er. »Hast du ein Interface, damit ich dir ihre Daten übermitteln kann?«
    »Ich habe allerlei.« Die Androidin lachte glockenhell. »Aber eine Lizenz, verlorene Töchter an ihre rechtmäßigen Besitzer auszuliefern, habe ich nicht.«
    Routh nickte. »Sie möchte hier einen Auguren treffen. Weißt du, wo der Augur sich aufhalten könnte?«
    »Nein«, sagte die Androidin. »Vermutlich in einer unserer zehn Epochen.«
    Routh seufzte. Es würde ihm nichts anderes übrig bleiben, als Etage für Etage zu durchsuchen. »Begleitest du mich?«, fragte er Inez. Er würde an der Seite der Androidin weniger auffallen als allein und mit dem Vaterblick.
    »Ich bin kostenpflichtig«, mahnte Inez.
    Daran hatte er keinen Zweifel. Die Antigravschächte waren gesperrt. Er führte sie vor einen Lifteingang und studierte den Lageplan der Reeperbahn.
    »Wohin fahren wir?«, fragte Inez.
    »Zur Hölle«, sagte Routh und wies auf die Etage zehn. Die dort etablierte Epoche trug den Namen »Präastronautische

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