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PR2604-Die Stunde der Auguren

PR2604-Die Stunde der Auguren

Titel: PR2604-Die Stunde der Auguren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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Flotteneinheiten meldeten, dass sich die Fremden nicht geradewegs aus dem System zurückzogen, sondern in eine Parabel eingeschwenkt waren.
    Ihr Kurs führte sie zu den inneren Planetenbahnen. Noch war unentschieden, ob sie Venus oder Merkur anzielten.
    Carmichaels Verband folgte ihnen, immer in Schussweite.
    »Strategische Optionen der gegnerischen Einheiten?«, verlangte Bull.
    »Angenommenes strategisches Ziel?«, erkundigte sich LAOTSE.
    »Zerstörung oder Besetzung der Erde.«
    »Ein zum Schein oder auch mit Wirkungsfeuer vorgetragener Angriff auf Venus oder Merkur könnte uns zum Abzug von Flottenverbänden aus dem erdnahen Raum veranlassen und Terra-Luna von Verteidigungskräften entblößen.«
    »Es sind aber außer diesen drei keine anderen Schiffe zu sehen, die uns angreifen könnten«, wandte Ollaron ein.
    »Möglicherweise operieren weitere Einheiten unter Tarnvorrichtungen«, überlegte Bull laut.
    LAOTSE fuhr fort: »Eine besetzte oder militärisch unter Druck gesetzte Venus könnte uns erpressbar machen. Merkur ist sehr viel dünner besiedelt. Dort stehen allerdings die beiden Aagenfelt-Festungen. Außerdem unterhält die Liga dort mit dem Volcan-Center von Merkur-Alpha die bedeutendste Forschungsstation für den Korpus von ARCHETIM.«
    Adams sah Bull fragend an.
    Bull sagte: »Die Aagenfelt-Barriere ist längst außer Betrieb. Die Anlagen haben nur noch technomusealen Wert. Unter den Bedingungen des erhöhten Hyperwiderstandes ...«
    »... von dem wir noch nicht wissen, ob und wie er sich in diesem raumzeitlichen Kontext auswirkt«, gab von Strattkowitz zu bedenken.
    »Also durchaus ein lohnendes Ziel«, stimmte Bull zu.
    Das nach Tautmo Aagenfelt, dem großen Hyperphysiker des späten 13. Jahrhunderts NGZ, benannte System hatte den überlichtschnellen Einflug in den Bereich des Solsystems unterbinden können. Eventuell im Überlichtflug angreifende Schiffe konnten mithilfe der Barriere zwangsweise in gezielt festlegbare Quadranten des Normalraums geschleudert werden, die meist durch großräumige Raumminenfelder abgeriegelt waren. Alternativ erfolgte diese Abstrahlung in Sektoren weit außerhalb des Solsystems.
    Kurz darauf schienen sich alle diese Modelle erübrigt zu haben.
    »Fremde setzen Kurs Richtung Sol«, meldete LAOTSE.
    »Wenn sie nicht abdrehen«, sagte von Strattkowitz, »dringen sie in einigen Stunden in die äußeren Schichten der Sonne ein. Wozu? Ortungsschutz?« Er starrte Bull an, als wäre der in die Pläne der Fremden eingeweiht. »Denkbar, dass ihre Schirme den Energien dort nicht standhalten.«
    »So leicht werden sie es uns doch nicht machen«, vermutete Bull.
    Im Holo sah es aus, als gäbe Carmichaels Verband den Fremden Geleit.
    Ollaron fragte: »Sollen wir die drei Schiffe noch einmal angreifen und versuchen, sie vom Kurs abzubringen?«
    Bull überlegte. Dann nickte er. »Ja. Sperrfeuer, zugleich die Aufforderung, das System zu verlassen. Oder wenigstens mit uns in Verhandlungen einzutreten.«
    Die Fremden ignorierten das Sperrfeuer und behielten den Kurs bei. Sie antworteten nicht.

Aus einem Sortiment an Notfallnummern
     
    Kurz nach 22 Uhr erfuhr Routh in der Eric-Manoli-Klinik das Ergebnis der Behandlung. Das Medo-Team hatte Anicees Schlagader regeneriert und das Schulterblatt vorläufig mit Synthoknochen stabilisiert. In den nächsten Stunden würde man darangehen, Anicees zerstörte Knochen zu rekonstruieren. Die gequetschte Leber war für eine bestimmte Zeit suspendiert worden; ein auf ihre Eiweißsignatur programmiertes Ersatzorgan hatte die Funktionen vorläufig übernommen. Dank der weitgehend mikroinvasiv vorgenommenen Eingriffe würde kaum eine Narbe zurückbleiben.
    »Sie hatte Glück«, sagte die Ärztin, eine wuchtige Epsalerin mit einem holografischen Tattoo an der Schläfe, dessen Sinn Routh nicht verstand. »Es hätte sie schlimmer treffen können.«
    »Ja«, sagte Routh.
    »Viele hat es schlimmer getroffen. Wir haben etliche nur tot aus dem Kaufhaus bergen können.«
    »Danke!«, sagte er und bemühte sich um ein freundliches Lächeln. »Ich danke dir sehr.«
    Nach Auris zu fragen wagte er nicht.
    Die Epsalerin brummelte etwas, anscheinend begütigt.
    Routh wollte wissen: »Kann ich mit ihr sprechen?«
    »Sie ist im Heilschlaf.«
    »Ich will sie nur sehen. Nicht wecken.«
    Die Epsalerin nickte, bereits abgelenkt, weil ihr MultiKom ansprach.
    Er saß die Nacht über an Anicees Bett, das Kinn auf die gefalteten Hände gestützt, und schaute ihr beim

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