Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR2604-Die Stunde der Auguren

PR2604-Die Stunde der Auguren

Titel: PR2604-Die Stunde der Auguren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
Vom Netzwerk:
Routh in die Nase. Wir müssen hier raus, dachte er, als die Decke einbrach, durchstoßen von der oberen Pyramide des Warenhauses.
    Das niederfahrende Gebäudeteil durchschlug den Boden und, wie es schien, die Böden der nächsten Etagen. Waren, Menschen, Trümmerstücke wurden durch den Raum gepresst, eine Scherbenwelle, die grauenvoll roch – Menschenblut, erkannte Routh zu seinem Entsetzen. Und, entsetzlicher noch, der Geruch von Gedärmen und ausgeflossenen Mageninhalten.
    Das Licht flackerte wieder und erlosch endgültig. Alles war so rasch geschehen, dass er sich nicht mehr vom Fleck hatte rühren können. In der Finsternis traf ihn etwas erst am Kopf, dann an den Schultern, dann, als er bereits auf dem Boden lag, auf die Oberschenkel. Er schrie kurz auf, alles schrie auf.
    Die Lichtfinger von Scheinwerfern tasteten durch die Finsternis. Die Notfallroboter des Warenhauses waren bereits im Einsatz. In einigen Augenblicken mussten Hilfskräfte der Stadt eintreffen.
    In einigen Sekunden konnte es zu spät sein.
    »Wo ist sie?«, rief er.
    Puc spielte ihm die Daten als Erinnerung zu. Er tastete sich durch die Trümmerlandschaft.
    Er fand sie rasch. »Licht!«
    Zwei Roboter glitten auf Prallfeldern herbei, richteten ihre Scheinwerfer auf die beiden Gestalten am Boden. Irgendwo am Rand seiner Wahrnehmung bemerkte Routh, dass die beiden Roboter eine rote Livree trugen, bloße Lotsenmaschinen waren, wahrscheinlich ohne jede medizinische Kompetenz.
    Auris musste sich über Anicee geworfen haben.
    Anicee wimmerte leise. Auris war still. Er berührte ihren Kopf, der klebrig von Blut war. Sie gab kein Lebenszeichen von sich. Es kostete ihn wertvolle Zeit, um Anicee unter dem leblosen Leib ihrer Gefährtin hervorzuziehen. Er lud sich Anicee über die Schultern.
    Irgendwie schaffte er es ins Freie, übergab Anicee in die Obhut der Medoroboter und sagte: »Es liegen noch viele unter den Trümmern.«
    Auch Auris, dachte er. Und er dachte an Theodora und die Fliederbeersuppe und an den Sinnspruch des Horaz, und er dachte: Was habe ich getan?
    Der Medogleiter gestattete ihm mitzufliegen. Die ganze Zeit des Flugs über hallte die Stimme des Medoboters in ihm nach, ein Mantra auf einer Endlosschleife: »Erstversorgung abgeschlossen. Es besteht dennoch weiter Lebensgefahr.«

»Sie kehren nicht um«
     
    Es kostete Ollaron und Bull einige Zeit, zusammen mit LAOTSE einen funktionierenden Verband der Heimatflotte zusammenzustellen, der auf Abfangkurs gehen sollte.
    Zu lang, dachte Bull. Wir sind immer noch wie gelähmt.
    Kurz darauf meldete sich der Verbandskommandeur, ein gewisser Oberst Henner Carmichael, von der TANWALZEN aus den Umständen entsprechend einsatzbereit:
    Die Triebwerke arbeiteten unzuverlässig; massive und diskontinuierliche Störungen in den Ortungsanlagen machten die Navigation zu einem Wagnis; über die Funktionstüchtigkeit der Schirmprojektoren und der Waffensysteme mochten die Positroniken keine verbindliche Voraussage treffen – sei es, weil eine solche Kalkulation an sich unmöglich war oder weil die Rechner selbst unter Störungen litten.
    Die TANWALZEN war ein Ultraschlachtschiff der JUPITER-Klasse. Mit der IRMINA KOTSCHISTOWA und der BALTON WYT unterstanden zwei Omniträgerschiffe der SATURN-Klasse seinem Befehl. Die übrigen neun Raumer waren Schwere Kreuzer der MINERVA-Klasse.
    »Zwölf Schiffe?«, hatte Ybarri gefragt. »Könnte das nicht als Machtdemonstration missverstanden werden?«
    »Wieso missverstanden? «, hatte Bull zurückgefragt. »Die drei unbekannten Schiffe stellen natürlich keine zahlenmäßige Übermacht dar. Aber ich halte es für angezeigt, den Eindringlingen zu demonstrieren, dass wir – physikalische und hyperphysikalische Komplikationen hin oder her – die Lage beherrschen.«
    »Was wir nicht tun.«
    »Nein«, hatte Bull zugegeben. »Aber das müssen wir ja nicht jedem Eindringling in die Strategiepositronik funken.«
    »Vielleicht kommen sie, um uns zu helfen.«
    Bull schüttelte den Kopf. »Sie dringen in unser System ein. Da gebietet es, wenn schon nicht die Höflichkeit, so die schiere Klugheit, sich und seine gegebenenfalls freundlichen Absichten vorzustellen. Und klug sind die Fremden ohne jeden Zweifel: Solche Raumschiffe entstehen nicht als Abfallprodukt beim Halloweenkürbisschnitzen.«
    Sie zog die Augenbrauen hoch.
    »Du weißt nicht, was Halloween war?«
    »Wir haben im Pädagogikum einiges über archaische Gebräuche gelernt. Halloween war eine vortechnische

Weitere Kostenlose Bücher