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PR2606-Unter dem Stahlschirm

PR2606-Unter dem Stahlschirm

Titel: PR2606-Unter dem Stahlschirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Dodd reagierte wie auf ein Stichwort, das Lanz ihm hingeworfen hatte. »Warum nicht?«
    Er war der Fachmann für Planetare Architektur und Habitatbau, für die Urbanisierung »verschrumpelter, von der Fliehkraft verzerrter Welten«. Die Planetenbrücke war etwas anderes, ein formstabiler geometrischer Körper ohne Plattentektonik und glutflüssigen Kern. »Keine besondere Herausforderung, eine perfekte Infrastruktur zu planen«, hatte er sich erst vor zwei Tagen während des Umbaus der VAHANA zum FATROCHUN geäußert.
    Dodd drehte seinen Erbgott zwischen den Fingern, die dunkle hölzerne Figur mit dem überdimensioniert wirkenden Kopf. Der Kamashite wirkte nachdenklich, beinahe schon abwesend, als er weiterredete.
    »Die Besiedlung der Planetenbrücke muss von ihrer Mitte ausgegangen sein. Zuerst die Stadt mit der notwendigen Versorgung, dann das Umland. Rund siebenhundert Millionen Quadratkilometer Oberfläche hat die Brücke, und das scheint durchweg fester, nutzbarer Untergrund zu sein. Demgegenüber weisen die Kontinente auf Terra zusammengenommen lediglich knapp hundertfünfzig Millionen Quadratkilometer auf. Terra hat etwas mehr als acht Milliarden Einwohner. Und hier?«
    »Wir werden es herausfinden«, sagte Jenke.
    »Wenn ich von einer ähnlich großen Zahl ausgehe«, fuhr der Kamashite fort, »konzentriert sich die Bevölkerung auf der Brücke vor allem im Bereich der Ringstadt und hat sich einige tausend Kilometer weit in Richtung beider Planeten ausgebreitet. Der Rest, und das ist eindeutig der größere Flächenanteil, steht als Reserve für die Zukunft zur Verfügung. Brachland – sicherlich. Und was wir momentan sehen: Konstruktionsland.«
    »Eine interessante Theorie«, schnarrte Blaspa Antublas unvermittelt. Die Sonne war aufgegangen und stand als heller Glutball dicht über dem endlos geraden Horizont. »Aber was ist Konstruktionsland?«
    »Ein Platzhalter für etwas, das ich noch nicht kenne.« Dodd betrachtete seinen Erbgott mit einem forschenden Blick, dann schob er die kauernde Gestalt in den Halsausschnitt des SERUNS zurück. »Vielleicht gibt es nicht einmal fruchtbaren Boden dort unten. Vielleicht ist alles nur vorbereitet, um eines Tages aus Energieumwandlung ein blühendes Paradies zu erschaffen. Na gut, ein Paradies eben, wie es sich jeder Planetenarchitekt erträumt. Die Realität sieht oft genug anders aus.«
    Jenke Schousboe sah, dass die Favadarei denkbar wenig verstanden hatten. Energieumwandlung war ein Begriff, mit dem sie kaum etwas verbinden konnten. Die Favadarei lebten in der Vorstellungswelt ihres prä-atomaren Zeitalters, die wenigen Fixsterne und Planeten über ihrer Welt hatten sie nie dazu gebracht, in aufblühenden Gedanken durch den Raum zu schweifen und über Entwicklungsphasen von Sonnen und zwangsläufig die Entstehung immer schwererer Elemente nachzudenken. Ihre Sehnsucht waren Maschinen, egal ob sie funktionierten oder nicht. Maschinen, mit denen sie eines Tages die Planetenbrücke zu erreichen hofften, die sie als ständige Herausforderung vor sich sahen. Die Menschheit hätte sich an ihrer Stelle kaum anders entwickelt.
    Jenke Schousboe widmete sich wieder der Umgebung.
    Der »Käfer« flog über trostlos blasses Land, nur begleitet von seinem eigenen zitternden Schatten. Hin und wieder gesellte sich der zarte Hauch einzelner Wolken hinzu. Kein fremder Gleiter näherte sich, keine Tiere huschten über die endlose Ebene. Nicht einmal Felsformationen zeichneten sich ab, bestenfalls sanfte Hügelketten, die so gleichmäßig wirkten wie die versteinerten Fußstapfen eines prähistorischen Giganten. Möglicherweise handelte es sich um die Spuren einstiger Konstruktionsmaschinen.
    Irgendwann warf die Expeditions-Kommandantin einen Blick auf die Zeitanzeige.
    Eineinhalb Stunden schon. Sie war überrascht. Das bedeutete rund tausendfünfhundert Kilometer Ödland ohne jede Abwechslung.
    »Jonas, bitte übernimm!«
    Sie erhob sich. Sie ignorierte die forschenden Blicke, die sie trafen, schaute noch einmal zur Hologalerie und betrat die schmale Liftkabine, die sich summend hinter ihr schloss. Nur das leichte Anrucken der Kabine war zu spüren, Augenblicke später öffnete sich der Zugang schon wieder.
    Sie stieg aus. Deck 2, unmittelbar unter der Zentrale, lag auf Höhe des Ringwulstes, der den Hauptrumpf der VAHANA umschloss. In der Kommandokugel befanden sich lediglich sieben Unterkünfte und in ihrer Mitte der Gemeinschaftsraum.
    Auch dort, wie überall im Schiff und an

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