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PR2606-Unter dem Stahlschirm

PR2606-Unter dem Stahlschirm

Titel: PR2606-Unter dem Stahlschirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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wir's erst mal mit einer Reparatur. Wir kommen bestimmt weiter«, sagte Jenke. »Die FATROCHUN-Abschirmung hat ihre Feuerprobe bestanden. Mehr zu erwarten hielte ich für Selbstbetrug. Wenn es schlimmer wird, müssen wir uns eben mit den dysfunktionalen Gezeiten arrangieren. – Okay!« Sie schaute in die Runde. »Wir nutzen die Gelegenheit und sehen uns draußen um. Apatou, Pifa, Lanz – ihr seid dabei.«
    »Was ist mit uns?«, knarrte Finukuls' Sprechsegel.
    »Ich wollte euch gerade danach fragen.«
    »Wir werden Shathrona gemeinsam betreten«, erwiderte Patoshin. »Jedem von uns gebührt es, diesen Schritt zu tun – und keiner soll sich benachteiligt fühlen.«
    »Gut.« Jenke nickte knapp. »Ich möchte ohnehin, dass wir uns gemeinsam die Abschirmung ansehen. Ich will ausschließen, dass durch den Eisrochen Schäden entstanden sind.«
    »Und wenn es so wäre?«, fragte der Maschinenbauer. »Den exakten Zustand kriegen wir nicht mehr hin.«
     
    *
     
    Jenke Schousboe entfernte sich einige Dutzend Meter von dem SKARABÄUS, dann kniete sie nieder und wischte mit beiden Händen über den Boden. Heller Staub wirbelte auf. Das war etwas, das sie durchaus als Erde bezeichnet hätte, ein feinkörniges Material, nur eben ohne Feuchtigkeit.
    Schon in wenigen Zentimetern Tiefe stieß Jenke auf festeren Widerstand. Sie schaute sich nach Bousset um. Der Xenobiologe füllte nur wenige Schritte entfernt Bodenproben in sterile Behälter.
    Ein dünner Schatten fiel vor ihr auf den Boden, als sie den Ganymedaner rufen wollte. Einer der Favadarei war ihr gefolgt.
    Jenke blickte auf. Sie musste den Kopf weit in den Nacken legen, und die Sonne blendete sie, weil Kulslin mit dem Rücken zum Gestirn stand. Der weiße Schein umspielte die dürre Gestalt und schien sie förmlich zu durchdringen, die Kopfknolle wurde im Gegenlicht zum düsteren Fleck.
    Jenke kniff die Augen zusammen. Der Shathologe hielt eine der Repetierarmbrüste an den Leib gepresst.
    »Wonach suchst du?«, fragte er zögernd.
    »Nach Hinweisen auf die Beschaffenheit der Brücke. Schon kleine Bodenproben können uns Aufschluss verschaffen.«
    »Was willst du erfahren?«
    »Woher das Material stammt – zum Beispiel. Ob es hier im System abgebaut wurde oder im Bereich einer anderen Sonne. Selbst wenn es aus einem fremden Universum hierher gebracht worden wäre, könnten wir den Nachweis führen. Natürlich nicht mit den einfachen Geräten der VAHANA, aber sobald wir auf unser Mutterschiff zurückkehren.«
    »Ich verstehe das nicht«, gestand der Shathologe. »Muss ich wissen, worüber du sprichst?«
    Federnd kam Jenke auf die Beine, und Kulslin neigte sich gleichzeitig zu ihr herab. Nun hatte sie seine Kopfknolle fast vor sich.
    »Nein«, antwortete sie, »du musst das nicht wissen, solange dir die kleinsten Bausteine der Materie nicht bekannt sind.«
    »Atome?«
    Jenke Schousboe konnte in dem Moment nicht anders, als zu lächeln. »Kleiner«, sagte sie. »Sehr viel kleiner und vielschichtiger, und jedes Teilchen hat seine Besonderheit.«
    Sie zeigte auf die Armbrust. »Droht uns hier Gefahr?«
    Mit dem Schaftende stellte Kulslin das kunstvoll gearbeitete Stück in den Sand, beide Hände umklammerten den Bogen, und dabei musste er sich noch ein Stück weiter zusammenkrümmen. Der Aufbau mit den Repetierbolzen wirkte nicht nur wie ein plumpes Geschwür, sondern machte die Waffe zweifellos kopflastig.
    »Ich weiß es nicht«, knisterte sein Sprechsegel. »Gefahren lauern überall entlang eines Weges.«
    »Die Allgegenwärtige Nachhut ...« Jenke verstummte sofort wieder. Immer noch glaubte sie, Aidens Stimme zu hören, wie er sagte, sie sollten sich vor der Allgegenwärtigen Nachhut in Acht nehmen.
    »Jenke, siehst du das?«
    Pifas Ausruf ließ sie aufmerken. Die Exo-Ingenieurin stand gut zwanzig Meter entfernt unter dem Ringwulst des Hauptrumpfs. Als Jenke den Blick hob, glaubte sie noch, dass Pifa einen Schaden im Rumpfbereich gefunden hatte, vielleicht waren doch Kristalle und ihre Verbindungen abgerissen worden. Aber die Halb-Ertruserin blickte nach Norden, dem Verlauf der Brücke entlang, und sie streckte den Arm aus, um auf etwas hinzuweisen.
    Jenke wandte sich in die angezeigte Richtung. Ihr Blick schweifte über den hellen und wolkenlosen Himmel. Nur einen Augenblick lang taxierte sie die graugelben Wolkenwirbel von Shathfauth, dann entdeckte sie, was Pifa meinte. Es war sehr viel näher als die Planetenscheibe, ein fast schon faustgroß erscheinendes, sich

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