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PR2609-Im Reich der Masken

PR2609-Im Reich der Masken

Titel: PR2609-Im Reich der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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in diesem Zusammenhang von Zufall sprechen.
    Von der EINKLANG zur ROTOR-G hatte der Escalianer nur etwa hundert Meter im freien Weltraum zurücklegen müssen. Und zu seiner unendlichen Erleichterung lagen diese in einer Zone der Ordnung, die das Schiff des fremden Maskenträgers umgab.
    Diese kurze Entfernung hatte Pridon auf einer winzigen Schwebeplattform durchqueren können, die über einen eigenen Schutzschirm verfügte. Und nun lag die Plattform exakt dreizehn Schritte hinter ihm.
    Völlig lautlos schob sich ein Schott beiseite, das der Aufmerksamkeit des Gardeleutnants zuvor entgangen war. Wahrscheinlich war es nahezu perfekt verborgen, was für die hochstehende Technologie dieses Schiffes sprach.
    Saedelaere trat hindurch. Er war größer, als es Pridon aufgrund der Holo-Übertragungen vermutet hatte. Eine Gestalt, die auf den ersten Blick einem Escalianer glich, aber einige Unterschiede aufwies. Beispielsweise fünf Finger an jeder Hand, davon nur ein Daumen ... wie merkwürdig unvollständig der Fremde dadurch wirkte!
    Saedelaere war eine sehr hagere Erscheinung, auch das wurde dem Gardeleutnant nun erst bewusst. Er wirkte fast zerbrechlich, doch der Eindruck täuschte sicherlich.
    Ohne nachzudenken, ging Pridon zu ihm und begrüßte ihn äußerst herzlich, wie er es sonst nur einem lange vermissten alten Freund zukommen lassen würde: Er legte die Arme um ihn und tippte mit den Spitzen aller Fingern durch sein dunkles Haar auf die Kopfhaut.
    Saedelaere erstarrte.
    »Entschuldige, wenn ich dich verstört haben sollte«, sagte Pridon. »Gesten von einander fremden Völkern sind oft unterschiedlich und verwirrend, doch diese ist im gesamten Reich so weit verbreitet, dass sie mir in Fleisch und Blut übergegangen ist. Es freut mich, deiner Maske nun persönlich entgegenblicken zu können.«
    Saedelaere hob die langen und dünnen Arme, als wisse er selbst nicht richtig, was er damit anfangen sollte. Er blickte auf die Hände, streckte die Finger – und ließ sie wieder sinken. »Der Umgang mit fremden Völkern und ihrer Gestik ist mir vertraut. Ich freue mich ebenfalls, dir gegenüberzustehen ...«, eine kurze Pause, »... und deine Maske bewundern zu dürfen.«
    Pridon lächelte unter seinem Gesichtsschutz. »Es ist eine unserer Redensarten, die du soeben abgewandelt hast.«
    »Das dachte ich mir.«
    »Wir wenden sie vor allem bei wichtigen Begegnungen an.«
    »Ja, auch das dachte ich mir.«
    Die beiden Männer standen dicht beisammen; der Gardeleutnant vermutete, dass Saedelaere ihn ebenso musterte und taxierte wie er. Er konnte keine Feindseligkeit spüren, nur Offenheit und gelinde Zuversicht.
    Der Kommandant der ROTOR-G trat einen Schritt zurück, als könne er die Nähe nicht länger ertragen. »Wieso hast du um ein persönliches Treffen in dieser schwierigen Vorbereitungszeit gebeten?«
    »Es geht um meine Offiziere und den Berater«, kam Pridon ohne Umschweife zur Sache. »Als Gardeleutnant stehe ich der Schutzflotte vor, und ich verfüge über absolute Autorität. Aber die Situation ist ... angespannt.«
    Unter Saedelaeres Maske, deren Form und Material einer so wichtigen Person vollkommen inadäquat war, irrlichterte es stärker als bisher. »Selbstverständlich.«
    Pridon kniff die Augen zusammen, um den Blick nicht abwenden zu müssen. Die stroboskopartige Helligkeit verwirrte ihn; ein seltsames Phänomen. »Um es direkt zu sagen: Meine Offiziere stehen kurz vor einer Rebellion. Viele wollen nicht in die Anomalie eindringen.«
    »Aber?«
    »Aber das steht nicht zur Diskussion. Mir oblag der Schutz des Verwaltungspalastes und der Herzogin. Ich habe versagt, und dabei spielt es keine Rolle, ob ich auch nur die geringste Chance hatte, es zu verhindern. Es kam über uns wie eine Naturkatastrophe. Dennoch werde ich alles tun, um meine Schutzbefohlenen zu retten, egal, ob die Aussichten schlecht stehen.«
    »Ich verstehe, was du meinst.«
    »Wirklich?«
    Der hagere Mann hob wieder die Arme. Fast sah es aus, als suche ein Verlorener nach Halt, doch er vermittelte keinen Eindruck von Schwäche. Eine Aura der Entschlossenheit lag um diesen Alaska Saedelaere.
    »Ich habe dir erzählt, dass ich die Frau Samburi Yura suche. Auch mir ist es gleichgültig, welche Chancen dafür vorhanden sind. Ich weiß, dass ich ihr eines Tages gegenüberstehen und sie ...« Er brach ab.
    »Ja?«
    »Ich will ihr einige Fragen stellen«, antwortete Saedelaere ausweichend. »Doch es bleibt uns nun keine Zeit, länger über diese

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