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PR2609-Im Reich der Masken

PR2609-Im Reich der Masken

Titel: PR2609-Im Reich der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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übereinzukommen, ihn in die Tat umzusetzen. Mit reichlich Notwendigkeit zur Improvisation, weil niemand wusste, wie sich die Dinge entwickeln würden.
    »Und jetzt?«
    Pridon verschränkte die Finger beider Hände ineinander; den überzähligen siebten stemmte er in die freie Handfläche, in die kleine Mulde mit der verhornten Haut. »Ich werde diesen Saedelaere kontaktieren.«
    »Und ... Offenheit demonstrieren?«, fragte Boraod.
    Statt einer Antwort wandte sich der Gardeleutnant an den Schiffsrechner. »KINGES, bereite die Aufzeichnungen der Zerstörungen vor, um sie auf meinen Befehl hin als holografischen Datenstrom abzuspielen.«
    Boraod schwieg.
    Wenigstens das.
    Der Gardeleutnant öffnete die unterbrochene Funkverbindung und schaute auf den Fremden mit seiner seltsamen, plumpen Maske. Ein Stück gebogenes Plastik, minderwertig und höchstens für jemanden geeignet, der nachts durch die Dunkelheit schlich, um einen Meuchelmord zu begehen.
    Doch Pridon musste von den eigenen Gewohnheiten absehen – der Eindruck täuschte, das war ihm von Anfang an klar gewesen. Andere Völker, andere Sitten, mochten sie noch so seltsam sein. Dieser Saedelaere war ein Mann von Einfluss und Macht, und das Leuchten in seinem Gesicht unter der Maske verlieh ihm ein Flair der Bedeutung.
    »Ich danke dir für deine Geduld«, sagte der Gardeleutnant.
    Flackerte das Fanal jenseits der Maske nicht stärker auf? »Ich verstehe, dass du dich mit deinen Beratern besprechen musstest.«
    »Das Ergebnis wird dir vielleicht nicht gefallen, aber ich will offen zu dir sein.« Pridons Finger huschten über die Eingabemodule seiner Arbeitsstation. »Mein führender Ratgeber Boraod hat sich dagegen ausgesprochen, in die Anomalie einzudringen. Oder besser gesagt, es überhaupt erst zu versuchen. Und zwar ... deswegen.«
    Mit einem letzten Tippen des zweiten Daumens aktivierte er die holografische Wiedergabe. Dabei ließ er nur optische, aber keine akustische Übertragung zu. Das genügte. Der Fremde brauchte die Schreie nicht zu hören.
    Pridon trat einen Schritt zur Seite, sodass sein Gesprächspartner jedes Detail der Holografie sehen konnte.
    Schiffe zogen durchs All: der Palast in all seiner Herrlichkeit und die Schutzflotte der balkenförmigen Raumer. Doch die Harmonie währte nur kurz. Die Wiedergabe flackerte, einmal, zweimal, dann kam es zu einem kurzen Komplettausfall.
    »Sämtliche Technologie versagte für Sekunden«, erklärte der Gardeleutnant. »Unser Schiff erbebte, die Sensoren brachten keine Daten mehr. Nach den bisherigen Analysen verzerrten sich Raum und Zeit für Augenblicke zu stark. Dann jedoch ...«
    Er schnippte, genau im richtigen Moment. Die holografische Wiedergabe erstand erneut.
    Doch sie zeigte nur noch im All schwebende Trümmer. In seiner Erinnerung hörte Pridon die Schreie, als die künstliche Schwerkraft wieder einsetzte und seine Mannschaft auf den Boden zerrte, die meisten ungesichert und zu überrascht, um sich irgendwo festklammern zu können.
    Das Holo zeigte nur die Ergebnisse der Außenortung, und diese waren schlimm genug. Entsetzlicher als der Tod des Kommunikationsoffiziers, der so unglücklich stürzte, dass seine Maske splitterte und sich ein Bruchstück durch sein Auge bis ins Gehirn bohrte. Ein »Kollateralschaden«, der unter anderen Umständen näherer Betrachtung wert gewesen wäre. So jedoch lohnte sich kaum ein Gedanke daran: ein einzelner Todesfall inmitten zu vieler.
    »Wir glaubten zuerst«, kommentierte der Gardeleutnant, »dass sämtliche Schiffe außer unserem zerstört worden wären. Sogar der Verwaltungspalast! Doch eine Analyse der Trümmer sprach dagegen. Der Palast wurde entführt.«
    »In die Anomalie«, vermutete Saedelaere.
    »Das bezweifelt niemand.« Pridon gab mit einem kurzen Tippen auf eine Sensorfläche die nächsten holografischen Sekunden frei. »Selbst mein Berater nicht. Deshalb ist er auch gegen den Versuch, die Herzogin zu retten.«
    Im Hintergrund atmete Boraod scharf; die Spitze war ihm natürlich nicht entgangen. Pridon gönnte ihm den Triumph nicht, sich ihm auch nur zuzuwenden.
    Die Wiedergabe zeigte nun, wie sich die Überlebenden der Schutzflotte provisorisch sammelten. Von klaren Kurs-Manövern konnte dabei nicht die Rede sein.
    Die Bilder sprachen für sich. Die Gesetzmäßigkeiten der Physik stellten sich auf den Kopf und verkehrten sich ins Unmögliche.
    Pridon hatte einen Augenblick lang von außen auf sich selbst gesehen und beobachtet, wie das Muster

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