PR2610-Die Entscheidung des Androiden
Haarspitzen rund um den kompletten Kugelleib zitterten. Außerdem roch es schon wieder leicht unangenehm vor Aufregung und Angst.
Es war weniger die verflixte Enge in der kleinen Gürteltasche, als vor allem die schlechte Lüftung. Wahrscheinlich weil die Quelle sie nicht dafür gebaut hatte, um Lebewesen darin aufzubewahren. Keine üble Idee übrigens, so eine Tasche, die man ständig mit sich trug. Das könnte man glatt übernehmen.
»Ja?«, dehnte Mel-anta-Sel, als sein Schicksalsgenosse nicht weitersprach. Es ahnte, was nun folgen würde, und stellte sich auf eine große Lamentiererei ein. »Ich höre?«
»Wir sind weit weg von unserem Stock! Unsere Mission war erfolgreich, die Störung ist beseitigt und ...«
»Die Störung«, unterbrach Mel-anta-Sel geduldig, »war, wie wir inzwischen wissen, eine Raumschiffansammlung unter dem Befehl des Riesen Pridon. Sie hat das Gleichgewicht des Alles durcheinandergebracht, und als sie weggeflogen sind ...«
»Jaja«, rief Dom-helo-Rom. »Lass mich ausreden! Das weiß ich ja alles! Also: Die Störung ist beseitigt. Unsere Stöcke sind nicht mehr in Gefahr. Mission unmöglich ist erfolgreich abgeschlossen! Wir hatten schon mal darüber geredet, nun müssen wir zusehen, wie wir endlich wieder nach Hause kommen! Und momentan scheint es mir nicht gerade so, als würden wir uns besonders ins Zeug legen, damit es gelingt!«
Mel-anta-Sel musterte die zitternden orangefarbenen Fellhaarspitzen seines Begleiters. Eine Zeit lang schwiegen beide Firibirim.
Währenddessen lauschten sie nach draußen. Der Quelle und dem kleineren Riesen ging es offenbar gar nicht gut. Vorhin war die Quelle gestürzt und durcheinandergewirbelt worden. Wenn Mel-anta-Sel das richtig verstanden hatte, wäre fast ihr ganzes Schiff explodiert! Eine schlimme Vorstellung, bei allen Wollusken!
Sie hatten dem Tod ins Auge geblickt, ihm aber getrotzt!
Dies war eine elende Welt, so weit draußen jenseits der Heimat! Alle bekämpften sich, schossen aufeinander und versuchten, den jeweils anderen zu töten. Ganz anders als zu Hause in den Stöcken, wo zwar Langeweile herrschte und es keine bahnbrechenden Erkenntnisse gab, aber immerhin Frieden.
Dennoch war da etwas, das Mel-anta-Sel davon abhielt, seine Gedanken auf ihre Rückkehr zu konzentrieren. Etwas, das sich tief in ihm regte und das ihm sagte, dass es ganz einfach nicht mehr zurückwollte! Sein altes Leben war vorbei, und etwas Neues und Besseres lag vor ihm! Aufregend und anders, aber besser!
»Ich glaube, wir sollten hierbleiben«, begann es diplomatisch. »Die Quelle und der andere Riese brauchen unsere Hilfe.«
»Du bist ja verrückt! Wir haben ihnen bereits einmal geholfen, weißt du das nicht mehr? Und das war ganz schön gefährlich!«
Wie hätte Mel-anta-Sel das vergessen können! Es lag ja noch nicht gerade sehr lange zurück. Und dieser Moment, als sie durch die feindlichen Prallfelder geflogen waren, um das Kästchen zu packen ... mitten zwischen den tödlichen Kampfmaschinen ... das war schon interessant gewesen.
Faszinierend!
Noch besser als die Kitzelquelle, da es tief in Mel-anta-Sel ein Kitzeln ganz anderer Art weckte! Es fand erst kein Wort, um dieses Gefühl zu beschreiben, aber dann kam ihm etwas in den Sinn.
Abenteuer.
Ja, das passte.
»Es war ein Abenteuer«, sagte es laut und im Fellton der Überzeugung.
Dom-helo-Rom schnaubte, und seine Haare sträubten sich. Wie orangefarbene Borsten standen sie ab. Die Schwanzspitze zitterte. »Du bist wahnsinnig! Wir kümmern uns jetzt darum, wie wir zurück zu unseren Stöcken kommen! Die anderen warten schließlich auf uns, damit wir ihnen berichten. Wir werden Helden sein, Mel!«
»Ich bleibe hier und sammle Wissen, wie es meinem Wesen entspricht«, sagte Mel-anta-Sel ruhig.
»Aber ich bin kein Wissenssammler, ob dir das nun gefällt oder nicht!«
»Das weiß ich, mein Freund! Und wenn ich es nicht wüsste, würde deine Fellfarbe es mir unmissverständlich klarmachen.«
»Freund, ach ja? Wir verhalten uns nicht gerade wie Vertraute!«
»Dann lass uns wieder damit anfangen. Hör mir zu. Du bist ein Künstler, und das ist gut so! Könnte es für einen wie dich denn eine bessere Inspiration geben als die unendlichen Weiten von fremden Welten? Von Riesen und gewaltigen Raumschiffen, von seltsamer Sprache und von den atemberaubenden ...«
»Ich habe verstanden, was du sagen willst, Mel.«
»Und?«
»Nichts ›und‹! Wir müssen zurück nach Hause!«
Mel-anta-Sel seufzte und
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