Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR2610-Die Entscheidung des Androiden

PR2610-Die Entscheidung des Androiden

Titel: PR2610-Die Entscheidung des Androiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
Vom Netzwerk:
zuvor so gesehen zu haben. Wenn es tatsächlich stimmte, musste es sich Blitzer von seinem terranischen Begleiter abgeschaut haben, denn seiner originalen Mimik entstammte es sicher nicht – sofern man bei den Zwergandroiden überhaupt von einer Mimik sprechen konnte.
    »Gut«, murmelte der Mann mit der Maske. Es war nicht für sein Gegenüber bestimmt, sondern eher der Beginn eines Selbstgesprächs, um seine eigenen Gedanken zu sammeln. »Wir sind also wieder in Sicherheit.«
    Es war geradezu bizarr; die Anomalie schützte sie, weil sich die Waffen des Palastes nicht auf die ROTOR-G auszurichten vermochten. Wahrscheinlich erkannten die Escalianer nicht einmal, wo sich das Schiff überhaupt befand. Darum wurde das Beiboot von genau dem Phänomen gerettet, das eigentlich das grundlegende Problem bildete. So gesehen konnte man wohl allem eine positive Seite abgewinnen.
    Der Zwergandroide forderte vom Bordrechner eine Analyse der Schäden. Das Ergebnis ließ nicht lange auf sich warten und klang ebenso ernüchternd wie erschreckend.
    Die Schutzschirme hatten aufgrund von Überlastung für mehr als drei Sekunden versagt. In dieser Zeit waren die Gewalten einiger Bomben durchgeschlagen.
    Die Hülle wies einen Riss über drei Meter Länge auf, was bei dem verwendeten Material eigentlich eine Unmöglichkeit darstellte. Doch wie sich wieder einmal bewiesen hatte, wurde unter bestimmten Voraussetzungen alles möglich.
    »Hinter dem Hüllenriss haben sich sofort Prallfelder aufgebaut«, erklärte der Rechner, der das zentrale robotische Gehirn des Beiboots verkörperte. »Schotte riegeln außerdem die betreffende Sektion ab. Die Selbstreparatur läuft. Behebung des Schadens in etwa achtundvierzig Sekunden abgeschlossen. Keine Beeinträchtigung in den Auto-Routinen.«
    »Wieso konnten die Schutzschirme ausfallen?«, fragte Saedelaere.
    »Aufgrund des Einflusses der entarteten Strangeness. Ungeachtet der Schutzfunktion deines Tabus schlägt er auf höherdimensionaler Ebene durch und beeinflusst die Technologie der ROTOR-G. Die Hochtechnologie ist ... sensibel.«
    »Du stockst?«, fragte Eroin Blitzer.
    »Ich suchte nach einem adäquaten Wort in der Sprache des Übergangs-Kommandanten, das den Zustand auszudrücken vermag. Leider ist es mir nur unzulänglich gelungen. Ich prognostiziere außerdem eine Wahrscheinlichkeit von 100,00 Prozent, dass dein SERUN nicht funktionierte, als der Schutzschirm ausfiel, Kommandant.«
    Saedelaere nickte nur beiläufig. Sein linkes Knie schmerzte; er musste unglücklich gestürzt sein. Wenn er das Bein belastete, schoss es wie mit Nadeln durch das Gelenk und strahlte bis in den Oberschenkel aus.
    Er machte einen Schritt in Richtung des Stuhls vor seiner Arbeitsstation. Da er nicht nur fest mit dem Boden verankert war, sondern variabel aus ihm geformt wurde, hatte er die letzten Minuten unbeschadet überstanden.
    Fast wäre der Maskenträger auf dem kurzen Weg eingeknickt und erneut gefallen. Mühsam ging er weiter, versuchte, sich nichts anmerken zu lassen und unterdrückte die Pein. Der Schmerz würde vergehen; im ersten Moment war er schlimmer als zuvor, dann verschwand er fast völlig.
    Seltsam, dachte er. Wie oft war er schon gestürzt, und das härter als vorhin, ohne danach etwas zu spüren. Doch er war wohl verletzlicher als gedacht – genau wie die ROTOR-G.
    Eine eigenartige Parallele. Oder nur ein Hirngespinst, ein verirrter und unpassender Gedanke?
    »Wie hoch schätzt du das Risiko ein, sich dem Palast der Harmonie erneut zu nähern?«, fragte Eroin Blitzer.
    »Die ROTOR-G ist anfällig wie ein Niederungsschiff.« Der Bordrechner schwieg für einige Sekunden, eine erstaunlich lange Zeitspanne in der Kommunikation mit ihm. »Die Gefahr einer völligen Zerstörung lässt sich jedoch nicht genau einschätzen. Zu viele unbekannte Faktoren. Wenn sich die Herzogin und die übrigen Bewohner des Palastes allerdings weiterhin so uneinsichtig verhalten, ist ...«
    »Ich habe verstanden«, unterbrach Saedelaere. »Wir fliegen trotzdem zurück.«
    »Kommandant, du ...«
    »Wir fliegen zurück!«, wiederholte der Maskenträger. Seine Stimme ließ keinen Widerspruch zu, und auf eine Diskussion würde er sich nicht einlassen – nicht mit dem Zwergandroiden und schon gar nicht mit dem Bordrechner.
    Die ROTOR-G nahm Kurs zum Palast der Harmonie. Es war höchste Zeit, eine Entscheidung zu erzwingen.

7.
    Mel-anta-Sel
    Uneins
     
    »Schauen wir uns das Ganze doch mal nüchtern an!« Dom-helo-Roms

Weitere Kostenlose Bücher