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PR2610-Die Entscheidung des Androiden

PR2610-Die Entscheidung des Androiden

Titel: PR2610-Die Entscheidung des Androiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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im Inneren der Anomalie.«

12.
    Alaska Saedelaere
    Bittere Entscheidung
     
    Dass rings um ihn die Welt unterging, konnte der Maskenträger kaum erahnen. In der Rettungskapsel herrschte nahezu völlige Ruhe.
    Zumindest, wenn Saedelaere nicht auf den durchsichtigen Einstieg schaute. Dahinter tobte und flirrte es. Trümmerteile der ROTOR-G verglühten im Schutzschirm der Kapsel oder verschwanden im Wirbel, der alle Materie ansaugte, zermahlte und ableitete.
    »Bislang habe ich gut funktioniert«, sagte Eroin Blitzer. »Aber nun ...« Er brach ab.
    »Du befürchtest, dass dir die ganze Sache über den Kopf wachsen könnte«, vermutete Alaska Saedelaere.
    »Das ist sie längst.«
    Der Maskenträger schwieg und schaute in die Wirbel, die den Tod zeichneten. Er dachte an das orangefarbene Firibirim. Dem Zwergandroiden ging es zweifellos nicht anders.
    Mit ihm war ein intelligentes Lebewesen gestorben, wenn es auch wie ein Tier wirkte und bisher keine Verständigungsbasis entdeckt worden war. Das Firibirim hatte sich geopfert, um den Zwergandroiden aus höchster Not zu retten.
    Wieso hatte es so gehandelt? Einfach nur aus Freundlichkeit, ethischen Gründen und weil es richtig war? Vielleicht würden sie es nie erfahren.
    Die schwarze Fellkugel saß zusammengesunken auf Saedelaeres Schultern. Die Kugelform war zu einem schlaffen Oval zusammengesackt, die Haare hingen nach unten, wie zum Zeichen großer Traurigkeit. Das Firibirim gab hin und wieder einen gequält klingenden, fiependen Laut von sich.
    Als ob es wüsste, was ihm bevorstand. Denn auch wenn diese Situation gerade erst überstanden war und sich die Rettungskapsel vom Zentrum der Zerstörung noch nicht weit entfernt hatte, dachte Alaska Saedelaere weiter.
    Er war ein Logiker und konnte ihre Lage nur als fatal bezeichnen. Je länger er darüber nachdachte, umso mehr wurde ihm die Ausweglosigkeit bewusst – und die Tatsache, dass er eine schwere Entscheidung treffen musste.
    »Du hast keinen Fehler begangen«, sagte er zu Blitzer. »Es ist unsinnig, dir vorzuwerfen, dass du die Rettungskapsel nicht rechtzeitig erreicht hast. Das Firibirim hat sich freiwillig zu deiner Rettung aufgemacht. Du schuldest es ihm, diesen Entschluss zu ehren und zu würdigen.«
    »Ich bin ... gestolpert«, sagte der Zwergandroide. »Ich das nicht geradezu lächerlich? Deshalb ist nicht nur dieses Lebewesen gestorben, sondern ich habe auch dich in Gefahr gebracht. Auch die Rettungskapsel hätte zerstört werden können.«
    »Uns allen unterlaufen Missgeschicke.«
    »Tatsächlich?«
    »Wir sind Lebewesen«, antwortete Saedelaere. Das war Antwort und Erklärung genug.
    Er erwartete eine skeptische Entgegnung des Commo'Dyr, doch Blitzer schwieg. Stattdessen streckte er die Hand aus zu der schwarzen Wollkugel, die sich enger an den Hals des Maskenträgers drückte.
    Das Firibirim rollte auf die ihm angebotene Hand, den Arm des Zwergandroiden entlang und kam schließlich auf dessen Schulter zur Ruhe.
    Eroin Blitzer schwieg, doch es kam Saedelaere so vor, als würde er den Kopf leicht neigen, der Wollkugel entgegen.
     
    *
     
    Die Rettungskapsel trieb ohne Schub im All.
    Der erste Schwung durch das Fluchtmanöver war längst verbraucht, der eigene Antrieb arbeitete nicht. Die Systeme hielten lediglich die Überlebensfunktionen aufrecht. Eroin Blitzer hatte auf Alaska Saedelaeres Bitte hin die entsprechenden Schaltungen vorgenommen.
    Sie mussten Energie sparen. Haushalten.
    Der Palast der Harmonie lag weit genug zurück, dass die durch das Cappinfragment geordnete Zone nicht bis zu ihm reichte. Die Escalianer konnten also keinen erneuten Angriff starten.
    Saedelaere starrte durch den Einstieg ins Nichts der Anomalie, hinein in die ewige wesen- und konturlose Schwärze. In Gedanken ging er der Frage nach, die nicht nur seine Zukunft bestimmte:
    Was sollte er nun tun?
    Wie er es drehte und wendete, die Situation schien ausweglos.
    Sollte er nochmals versuchen, sich dem Verwaltungspalast zu nähern? Die Herzogin oder Gardeleutnant Pridon hatten durch den Bombenteppich mehr als deutlich gezeigt, dass sie dies nicht wünschten.
    Die Alternative wäre eine Flucht zu den Grenzen der Anomalie und über die Librationszone zurück zur LEUCHTKRAFT. Doch das war aussichtslos. Zwar verfügte die Kapsel über einen Antrieb, doch sie war für keinen langen Flug ausgelegt, und den Belastungen des Übergangs würde sie nicht standhalten.
    Eine Möglichkeit wäre, die Rettungskapsel zu verlassen und mit dem

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