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PR2610-Die Entscheidung des Androiden

PR2610-Die Entscheidung des Androiden

Titel: PR2610-Die Entscheidung des Androiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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können?«
    »Mit derjenigen des kommandierenden Offiziers der LEUCHTKRAFT! Du hast zu gehorchen, DAN!«
    »Falsch. Du bekleidest diesen Posten nicht mehr.«
    Direkt nach diesen ungeheuerlichen Worten des Bordrechners versank ein Teil der Wand im Boden. Vierauf wusste natürlich, was dahinter lag: ein Lagerraum.
    Daraus trat ein Zwergandroide. Er ging mit raschen Schritten, legte forsch den Weg bis in die Mitte der Zentrale zurück. »Ich bin Goran Myrek. In Dienst genommen ab diesem Augenblick. Als neuer kommandierender Offizier des Raumschiffs LEUCHTKRAFT übernehme ich die Verantwortung.«
    Goran Myrek folgten Dutzende weiterer Zwergandroiden – sie würden jede einzelne Funktion an Bord ausfüllen, und das zweifellos im Sinne von DAN. Es gab für den Notfall weit mehr als eine Besatzung.
    Vierauf wusste, was er zu tun hatte. Seine Entscheidung stand unauslöschlich fest.
    »Halt!« Seine Stimme dröhnte durch die Zentrale.
    Gleichzeitig aktivierte er ein Hologramm. Es flammte vor ihm auf, übermannsgroß. Es zeigte die Nekrophore, ein fünfzehn Meter langes und acht Meter durchmessendes Fass. Rundum tanzten Kunstwesen einen bizarren Reigen.
    »Als rechtmäßiger kommandierender Offizier der LEUCHTKRAFT«, sagte Fallun Vierauf unbeirrt und mit fester Stimme, »befehle ich den Einflug in die Anomalie. Ich lege meinen Posten nicht nieder und mache hiermit die Absetzung in eigener Autorität gegen den Willen des Bordcomputers rückgängig. DAN wird mir sicher zustimmen, wenn er alle Fakten kennt.«
    »Warum sollte ich?«, dröhnte die Kunststimme durch die Zentrale.
    »Weil dieses Hologramm zeigt, was sich in diesen Augenblicken im privaten Rückzugsbereich der Kommandantin abspielt. Diese Wesen hat die Kommandantin höchstpersönlich erschaffen. Sie sind Geschöpfe der Frau Samburi Yura und sie wollen sie wiederfinden. Genau wie ich.«
    Fallun Vierauf legte eine exakt bemessene Pause ein und bemerkte zufrieden, dass DAN schwieg. Offenbar verarbeitete der Rechner die neuen Informationen.
    »Worum es sich bei dem Fass handelt, das die Kunstgeschöpfe umtanzen, brauche ich wohl nicht zu sagen. Die Frau Samburi Yura hat es an Bord genommen, um es eines Tages einzusetzen. In der Gewissheit, dass dieser Tag nun gekommen ist, verlange ich im Namen und mit der Autorität der Kommandantin, dass die LEUCHTKRAFT in die Anomalie einfliegt.«
    Der Zwergandroide deutete mit ausgestrecktem Arm auf die Wiedergabe im Hologramm. »Diese Wesen fordern von uns, dass wir jede nur denkbare Anstrengung auf uns nehmen, um die Kommandantin ausfindig zu machen! Ich habe eine Abmachung mit ihnen getroffen. Wir werden uns in unserem Bemühen gegenseitig unterstützen. Ich versprach höchstes Risiko, sie werden mir helfen, mein Anliegen durchzusetzen!«
    Zum ersten Mal meldete sich DAN wieder zu Wort. »Der Einflug in die Anomalie ist nicht erduldbar. Mit einer Zerstörung der LEUCHTKRAFT ist niemandem gedient!«
    Fallun Vierauf ging zu Gorn Myrek, der bislang reglos gestanden und sich in die Auseinandersetzung nicht eingemischt hatte. Ein seltsames Verhalten für einen Zwergandroiden, der soeben vom Bordrechner zum neuen kommandierenden Offizier ernannt worden war.
    »Die LEUCHTKRAFT kann den Bedingungen in der Anomalie trotzen, das hat der lange Aufenthalt der ROTOR-G bewiesen«, sagte Vierauf.
    »Das Beiboot wurde zerstört«, konterte DAN.
    Doch Fallun Vierauf war nicht in der Stimmung, um zu diskutieren. »Dass ein Risiko besteht, lässt sich nicht leugnen. Nehmen wir jedoch nicht Kurs in die Anomalie, wird die LEUCHTKRAFT auf jeden Fall ein Ende finden. Und noch viel mehr. Denn meine Helfer, die Kunstwesen der Frau Samburi Yura, werden die Nekrophore öffnen, wenn du meinem Befehl nicht gehorchst.«
    N'tur Lind, der Offizier, der schon lange an der Seite von Vierauf arbeitete, stand plötzlich neben ihm. »Bist du sicher, dass du das Richtige tust?«
    »Ich denke für mich selbst«, sagte Fallun Vierauf; Worte, die für ihn inzwischen eine große Bedeutung besaßen und die er nicht weiter erklärte. Sie hatten sein Leben verändert. Laut ergänzte er: »Also, DAN, entscheide dich. Gib die Steuerung frei und setz einen Kurs ins Innere der Anomalie, oder sieh über das Hologramm zu, wie die Nekrophore geöffnet wird. Es liegt an dir.«
    Stille folgte, fast eine Minute lang – eine Ewigkeit.
    »Kurs gesetzt«, teilte DAN schließlich mit. »Die LEUCHTKRAFT dringt soeben in die Librationszone der Anomalie ein. Endziel: das fremde Kontinuum

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