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PR2610-Die Entscheidung des Androiden

PR2610-Die Entscheidung des Androiden

Titel: PR2610-Die Entscheidung des Androiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Antriebssystem des SERUNS zu versuchen, die Grenzen der Anomalie zu überwinden.
    Genau genommen käme das aber einem Selbstmord gleich. Selbst bei maximaler Schubkraft und minimal arbeitenden Überlebenssystemen bedeutete es einen Flug über mehrere Wochen. So viele Tage einsam durch die Zone der entarteten Strangeness fliegen ... und was würde aus Eroin Blitzer und dem schwarzen Firibirim werden?
    Diese Möglichkeit schied also von vornherein aus.
    Die Alternative sah allerdings nicht besser aus. Wie er es drehte und wendete, seine Entscheidung bedeutete das Todesurteil für andere.
    Entweder für Eroin Blitzer und das Firibirim oder für Dutzende, vielleicht Hunderte Bewohner des Palastes. Sie würden die Wirkung seines Cappinfragmentes nicht ertragen.
    Alaska Saedelaere hätte sich ohne Bedenken selbst geopfert, um allen anderen das Leben zu retten, doch diese Möglichkeit blieb ihm nicht.
    Oder doch?
    Eine verzweifelte Überlegung formte sich in seinem Hinterkopf.
    Er starrte in die Schwärze, wünschte sich Sterne herbei, die seinen Blick auf sich lenken und ihm einen Halt bieten könnten. Doch nicht einmal das war ihm vergönnt, sondern nur ein dunkles Nichts, das jeden Gedanken verschlang.
    Er wandte sich dem Zwergandroiden zu. »Es bleibt nur eine Möglichkeit.«
    »Ich nehme an, du bist zu demselben Ergebnis gekommen wie ich, Alraska. Doch bist du dir sicher, das Richtige zu tun?«
    »Wie kann ich das, im Vorfeld einer solch schwierigen Entscheidung?«
    Der Zwergandroide schloss seine großen Augen. Das Firibirim ruhte nach wie vor auf seiner Schulter. Der Kugelkörper dehnte sich in langsamem Rhythmus aus und schrumpfte wieder – wie unter tiefen, ruhigen Atemzügen. Wahrscheinlich schlief das Wesen.
    »Wie gelingt es dir zu leben, Alraska?«, fragte Eroin Blitzer schließlich. »Wenn alles, was du tust, jede deiner Handlungen, Konsequenzen nach sich zieht?«
    »Man lernt, damit umzugehen«, antwortete der Maskenträger.
    »Auch, wenn diese Konsequenzen immer weiter reichen und das Leben von vielen anderen beeinflussen?«
    »Gerade dann. Es geht jedem so, der in einem freien Volk lebt. Vielleicht ist es der Preis der Freiheit, den wir als Intelligenzwesen zu zahlen haben. Seit ich einen Zellaktivator trage, ist meine Verantwortung immer größer geworden, ziehen die Folgen meines Handelns stets weitere Kreise.« Saedelaere beugte sich in der engen Kapsel zu dem Zwergandroiden vor. »Aber muss ich das ausgerechnet dir erzählen, Commo'Dyr? Du trägst womöglich noch weiter reichende Verantwortung als ich auf deinen Schultern, und die Frau Samburi Yura vertraut dir.«
    »Tut sie das?«, fragte Blitzer. »Hoffentlich hat sie damit keinen Fehler begangen.« Nach einer kurzen Pause fügte er noch hinzu. »Für mich sieht es eher so aus, als würde sie dir vertrauen, Alraska.«
    »Tut sie das?«, fragte nun auch der Maskenträger.
    Und danach dachte er exakt dasselbe, was der Zwergandroide zuvor ausgesprochen hatte:
    Hoffentlich hat sie damit keinen Fehler begangen.
     
    *
     
    »Zünde den Antrieb«, sagte Saedelaere schließlich. »Wir steuern den Palast der Harmonie an.«
    Eroin Blitzer widersprach nicht. Er hantierte kurz an den Sensorfeldern, und die Reise begann. In der Rettungskapsel war kaum etwas davon zu spüren.
    Bald schob sich der riesige Palast ins Sichtfeld, mit seinen Türmchen und gläsernen Rundbögen. Einzelne Lichter glommen darin, entrissen ihn der Dunkelheit des Raumes und tauchten das gesamte Gebilde in ein düsteres Zwielicht.
    Viele werden sterben, wenn ich ihnen zu nahe komme, dachte Saedelaere. Er schloss die Augen. »Wir dringen ein«, sagte er.

Epilog:
    Gardeleutnant Pridon
     
    Gardeleutnant Pridon vom Reich der Harmonie bemerkte, wie seine Hände zitterten.
    Seltsam für einen Mann, der tot gewesen war und nun wieder lebt, dachte er.
    Was hatten sie nur getan? Die ROTOR-G, das Schiff des fremden Maskenträgers, war zerstört. Nichts war davon geblieben.
    Pridon ging im Raum umher. Dreizehn Schritte in die eine Richtung, dreizehn in die andere. Ein völlig unbewusster Rhythmus.
    Er überlegte, ob er mit der Herzogin sprechen sollte. Doch was würde es ändern? Es war vorbei, ihre einzige Hoffnung, der Anomalie zu entkommen, zerstört. Sie selbst hatten mit einem Teppich aus zahllosen Bomben dafür gesorgt.
    Nun blieb ihnen nur zu warten.
    Trug Pridon daran die Schuld? Er hatte versucht, ein Zeichen des guten Willens zu geben, indem er Saedelaere ein Datenpaket zugespielt hatte

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