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PR2610-Die Entscheidung des Androiden

PR2610-Die Entscheidung des Androiden

Titel: PR2610-Die Entscheidung des Androiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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neues Leben wird sich daraus hervorschälen, sondern das kalte Metall der Nekrophore. Und wenn diese sich öffnet, stirbt nicht nur die LEUCHTKRAFT, sondern alles in Hunderten und Tausenden Lichtjahren rundum.
    Aus dem See formt sich etwas, schält sich in die Höhe. Das Kaninchen starrt mich mit zitternden Schnurrhaaren an. »Du hast gefunden, Eroin Blitzer.«
    »Ja, das habe ich wohl.« Meine Stimme klingt kalt.
    »Und nun?«
    Das ist genau die Frage, die ich mir auch stelle. Ich kann sie nicht beantworten, also schweige ich.
    »Was tust du, nun, da du gefunden hast?«, fragt das Wächterwesen.
    »Ich weiß es nicht!«, schreie ich zurück und wende mich ab. Das Gebirge stürzt in sich zusammen und zermalmt das Ei unter sich. Es geschieht völlig lautlos; seit das Roboter-Kaninchen wieder erstanden ist, höre ich nichts außer ihm. »Ist es das, was ich finden sollte? Von dem die Frau Samburi Yura wollte, dass ich es entdecke? Und warum?«
    »Sie ist die Kommandantin.« Die Pfoten meines kleinen Gegenübers scharren über das Gestein, als würde es sich freuen, wieder zu existieren. »Wenn die Frau Samuri Yura es dir nahelegte, so hat es einen Sinn. Sie tut nie etwas ohne Grund. Sie spricht, und es geschieht. Sie sammelt, und es wird gelagert. Sie redet, und es bestimmt das Schicksal von Individuen.«
    »Sie ist eine Puppenspielerin«, sage ich leise.
    Das Wächterwesen schaut mich an. Irgendwie sieht es amüsiert aus. »Möchtest du wieder gehen?«
    »Ja!« Ich renne noch immer, was ich jetzt erst bemerke, ohne vom Fleck zu kommen. Ich bin gefangen in dem Albtraum, den mein Verstand unter dem Einfluss der Nekrophore ausgebildet hat.
    Das Wächterwesen hoppelt vor mich. »Ich führe dich. Geh mir nach.«
    Nun ist es ganz einfach. Irgendwann verlasse ich das Gebirge, erreiche einen Korridor, eine Abzweigung, und als ich mich umdrehe, ist da gar nichts mehr.
    »Tu, was richtig ist«, sagt das Kaninchen. Es wirkt nicht im Geringsten so, als wäre es vor Kurzem zerschmolzen.
    »Aber was ist das Richtige?«, rufe ich.
    Es dreht sich um und springt davon.
    Ich kann ihm nicht folgen. Meine Füße gehorchen mir nicht. Stattdessen starre ich ins Leere, mehr als einen ganzen Tag lang. Irgendwann drehe ich mich um und gehe zurück in die Bereiche der LEUCHTKRAFT, die mir nicht verboten sind.
    Ich bin Commo'Dyr Eroin Blitzer! Ich habe eine kobaltblaue Kosmokratenwalze zu führen.
     
    *
     
    Ein Alarmsignal.
    Ich benötigte einige Zehntelsekunden – ungewöhnlich lange –, um zu verstehen, dass ich es über die Funkverbindung zu Alraska hörte. Sein SERUN gab die Warnung, wohl weil die Überlastung seines Schutzschirms in den kritischen Bereich gelangte.
    Er feuerte inzwischen nicht mehr in Richtung der Kampfroboter, sondern auf die Seitenwand. »Nach deinem Vorbild!«, schrie er. »Dahinter ist ein Hohlraum, vielleicht können wir dort entkommen!«
    Seine verzweifelten Versuche erreichten die Wand nicht einmal. Ein Dutzend Prallfelder hüllten uns ein. Wir waren so abgekapselt, wie man nur sein konnte. Nur das Feuer unserer Gegner durchdrang die Isolationsfelder mit Leichtigkeit.
    Die Schüsse jagten durch speziell abgestimmte, mikrokleine Strukturlücken; ehe ich das Kästchen verloren hatte, war ich nahe daran gewesen, sie schließen zu können.
    Im nächsten Moment geschah etwas, das die Situation grundlegend änderte: Keine meiner Wahrscheinlichkeitsberechnungen der folgenden Ereignisse hatte dies in Erwägung gezogen. Das Leben überraschte einen immer wieder.
    Es begann mit einem klickenden Geräusch und einem leisen Schrei.
     
    Fallun Vierauf
     
    »Kommandant?«
    Fallun Vierauf wandte sich um. So ungewöhnlich es war, so bezeichnet zu werden, er hatte sich inzwischen daran gewöhnt. Seit Eroin Blitzer mit der ROTOR-G aufgebrochen war, hatte Vierauf das Kommando über die Kosmokratenwalze übernommen.
    »Statusmeldung«, sagte N'tur Lind, Offizier an Bord der LEUCHTKRAFT. Er war ebenfalls ein Zwergandroide. »Nach wie vor keine Nachricht von Bord der ROTOR-G. Ich kann keinen Kontakt herstellen. Umgekehrt vermag es Eroin Blitzer wohl genauso wenig.«
    Natürlich nicht. Als aktueller Kommandant der LEUCHTKRAFT hielt Vierauf die Instrumente ständig unter genauer Beobachtung. Jede Änderung des Status quo wäre ihm sofort aufgefallen.
    Die Kosmokratenwalze trieb außerhalb der Librationszone, die die geheimnisvolle Anomalie umgab. Dort waren Eroin Blitzer und Saedelaere verschollen. Fallun Vierauf hatte sich gegen

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