PR2611-Gegen den Irrsinn
lag in seiner Stimme. »Die LEUCHTKRAFT reagiert nicht mehr auf unsere Anweisungen!«
Saedelaere schluckte. Nie zuvor hatte er einen der Zwergandroiden in einem vergleichbaren Zustand der Angst und Ohnmacht gesehen.
Das Bild in der Holosphäre flackerte stärker. Vierauf beugte sich ein Stück weit vor, wahrscheinlich um an seinem Terminal eine Anpassung vorzunehmen.
Im gleichen Moment explodierte etwas im Hintergrund der Kaverne. Gesteinsstücke regneten herab. Dazwischen erschienen mehrere hellblaue Lichtbögen, die wie Saugröhren von Tornados durch die Zentrale huschten.
Die Dutzende von Zwergandroiden schrien erschrocken auf. Mehrere von ihnen gingen auf Vierauf los. Mit bloßen Fäusten schlugen sie auf den Offizier ein, zerrten an seiner Kombination. Einer riss das Symbol in Form einer altterranischen Vier von seiner Jacke. N'tur Lind ging dazwischen, versuchte Vierauf zu helfen. In seinem verhutzelten Gesicht spiegelten sich namenlose Schrecken.
Weitere Teile der Decke fielen auf die in Panik herumrennenden und auskeilenden Androiden herab.
Fallun Vierauf schüttelte einen Angreifer ab, drehte sich mit vor Anstrengung verzerrtem Gesicht zur Aufnahmeoptik. Sofort schlang sich ein neuer Arm um seinen Hals.
»Helft ...«, presste er heraus. Seine Augen traten unnatürlich weit aus den Höhlen. »... mir.«
Die Holoübertragung riss ab.
Eroin stieß einen spitzen Schrei aus. Seine kurzen, runzligen Finger tanzten über sein Arbeitsterminal, er betätigte Kontakte, erhöhte Energiezufuhren, verschob Datenpakete auf dem berührungssensitiven Bildschirm.
»Ich habe keine Verbindung mehr zum Schiff«, stieß er hastig aus.
Das Bild in der Holosphäre erschien wieder. Allerdings wurde die LEUCHTKRAFT nun nur noch von außen abgebildet. Die Kosmokratenwalze trieb durch den pervertierten Raum der Anomalie.
Dann begann es zu flackern.
Saedelaere blinzelte überrascht. Das Fragment in seinem Gesicht zog sich schmerzhaft zusammen und eruptierte in einem grellen Lichtblitz. Sekundenlang sah Saedelaere nur Schwärze. Er presste die Augen zusammen und hoffte dabei inständig, dass er sich das Flackern nur eingebildet hatte.
»Eroin, was geschieht mit der LEUCHTKRAFT?«
»Ich weiß es nicht genau, Alraska. Es scheint, dass sie den räumlichen Bezug zu diesem Kontinuum verliert.«
Saedelaere öffnete die Augen wieder und sah, wie die mächtige kobaltblaue Walze immer stärker flackerte, kurzzeitig verschwand, wieder erschien.
Und verschwand.
Atemlos blickten Saedelaere und Blitzer in die leere Holosphäre.
Der Maskenträger öffnete den Mund, brachte aber kein Wort heraus. Der Zwergandroide erhob sich. Blickte abwechslungsweise von seinen Datenkolonnen auf dem Terminal zu der Holosphäre.
Die LEUCHTKRAFT kehrte nicht mehr zurück.
»Sie ist ...«, stieß er tonlos aus, »sie ist weg.«
Saedelaere stand erstarrt und fassungslos vor der Holosphäre. Erst nach Sekunden sickerte die bittere Erkenntnis in sein Bewusstsein. Er begriff, dass er vielleicht gerade das Ende der LEUCHTKRAFT miterlebt hatte. Langsam ließ er die angehaltene Luft entweichen.
Der Terraner stützte sich schwer auf das Arbeitsterminal. Selbst wenn es ihnen gelingen sollte, aus der Anomalie zu entkommen – wie sollte er die Suche nach Samburi Yura ohne die Unterstützung der LEUCHTKRAFT fortsetzen?
Eroin Blitzer zeigte auf die leere Holosphäre. Seine großen Kinderaugen blickten verstört, als er Saedelaere ansah.
»Sie ist weg, Alraska«, flüsterte er. »Einfach weg.«
8.
Pridon schrie.
Er verwünschte sich und seine Fehlentscheidungen.
Wie hatte er Saedelaere je vertrauen können? Und wie, bei allen Masken der Macht, war er darauf gekommen, sich einen Strahler in die verschmorte Handfläche zu kleben und mit Sholoubwa als entartetem Reittier die Jagd auf Saedelaere zu eröffnen?
Seine Beine schmerzten, weil sie immer wieder von Sholoubwas marschierenden Hinterbeinen getroffen wurden. Die Stiefel schrammten über den Boden, stießen hart gegen Trümmerstücke, die auf dem Boden lagen. Spuren früherer Kämpfe und Zerstörungen.
Je weiter er sich von der Peripherie entfernte, desto schlimmere Gestalten bedrängten ihn. Teilweise ergriffen sie die Flucht, wenn sie das Datenwesen erblickten, das auf seinen langen Beinen vor ihm herging. Ihn beschützte, gleichzeitig aber auch quälte mit seinen Erzählungen aus der Zeit der alten Heroen.
Das Datenwesen hatte ihm einzureden versucht, dass Saedelaere niemand anderes war als
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