PR2611-Gegen den Irrsinn
an, in der Verlängerung des ausgestreckten Androidenarms nach einer heranrückenden Roboteinheit zu suchen.
Gleich darauf erhielt er das optische Abbild eines Metallwesens auf dem Innendisplay angezeigt, das ihm nur zu vertraut vorkam: Auf spinnenartigen Beinen bewegte sich ein klobiger Körper von nicht ganz symmetrischer, ovaler Form. Verschiedenfarbige Lichter leuchteten am vorderen Ende, gaben den Anschein von Augen.
Wie viele Roboter derselben Bauweise existierten im Verwaltungspalast?
Ephemere Materie
Für die Spenta oder Sonnenhäusler ist der psimaterielle Korpus der Superintelligenz ARCHETIM »Schmutz« in einem durchaus sakralen Sinne, weil er etwas besudelt und entweiht – und dieses Etwas dürfte wohl die Sonne an sich sein. Der Korpus, wie ihn die Spenta sehen, hat keine scharf geschnittene Grenze, sondern eher etwas wie Regionen höherer und solche geringerer psimaterieller Dichte.
Shanda Sarmottes telepathische Exkursionen zeigen, dass es neben dem Korpus und der Mosaikintelligenz, die ihn umlagert, noch etwas anderes gibt, was sich im Geist der Sonnenhäusler spiegelt. Die Spenta denken an etwas Schematisches, Instrumentelles, an eine Art Maschinerie. Diese beginnt zu arbeiten, reißt am Korpus – und versagt. Die Mosaikintelligenz verwandelt sich schlagartig in einen Sturm aus Scham und Enttäuschung, Zorn und Wut.
Die Analyse zeigt, dass die Spenta und in unbekanntem Umfang die Gesamtheit der Sonneninvasoren erneut versucht haben, ARCHETIMS Korpus aus dem physisch-hyperphysischen Kontext der Sonne zu lösen, aber abermals gescheitert sind.
Die Technologie der Spenta unterscheidet sich fundamental von der der Menschen, hängt mit ihrer eigenartigen Physiologie und ihrem Organismus zusammen – auch wenn sie keinen physischen Körper und keine physischen Organe haben, wohl aber entsprechende Äquivalente. In der Verbindung zu ihren Artgenossen haben sie ein mental-digestives Organ oder Werkzeug, das eine Art Mischung aus Traumgenerator und Verdauungssystem ist, mit dessen Hilfe sie sich Dinge in fast visionärer, traumhafter Klarheit vorstellen sowie Energie nach dieser Vorstellung in Masse verwandeln können.
Hierzu entnehmen sie der Sonne Energie und schaffen damit eine quasimaterielle Schablone. Je mehr Spenta an diesem Prozess der Traumverdauung beteiligt sind, desto deutlicher tritt das Objekt hervor und umso funktionstüchtiger ist es. Im Umkehrschluss heißt das, dass dieser Stoff von einer vergleichsweise flüchtigen Konsistenz ist, von einer relativ »ephemeren Stabilität« – Ephemere Materie ist somit zunächst nur die Umschreibung für »flüchtige, vergängliche Materie«.
An Bord der Nagelschiffe befinden sich vorgefertigte Proto-Maschinen, die in der Sonne mit Energie angereichert werden, bis sie einsatzbereit sind, den Traumverdauungsprozess der Spenta unterstützen und ihn in eine industrielle Größenordnung heben. Hinzu kommt, dass die Ephemere Materie der Spenta physikalische wie hyperphysikalische Komponenten integriert, also fünf-, in Spuren sogar sechsdimensionale Energien – quasi ein mentales Wasserzeichen oder der geistige Fingerabdruck des jeweiligen Erträumers.
Die Spenta erzeugen primär die Schablone und integrieren die Energiequelle in das pseudomaterielle Produkt – indem die Sonne selbst die Ephemere Materie erhält. Nicht automatisch und auf ewig, aber doch vermutlich so lange, wie die Ephemeren Maschinen als Transformatoren arbeiten. Sie verwandeln beträchtliche Mengen solarer Energie in diverse hyperphysikalische Wirkungen.
Diese besondere Art von Formenergie mit sehr geringen Abstrahlungsverlusten oder gar weitgehend stabiler Struktur wurde bei den Hathor Strukturon genannt – ein Material aus strukturverdichteter, feldstabilisierter Energie –, während die Erranten die Umschreibung Materieprojektion bevorzugten.
Materieprojektionen sind in beliebige pseudomaterielle Objekte umgewandelte Energie und lassen bei purem Augenschein nahezu keine Unterschiede zu solchen von festmaterieller Natur erkennen. Geeignete Mittel und Musterprogramme vorausgesetzt, lässt sich künstlich eine entsprechende hyperenergetisch konfigurierte Matrix erzeugen; wird hierbei – hypermathematisch betrachtet – die dritte reale Ableitung der Hyperfunktion im raumzeitlichen Kontinuum materiell, ist das Ergebnis ebenfalls Materie, jedoch unterscheidet sie sich in der Feinstruktur extrem.
Nur unsere groben Sinne nehmen sie als stofflich stabil und fest
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