PR2613-Agent der Superintelligenz
auch eine seltsame gedankliche Müdigkeit verspürte.
Bis auf einmal so etwas wie Normalität zurückkehrte, Farben wieder zu Farben wurden und er klar zu denken vermochte.
»Ein schlaues Ding, nicht wahr?« Ennerhahl grinste. Er deutete auf ein Armband, das sich nun an seinem linken Armgelenk zeigte.
Rhodan sah sich um. Er ahnte eher als er begriff, was gerade geschah. Geschehen war. Geschehen würde ...
Er wurde an einen früheren Wegbegleiter und dessen wundersame Fähigkeit erinnert, die Zeit zu manipulieren. Takvorian, das Zentaurenwesen, war Movator genannt worden. Er hatte ein Zeitfeld erzeugen können, in dem andere temporale Gesetzmäßigkeiten gegolten hatten.
So war es auch hier. Ennerhahl nahm sie beide aus dem herkömmlichen Raum-Zeit-Gefüge. Er versetzte sie in eine Ebene, in der sie sich wesentlich schneller als die Wesen in ihrer Umgebung bewegen konnten. All die Sinneswahrnehmungen der letzten ... Sekunden waren Nebenerscheinungen von Ennerhahls Manipulationen.
Geräusche, Bewegungen, optische Wahrnehmungen – dies alles gehorchte nun anderen Grundgesetzen und verwirrte Rhodans Sinne.
»Warum hast du das nicht schon früher getan?«, fuhr Rhodan seinen Begleiter an. »Ich hätte mir Einiges an Nerven erspart. Außerdem hättest du mir Zeichen geben können, dass du etwas vorhast.«
Ennerhahl zuckte mit den Achseln. »Ich wollte abwarten, ob Kaowen wichtige Informationen preisgibt. Außerdem musste ich die richtige Gelegenheit abwarten.« Er deutete auf die halb geöffnete Tür. »Nun haben wir sie.«
Rhodan nahm die Begründung zähneknirschend zur Kenntnis. Bist du bloß ein abgefeimter Schurke, oder soll ich dir vertrauen? Man könnte meinen, dass du erst jetzt, da es für dich persönlich gefährlich wurde, alle Register deiner Möglichkeiten gezogen hast. Andernfalls hättest du kalt lächelnd zugesehen, wie man mir die Haut vom Leibe zieht oder mit spitzem Werkzeug meine Zahnnerven behandelt. Um, nachdem ich tot oder verkrüppelt bin, zu verduften und sich den Anzug der Universen zu krallen. Apropos Anzug ...
Nein. So war es nicht. Er interpretierte zu viel in einige wenige Gesten, Blicke und Worte hinein. Das ist angesichts der nervlichen Belastungen während der letzten Stunden auch kein Wunder.
Ennerhahl bewegte eine Drehscheibe an seinem Armband und drückte einige Knöpfe. Er winkte Rhodan, ihm zu folgen und bewegte sich auf den Ausgang zu.
Langsam blinkende Lichter an den Waffenbändern der beiden Badakk-Kampfroboter zeigten eben an, dass sie ihre Ziele erfasst hatten. Doch sie reagierten und bewegten sich viel zu langsam.
Rhodan ging an Mastarmo vorbei, dessen Hand eben in die Gürteltasche glitt, um einen langen glänzenden Stab aus Edelstahl hervorzuholen. Hin zu Protektor Kaowen, der zornig vor sich hin starrte, dorthin, wo Ennerhahl vor einer halben Minute gestanden war.
»Ich könnte ihm die Finger brechen«, sagte Ennerhahl. »Oder ihn töten.«
»Du wirst nichts dergleichen tun!«, sagte Rhodan bestimmt. »Es würde nichts ändern. Bringen wir ihn um, übernimmt ein anderer seinen Platz. Wir verschwinden, so rasch wie möglich.«
»Ach, dieses edle Gemüt ... Was seid ihr doch für seltsame Wesen, ihr Menschen. – Aber ein kleiner Spaß wird mir doch erlaubt sein?«
Ennerhahl zog einen winzigen Stift aus seinem Armband und tat einige Handgriffe. Von einem Moment zum nächsten war er verschwunden – und tauchte gleich wieder auf. Vielleicht eine halbe Sekunde lang hatte er Rhodan aus dem Zeitfeld entlassen und ihn nun wieder aufgenommen.
»Was hast du getan?«, fragte Rhodan – und sah es im selben Moment. Kaowens Gesicht war mit Kritzeleien übersät. Mit Symbolen, derb und ordinär, die wohl bei allen humanoiden Völkern dieselbe Bedeutung hatten.
»Komm jetzt, Terraner. Machen wir uns auf die Suche.«
»Auf die Suche wonach?«
»Nach unseren Anzügen, selbstverständlich!« Ennerhahl schob die Tür mühsam auseinander und verließ das Zimmer.
Rhodan eilte hinterher. Er warf einen letzten Blick zurück und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Kaowen würde in einigen Sekunden seines Zeitablaufs eine böse Überraschung erleben. Ennerhahl mochte ein undurchschaubarer Zeitgenosse sein – aber irgendwie war er ... unterhaltsam.
*
Ennerhahl justierte das Armband immer wieder neu. Er verwendete es wie einen Kompass. Gemeinsam bewegten sie sich Gänge und Wege entlang. Sie begegneten einer Vielzahl Badakk und Xylthen. Dosanthi waren kaum zu
Weitere Kostenlose Bücher