PR2615-Todesjagd auf Rhodan
dünnen Kratzer auf dem Visier, den er dem Dolch des Protektors zu verdanken hatte. Rhodan fürchtete, dass er länger geworden war. Unter Umständen war das die Erklärung, warum sein Sauerstoffgehalt im SERUN sank: Er verlor Luft.
9.
Rhodan schoss in die Höhe, weil ihm ein erschreckender Gedanke gekommen war, den er umgehend prüfen musste. Zu ihrer aller Sicherheit.
Quistus schwebte einige Meter neben ihm, die Augen geschlossen, und von oben strahlte der grüne Ball auf ihn herab wie eine kleine Sonne in einem Miniaturuniversum; die vielen einzelnen Fäden gingen von ihm weg in die Gänge. Nichts sah nach einer Katastrophe aus.
Er ging zum Iothonen und berührte ihn sachte. »Quistus, wach auf.«
Das Tentakelwesen öffnete die Augen. »Was ist? Werden wir angegriffen?« Zwei der Greifenden ballten sich zur Verteidigung.
Rhodan lächelte. »Du wirst immer mutiger.«
»Ich habe einen guten Lehrer, was das angeht.« Quistus betrachtete ihn. »Du siehst beunruhigt aus.«
»Ich hatte eine Eingebung.« Rhodan hätte sich zu gerne am Kinn gekratzt, aber der SERUN war geschlossen, und ihn zu öffnen bedeutete den Tod.
»Und wie lautet sie?« Die Greifenden entspannten sich.
»Es ist wichtig, dass du nun genau zuhörst und nachdenkst: Wie lange waren du und deine Begleiterin in der Gefangenschaft des Protektors?«
Quistus musste nachdenken. »Eine gefühlte Ewigkeit.«
»Warst du immer bei Bewusstsein?«
»Wie ...«
»Bist du irgendwann ohnmächtig gewesen, oder hat er dich betäubt?« Perry sah ihn ernst an.
»Auf was willst du hinaus?« Der Iothone klang verunsichert.
»Ich habe vor dem Einschlafen die Frage gestellt, wie ich so dumm gewesen sein und Kaowen durch meine Fußspuren zu uns in die Höhle führen konnte.« Rhodan musterte ihn. »Das brachte mich auf den Gedanken, wie er uns überhaupt gefunden hat. Denn vorher schwebten wir, erst nach dem Betreten der Höhle bin ich gegangen und hinterließ Abdrücke. Sicherlich, es kann Zufall gewesen sein, dass Kaowen den gleichen Eingang fand. Aber das glaube ich nicht. Meine Folgerung lautet daher: Was wäre, wenn er dir einen Sender angehängt hätte? Keinen sichtbaren, sondern ...« Er beließ es bei der Andeutung.
»Eingepflanzt?« Quistus gab einen schrillen Ton von sich.
»Abwegig ist es nicht. Kaowen ist skrupellos genug, um dir das anzutun und um dich jederzeit wieder zurück an Bord der RADONJU zu holen. Er brauchte dich, damit du das Schiff steuerst. Wertvolle Gefangene wie dich und deine Begleiterin musste er absichern.« Aber sicher! Rhodan erinnerte sich an die alten Verletzungen, die er an Quistus beim Entfernen der Scherbe gesehen hatte. »Wie viele Wunden hast du in deinem Leben schon erlitten?«
»Nicht sehr viele. Ich regeneriere schnell.«
Rhodan trat dicht an ihn heran und untersuchte die Stelle, wo das Fragment eingedrungen war. Mit dem Zeigefinger fuhr er über die weiße, kleine Narbe, die ihm damals aufgefallen war. Er hatte sich nichts dabei gedacht. Etwa da? »Welcher Eingriff wurde hier vorgenommen?«
»Keiner.« Quistus' Tentakel bebten. »Ich schwöre, dass ich mich nicht an eine Operation erinnern kann!«
»Ich werde die Stelle jetzt genauer untersuchen. Wenn du erlaubst.«
»Aber natürlich! Was auch immer mir Kaowen eingesetzt hat, ich will es nicht mehr in mir tragen!«
Rhodan betastete das weiche Fleisch, das unter den gepanzerten Handschuhen leicht nachgab und sich fügte. Unter einer dünnen Schutzhaut und etwas Fettgewebe machte er kräftige Muskeln aus. Er gab sich Mühe, den frischen, tiefen Schnitt etwas oberhalb nicht zu sehr zu beanspruchen. Er merkte, dass die Stränge unter der Epidermis leicht zuckten. »Tue ich dir sehr weh?«
»Es geht.« Quistus hielt sich tapfer.
Schließlich fühlte er etwas, trotz des Handschuhs: Widerstand. Ganz klein, aber fest. »Sitzt an dieser Position ein ... Knochen oder eine Hornplatte?«
»Nein.«
Rhodan nickte. »Dann habe ich es gefunden.« Die Stelle lag an einem Tentakelarm, dicht am zentralen Leib und nicht eben direkt an der Oberfläche. »Ich kann versuchen, es rauszuschneiden.«
Die Steinklinge. Er langte auf den Rücken und zog das Messer hervor. Wie gut, dass ich es nicht gegen Kaowen eingesetzt habe. Dafür ist es wesentlich besser geeignet. »Du bist ein mutiger Iothone.«
»Das muss ich wohl sein«, erwiderte Quistus. Die Tentakel rollten sich zusammen, die Augen schlossen sich. »Beginne.«
Rhodan führte den ersten Schnitt.
Die scharfkantige,
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