Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR2616-Countdown für Sol

PR2616-Countdown für Sol

Titel: PR2616-Countdown für Sol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arndt Ellmer
Vom Netzwerk:
Es gab Tausende im Stardust-System. Bei den meisten waren parapsychische Fähigkeiten nur latent oder schwach ausgeprägt. Es gab so gut wie keine Mehrfachbegabungen.
    »Alle nennen uns Funkenkinder, weil Era zweimal vom Funkenregen getroffen wurde«, sagte er. »Du bist Teleporterin. Und was bin ich? Welche Fähigkeit schlummert in mir?«
    Seine Gedanken kehrten zurück in die Kindheit. Er suchte nach Anhaltspunkten, aber es gab keine. Dennoch wurde er das merkwürdige Gefühl nicht los, etwas übersehen zu haben.
    Nach einer Weile merkte er, dass sich Lias Lider schlossen. Der Aufenthalt im Freien hatte sie angestrengt. Er dirigierte das Überlebenssystem ins Haus zurück.
    Erasma und Coperniu waren noch wach. Er setzte sich zu ihnen ins Wohnzimmer. Erst reagierten sie gar nicht, dann warf seine Mutter ihm einen irritierten Blick zu.
    »Was ist damals passiert?«, fragte er. »Damals, als wir sechs Jahre alt waren? Ein Brand, das ist klar. Ich würde es gern genauer wissen.«
    »Cop hat dich unter dem Tisch ge...«, begann Erasma, aber eine heftige Handbewegung Copernius brachte sie zum Schweigen.
    »Es spielt keine Rolle«, sagte sein Vater. »Sollten wir eines Tages nicht mehr am Leben sein, wird der Arzt dich informieren, der Lia damals behandelt hat.«
    »Der Mann im Holo?«
    »Ja. Doktor Tigata.«
    »Also muss ich noch etliche Jahrzehnte warten, bis ich es erfahre.«
    »Glaub mir, es ist zu deinem Besten«, versuchte Erasma ihn zu beschwichtigen.
    Korbinian quittierte es mit einem Zähneknirschen. Laut zu werden, getraute er sich nicht. Lia hätte es gehört.
    »Wir leben in einem Gefängnis, und ihr seid schuld!«, sagte er stattdessen. »Die Menschen in der Siedlung meiden uns. Gleiter und Boote machen Umwege, um nicht an dieser Brutstätte des Elends vorbeizumüssen. Euch passt das ins Konzept. Mir nicht. Am Anfang war es hier so schön. Lia blühte auf. Und jetzt?«
    Ihm fiel der Blick auf, den Coperniu seiner Frau zuwarf, auffordernd, fast wütend.
    »Wir sind nicht gesund«, flüsterte Erasma nach einer Weile. »Wir haben psychische Probleme. Wir fühlen uns der Welt dort draußen nicht gewachsen. Früher kam es immer wieder vor, dass einer von uns ausrastete, wenn wir in Gesellschaft anderer Menschen waren. Deshalb meiden wir den Kontakt. Wir stehen zudem unter ärztlicher Kontrolle und müssen täglich Medikamente nehmen. Es ist furchtbar, Korbi!«
    »Ihr habt nie etwas dergleichen gesagt.«
    »Wir wollten euch nicht belasten und euch eine unbeschwerte Kindheit bieten – im Rahmen des Möglichen. Auch nach dem Feuer.«
    »Darüber muss ich nachdenken.« Er sprang auf und rannte in sein Zimmer. Den Kopf in die Kissen des Bettes gedrückt, wägte er alle Aspekte ab und analysierte das Für und Wider. Er kam zu einem völlig anderen Ergebnis. Era und Cop hätten es ihm sagen müssen. Nicht damals, aber in den Jahren danach, als er groß genug war, um es zu verstehen.
    Mittlerweile war es zu spät.
    Während er darüber nachsann, schlief er ein und erwachte erst, als es draußen längst hell war.
    Lia schien zu warten. Ihre Augen waren geöffnet, der Servo hatte ihr Essen und Trinken verabreicht.
    »Wollen wir wieder hinaus an die Luft?«
    Die Komfort-Versorgungseinheit schwebte voraus. Der Gleiter auf der Plattform fehlte, die Eltern waren in der Stadt. Auf dem Esstisch lag eine Folie.
    »Korbi, der Brand brach vermutlich durch einen Kurzschluss aus. Der Servo konnte die Löschanlage nicht in Gang setzen, weil das Steuerteil fehlte. Coperniu fand es bei deinem Spielzeug unter dem Tisch. Wir können nicht erklären, wie es dahin gekommen ist. Wir können auch nicht erklären, wieso du in dem verbrannten Haus plötzlich unverletzt unter dem Küchentisch saßt.«
    Korbinian Boko wusste, dass seine Eltern keine dummen Scherze machten. Was sie aufgeschrieben hatten, war die Wahrheit.
    Die Erkenntnis warf ihn nieder. Er spürte, wie seine Beine nachgaben. Während er sich mit einer Hand am Tisch festklammerte, zog er mit der anderen einen Stuhl heran. Er spürte, wie er mit dem Hintern die Sitzfläche berührte, aber dann war der Stuhl weg und mit ihm das Esszimmer und das Haus.
    Um ihn existierte eine Art Blase von milchiger Struktur, in der er schwebte. Er streckte die Hand danach aus, aber das Gebilde wich vor ihm zurück.
    »Bin ich ein Teleporter wie Lia? Nein, es kann nicht sein. Das ist etwas völlig anderes. Ich will zurück!«
    Er schloss die Augen, stellte sich intensiv das Esszimmer vor. Es

Weitere Kostenlose Bücher