PR2616-Countdown für Sol
Kasserollen. Alle Deckel zu, das Ganze begann zu dünsten. Für den Vorgang veranschlagte er 15 Minuten.
Die Öfen schafften es in 14. Die Kasserollen schwebten aus den Öfen.
Das Gratinieren übernahm Boko persönlich. Das vorbereitete Gemüse darübergeben und den geriebenen alten Gouda. Anschließend weitere zehn Minuten in den Ofen.
Inzwischen war auch die Polenta so weit. Geschickte Robotfinger hoben Butter, Gouda, die geviertelten Tomaten, die Kräuter und die Sahne unter.
»Polenta fertig!«
Kurz darauf kam die gratinierte Lammnuss aus dem Ofen.
Was folgte, zählte zu Korbinians schönsten Augenblicken. Er rief das Holo mit dem Musterteller auf. Wie auf einem unsichtbaren Fließband wanderten die Teller vorbei. Roboterschaufeln legten auf, und am hinteren Ende des Bandes übernahmen die Servierroboter und schwebten mit den Tellern ins Restaurant.
Die Pfannen verschwanden in der Decke und wurden gereinigt, die Kasserollen ebenfalls, nachdem die Reste der Gratins auf kleine Probeteller abgefüllt waren. Diese wanderten in den Kühlraum, wurden wenig später luftdicht verschlossen und für die nächste Hygienekontrolle eingefroren.
»Der Nachtisch! Das Soufflé zuerst!«
Eleonore kam zu ihm. »Da ist jemand an der Tür und möchte dich sprechen.«
Korbinian erschrak. »Eine Beschwerde?«
Zögernd ging er zur Tür. Draußen stand ein Mann. Er machte keineswegs einen aufgebrachten Eindruck. Korbinian trat durch die Tür.
»Ich heiße Asper Farquar. Mein Anliegen ist eher privat als geschäftlich. Ich möchte dich für eine private Feier engagieren.«
Bokos erster Gedanke war, dass er dann noch weniger Zeit für Lia hatte. Und überhaupt, wie würde sie reagieren, wenn er auch an seinem freien Tag abends nicht bei ihr war? Nein, er konnte es ihr nicht zumuten. Auch wenn ihr Gehirn schwer geschädigt war und ihr Körper dadurch verfiel, war sie ein Mensch und vor allem seine Schwester.
»Tut mir leid, wenn ich dich enttäusche, Asper. Privat koche ich nicht.«
»Ich habe es mir gedacht. Es war auch nur – ich kenne da jemanden, der vielleicht etwas für deine Schwester tun könnte.«
Korbinian fragte sich, wie viele Menschen am Crest Ring von seiner Schwester wussten. Außer einem Nachbarn und dem Hausmeister fiel ihm niemand ein. Die Stille Ve höchstens, aber die war auch nicht redseliger als er und Lia zusammen.
»Ich weiß nicht, wie du darauf kommst. Aber meinetwegen. Ich werde mich mit dir in Verbindung setzen.«
»Ich danke dir.«
Farquar entfernte sich, und Korbinian kehrte in die Küche zu seinem Soufflé und dem Ananasragout zurück. Mit seinen Gedanken aber weilte er ständig bei Lia und der Frage, woher der Terraner von seiner Schwester wusste.
An diesem Abend beendete Korbinian seine Arbeit etwas früher als sonst. Er brauchte frische Luft, um nachzudenken.
*
Wohnturm Heng Heng, da musste es sein. Irgendein Spaßvogel hatte den Vokal durchgestrichen und Hang Hang daraus gemacht. Korbinian beschäftigte sich in seiner Freizeit viel mit alten terranischen Sprachen und wusste, was das bedeutete.
Mit einem leichten Schaudern betrat er das Foyer. »Zu Asper Farquar bitte.«
Ein Leuchtpunkt tauchte vor ihm auf. Er leitete ihn zur Antigravröhre 3 und hinauf in den 70. Stock bis vor die Wohnungstür.
Farquar öffnete. Er tat geheimnisvoll. »Gleich in die Küche«, flüsterte er.
»Wenn du meinst.«
Alles stand bereit, wie sie es besprochen hatten. Korbinian kochte eine Stunde lang. Zwischendurch lernte er Tiffany kennen, Aspers junge Frau. Kochen von Hand, ohne die fixen Robotgehilfen, machte Spaß. Zutaten selbst bereiten, mischen, abschmecken. Mit den positronischen Helfern schmeckte das Essen immer gleich, weil jede Zutat bis auf das Zehntelgramm austariert war.
Wahre Kochkunst jedoch hieß, ein Gericht jedes Mal ein wenig anders schmecken zu lassen, ohne dass es schlechter schmeckte. Das Fleisch ein bisschen schwächer oder stärker angebraten, machte da schon sehr viel aus. Bei zu stark angebratenem Fleisch litt nicht nur der Braten, sondern auch die Soße.
Korbinian gab das Signal an Asper. Tiffany kam und fing an aufzutragen. Eine Stunde lang war es fast totenstill in der Wohnung. Tiffany brachte die Schüsseln und Platten zurück. Ein Großteil der zubereiteten Mahlzeit kam zurück.
Korbinian erschrak. »Hat es euch nicht geschmeckt?«
»Doch, doch, aber es sind weniger Gäste gekommen als geplant.«
Asper holte ihn in der Küche ab und geleitete ihn ins
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