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PR2616-Countdown für Sol

PR2616-Countdown für Sol

Titel: PR2616-Countdown für Sol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arndt Ellmer
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bei, während sie zum alten Kurs zurückkehrte. Weit unter ihr waberte das Megagranulum, von den Ortungsgeräten misstrauisch beäugt.
    »Kontakt«, meldete ARINNA nach einer Weile.
    Es waren die charakteristischen Emissionen der Schirmfelder, die sie von den Nagelraumern bereits kannten.
    Bull massierte sich das Kinn. Shanda Sarmotte hatte gute Arbeit geleistet. Sie brauchten nur die Koordinaten durchzugeben und sich aus dem Schussfeld nehmen, bevor das Megagranulum unter ihnen zerplatzte.
    »Koordinaten bestimmt und gespeichert«, verkündete die Positronik.
    Singh deutete auf das Orterabbild. »Um den Nagel herum entsteht etwas.«
    »Ein Gebilde aus Ephemerer Materie vermutlich.« Bull unterdrückte den Wunsch, sofort in den Orbit zu funken und zu verschwinden.
    »Hier bietet sich uns die einmalige Chance, das ganze Vorhaben nicht nur paranormal zu erforschen, sondern Fakten zu erhalten.«
    Er setzte sich mit der nahen Medostation in Verbindung und gab Huq die Beobachtung durch. »Shanda soll sich umsehen.«
     
    *
     
    Sie war unterwegs, übte paranormales Tiefseetauchen in der Sonne. Sofort nahm sie das Mosaik in der Nähe wahr, entdeckte einzelne Tropfen, die sich neugierig näherten, dann aber hastig zurückwichen, als habe jemand sie getadelt.
    Shanda spürte den Gedanken und Stimmungen der Spenta nach, ohne auf etwas Ungewöhnliches zu stoßen. Einige schienen ihre Anwesenheit wahrgenommen zu haben, die anderen jedoch reagierten nicht darauf. Der Vorgang, mit dem sie beschäftigt waren, duldete keinen Aufschub.
    Bauten sie tatsächlich eine Maschine, um die Sonne zum Erlöschen zu bringen? Wenn ja, dann gingen sie ein hohes Risiko ein, denn dieses Gebilde verfügte über keinerlei Schutz gegen ungewollte Angreifer.
    Shanda beschloss, die Unaufmerksamkeit der Spenta zu nutzen und sich paranormal in der Nähe des Gebildes umzusehen, das um den Nagelraumer entstand. Die Sonnenhäusler beachteten sie immer noch nicht, ein alarmierendes Zeichen, wie sie fand. Die Spenta arbeiteten hoch konzentriert, und es war ziemlich sicher die zweite Phase des gesamten Vorhabens, das sie verwirklichten.
    Shanda identifizierte die Hyperemissionen des Schirmfelds. Ihre Wahrnehmung prallte an einer undurchdringlichen Mauer ab. Sie kam nicht hinein, von innen gelangte nichts heraus. Ob sich noch Spenta darin aufhielten oder nur Roboter, sie wusste es nicht.
    Die Mutantin zog sich wieder zurück. Aus der Vogelperspektive sondierte sie die Muster dessen, was sie wahrnahm, und gab alles an Huq weiter, der mit ARINNA kommunizierte.
    Es war höchste Zeit. Die Vorstellung, dass an vielen Stellen innerhalb der Sonne jetzt diese Gebilde entstanden, alarmierte sie. Vielleicht blieben ihnen noch Stunden bis zur Auslösung des Fimbul-Impulses, vielleicht war es aber auch nur noch eine halbe.
    Irgendwann spürte sie wieder den leichten Druck von Huqs Hand und hörte seine Stimme.
    »Du musst abbrechen. Dein Kreislauf ist nicht mehr stabil.«

5.
    Terra, März 1468 NGZ
     
    Korbinian dirigierte die Überlebenseinheit auf die Dachterrasse. Dicht vor dem unsichtbaren Schutzfeld hielt sie an, einen Schritt vor dem Abgrund. Korbinian fuhr das Kopfteil des Wasserbetts nach oben, damit Lia die Aussicht über die Stadt genießen konnte.
    In einem Hochhaus am Stadtrand hatten sie vor fünf Jahren eine Wohnung gefunden, in Sichtweite des Crest Lake. Korbinian konnte das Leuchten der Skyline in Lias Augen spiegeln sehen, wenn sie gemeinsam hier oben waren. Deshalb nahm er sich möglichst oft Zeit dazu.
    »Schau nur, da sind ganz viele weiße Segel auf dem See«, sagte er. »Das muss eine Regatta sein.«
    Lias Gesicht blieb unverändert. Aber ihre Augen leuchteten. Sie verstand, was er sagte, das war ihm längst klar. Aber sie konnte nicht darauf reagieren.
    In der Anfangszeit auf Terra hatte Korbinian in solchen Situationen oft geweint. Wider besseres Wissen gab er sich die Schuld, dass Lia sich in einem solchen Zustand befand. Als Sechsjähriger war ihm nicht bewusst gewesen, was geschah. Dieses Steuerteil des Servos, das er bei sich gehabt hatte, gehörte nicht zu seinen Spielzeugen. Er hatte es unabsichtlich in seinen »Schutzraum« mitgenommen.
    Absicht oder nicht, Schuld oder nicht, Korbinian hatte das Unglück verursacht. Es ließ ihn nicht los. Tag und Nacht dachte er daran. Manchmal sah er im Traum Flammen, obwohl er den Brand des Hauses gar nicht beobachtet hatte. Er kannte nur das, was davon übrig geblieben war.
    Die Eltern hatten geglaubt,

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