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PR2617-Der dunkelste aller Tage

PR2617-Der dunkelste aller Tage

Titel: PR2617-Der dunkelste aller Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Fehler war, ihnen nicht sofort entschlossen entgegenzutreten?«
    »Sol stirbt!«, erinnerte Henrike Ybarri heftig. »Das ist womöglich die Konsequenz unseres Zögerns.«
    »Hätten wir den Sonnenhäuslern tatsächlich Einhalt gebieten können? Wir wissen herzlich wenig über dieses winzige Stück Weltraum, in das wir verschlagen wurden. Nicht einmal, ob und gegebenenfalls welche Machtstrukturen existieren. Geschweige denn wer Freund oder Feind ist.«
    »Die Spenta ...« Ybarri verstummte sofort wieder. Nachdenklich musterte sie den Aktivatorträger, der sich in einen der leeren Sessel sinken ließ.
    »Vashari wird keinen einzigen der Sonnennägel kapern können«, sagte Adams nachdenklich. »Wahrscheinlich nicht einmal abschießen. Diese Schiffe operieren extrem tief in der Sonne, ihr Schutz muss entsprechend sein. Trotzdem halte ich es für gut, dass die Flotte weiterhin Präsenz zeigt. Nach außen demonstrieren wir Wachsamkeit, nach innen ergibt sich ein unglaublich wichtiges Signal: Es zeigt, dass wir nicht aufgeben werden.«
    Adams' verkrümmte Körperhaltung entging der Ersten Terranerin keineswegs. Er saß noch ein wenig buckliger da als gewöhnlich. Die Frage, was sich im Innern Sols abspielte, setzte ihm weit schwerer zu, als er sich selbst und anderen eingestanden hätte.
    »Alles wird sich ändern«, stellte er fest. »Die Entführung unseres Heimatsystems in dieses Miniaturuniversum war keineswegs schon die riesige Katastrophe, die viele darin sehen. Auch das bevorstehende Erlöschen der Sonne – dem der Fimbul-Winter folgen wird – wird längst nicht der Höhepunkt sein. Wir werden uns bewähren müssen; ich sehe in alldem eine Herausforderung für uns Terraner wie lange nicht mehr.«
    »Und das Ziel?«, fragte Ybarri. »Was erwartet uns?«
    Ihr Blick pendelte zwischen Adams und dem Laotse-Gesicht. Die Holoprojektion schwieg. Vielleicht sammelte die Biopositronik der Solaren Residenz Impressionen: Eindrücke und Emotionen aller in dem gewaltigen Regierungsbauwerk, um daraus Verhaltensschemata zu abstrahieren. LAOTSE lernte, sich auf die neue Situation einzustellen. Das war nichts anderes, als es Menschen und Galaktiker im Solsystem ebenfalls tun mussten.
    »Niemand weiß, was uns erwartet«, gestand Adams zögernd. »Vielleicht ist das sogar gut, weil uns sonst der Mut verloren ginge. Die Ärmel hochkrempeln und zupacken ist immer noch die beste Lösung.«
    »Du sprichst von Ganymed?«
    Adams hob überrascht den Kopf. Ein zurückhaltend schüchternes Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Vorübergehend war da ein Hauch von Zufriedenheit, der Ausdruck eines Menschen, der sich einen lang ersehnten Traum erfüllte. Aber dieses kleine bisschen Sehnsucht wich sehr schnell wieder dem Druck der Gegenwart.
    »Ja, vielleicht ist das sogar ein guter Vergleich«, bemerkte er zögernd. Er redete leise und bedacht. Gefühlsausbrüche erwartete man von Homer Gershwin Adams ohnehin vergeblich. »Dass wir den Jupitermond Ganymed nach seiner Zerstörung rekonstruieren, ist das Beste, was wir tun konnten. Wir finden uns nicht mit ungeliebten Situationen ab – das macht uns stark.«
    »Wie weit reicht diese Stärke tatsächlich?«, wollte Ybarri wissen. »Was geschieht, wenn das Solsystem evakuiert werden muss? Ich kann dieses Horrorszenario keineswegs ausschließen. Fast zwölf Milliarden Bewohner, Terraner, Umweltangepasste, Fremdwesen ...«
    Der Ersten Terranerin war die Bürde anzusehen. Die Bedrohung durch die Sonnenhäusler, wie die Spenta mit ihren Nagelraumschiffen auch genannt wurden, hatte etwas Unheimliches, Endgültiges. Und das war nicht das einzige dringende Problem, wenngleich das bedrohlichste.
    Sie, die sich den Menschen auf der Straße verpflichtet fühlte und wahrscheinlich gerade dadurch großes politisches Talent bewies, durfte in Adams' Gegenwart erkennen lassen, dass sie erschöpft war. Dass ihr die letzten Tage zwar keineswegs die Hoffnung geraubt, aber immerhin ihre Grenzen aufgezeigt hatten.
    Sie war blass, als sie Adams unruhig forschend ansah. Sie blinzelte hastig, und in ihren Augenwinkeln stand ein Hauch von Feuchtigkeit.
    »Ich mache mir Sorgen, Homer«, gestand sie leise. »Inzwischen frage ich mich, wohin das alles führen soll. Welchen Weg geht die Menschheit?«
    Adams setzte zu einer schnellen Antwort an, schüttelte aber nur den Kopf.
     
    *
     
    Es war still im Raum Eins-Eins. Eine eigenartige Atmosphäre hatte sich breitgemacht, beklemmend und voll verhaltener Hoffnung

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