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PR2619-Planet der Formatierer

PR2619-Planet der Formatierer

Titel: PR2619-Planet der Formatierer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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es.
    Schließlich gelang es halbwegs.
    »Mein Name ist Chourtaird«, sagte der Sayporaner. Er verschloss das Gefäß mit einem runden Deckel und wendete sich, mit einer Hand Gitterstab um Gitterstab greifend, langsam und mühselig Routh zu. Er musste zu Routh aufsehen, was ihm Mühe bereitete. Routh hörte leise Knackgeräusche aus dem Nacken des Greises.
    Das rechte Auge des Sayporaners war, wie Routh es erwartet hatte: Die Iris schimmerte in einem matten Goldton, dem Wasser nicht unähnlich. Die rechteckige Pupille darin stand senkrecht. Das linke Auge dagegen schien erblindet, ein milchiges Etwas, aus dem wie in Zeitlupe eine einzelne Träne quoll. Oder trug er unter dem beschädigten Auge ein Schmuckstück, eine kupferfarbene, metallisch glänzende Perle? Wohl nicht: Die Perle rollte, wenn auch sehr langsam, die Wange hinab.
    »Du betrachtest mein Buhars-Auge«, sagte Chourtaird.
    »Ich wollte nicht unhöflich sein«, sagte Routh.
    »Was läge daran«, sagte Chourtaird und kicherte. »Buhars Zährenspiel ...«
    Routh wartete, aber der Sayporaner beendete den Satz nicht. Er wandte sich wieder zum Wasser, öffnete den hölzernen Krug, zerbröselte einen Pilz, streute die Krumen ins Wasser. Aus der Tiefe stiegen die vielarmigen Kreaturen und fraßen. Der Sayporaner schien Routh vergessen zu haben.
    Routh fragte: »Ich möchte etwas über die Stadt lernen, über Whya, und über die Patronatswelt. Gibt es eine Informationsquelle, die ich nutzen kann?«
    Chourtaird reagierte nicht. Er fütterte die Wasserkreaturen.
    »Ich möchte mir die Stadt ansehen«, setzte Routh neu an.
    Aus den Augenwinkeln bemerkte er eine Bewegung. Er schaute sich um. Über das Brückengewirr kam einer der klobigen Junker auf sie zu. Er trug zwei Eimer oder Bottiche. Wenig später hatte er Chourtaird erreicht.
    »Cülibath«, murrte der Sayporaner. »Was willst du?«
    Zum ersten Mal hörte Routh einen Junker sprechen. Die Stimme klang erstaunlich dünn, als ob sie aus großer Ferne zu ihnen dränge. Der Junker sprach Saypadhi; Puc übersetzte lautlos: »Mir war, als müsste euer Vorrat an Rilprin zur Neige gehen.«
    Die Arme lösten sich leicht vom Rumpf, der Junker hob die beiden hölzernen Eimer. Routh entschloss sich, dem Sayporaner keinen Hinweis darauf zu geben, dass er das Gespräch mit dem Koloss verstand.
    Chourtaird bedeutete dem Junker griesgrämig, die Eimer abzusetzen. Der Junker tat es, verneigte sich langsam und umständlich und zog sich dann zurück.
    »Stör mich nicht länger«, murrte der Sayporaner. »Ich habe zu tun.« Er griff wieder in den Krug.
    »Was muss ich tun, um das Haus Nhymoth zu verlassen?«, fragte Routh.
    »Das Haus ist groß«, murmelte Chourtaird.
    »Kann ich mich hier frei bewegen?«
    Der Sayporaner schwieg.
    Routh wandte sich ab und ging los. Er hatte bereits jede Hoffnung auf eine Antwort aufgegeben, als Chourtaird ihm nachrief: »Frag Cülibath. Er ist mein Hausmaior.«
    Immerhin folgte der Lift seinem Befehl. Routh fand zurück zur Etage mit dem Schlaf-Ei. Eine Weile wanderte er ratlos und verdrossen durch die leere Etage. Schließlich stieg er zurück in die Kammer.
    Schweben wir in Gefahr?, fragte er Puc lautlos.
    Definiere Gefahr, bat Puc.
    Routh wurde rasch schläfrig, was ihn verärgerte. Er hätte gerne noch über das Wesen der Gefahr nachgedacht, aber seine Gedanken verloren sich im Gestöber der Müdigkeit.
     
    *
     
    Du hast lange geschlafen, hörte er Puc. Es ist bereits der 14. September.
    Dann stehe ich jetzt auf, entschied Routh.
    Bravo.
    Banteira kroch eben über den Horizont, ein riesiges Lichttier, eine Amöbe. Ich darf nicht noch einen Tage vergeuden, dachte Routh zornig.
    Es versetzte ihn in eine vielleicht unangebrachte Hochstimmung, sich mittlerweile wieder an so vieles zu erinnern. Es funktioniert ganz gut, lobte er Puc.
    Es geht, wie es geht. Der Schlaf ist die beste Phase für eine Rückerstattung der mnemotischen Informationen. Schließlich findet die dauerhafte Informationsverlagerung aus dem Hippocampus in die Archive der Großhirnrinde natürlicherweise im Schlaf statt.
    Übrigens habe ich ja nicht dein komplettes Langzeitgedächtnis gelöscht, nur die episodischen Areale. Und nicht einmal die ganz. Einiges habe ich einfach rückdatiert, sodass die Auguren sie nicht als erwachsene Gedächtnisinhalte identifizieren konnten. Dein semantisches und dein prozedurales Langzeitgedächtnis hatte ich sowieso nicht angetastet.
    Weswegen ich immer noch mit Messer und Gabel umgehen

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