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PR2619-Planet der Formatierer

PR2619-Planet der Formatierer

Titel: PR2619-Planet der Formatierer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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Sein Oberkörper war trotz der Kälte nackt. Beide Schultern waren vernarbt und verkrustet. Er trug ein Amulett an einer Kette um den Hals. Er betrachtete Routh unbewegt und ohne jede Überraschung aus schwarzen Augen.
    »Hallo«, grüßte Routh.
    Der Junge antwortete nicht.
    Ich halluziniere, dachte Routh.
    Langsam stand der Junge auf und verließ den Raum, sah sich aber um, ob Routh ihm folgte. Routh ging ihm nach. Durch einige leere Zimmer, mal nach links, mal rechts durch eine Öffnung führte der Junge, der nichts außer einer knielangen Hose trug, ihn in einen Raum, in dem ein Mann an einem Tisch aus Holz saß. Auf die Wand hinter dem Mann standen die Worte Essen und Getränke. Seefrüchte & Obst geschrieben. Daneben war das Bild einer Meerjungfrau gemalt, die auf einem Wal ritt und sich dabei das nasse Haar ordnete.
    Der Mann am Tisch nahm eine Schlange aus, die sich noch langsam wand. Er zog ihre Innereien heraus und warf sie in einen blechernen Eimer unter dem Tisch.
    »Guten Tag«, sagte Routh. Der Mann blickte kurz auf und widmete sich wieder dem Ausweiden. »Seid ihr schon lange hier?«
    »Ja«, sagte der Mann. Die Schlange rührte sich nicht mehr. Der Mann nickte dem Jungen zu. »Hol ihn, Baarun.« Er zeigte auf den Durchgang.
    Der Junge lief in den Nebenraum und kam gleich darauf zurück. Auf der rechten Schulter saß ein hummerähnliches Tier, wie Bernstein gelb und ebenso durchsichtig. Die inneren Organe pochten langsam. Das Tier krallte sich mit den Beinen in der Haut des Jungen fest. Die Scheren klickten ins Leere.
    Der Mann schnitt Fleischstücke aus der toten Schlange und warf sie dem Hummer zu, der sie mit Geschick aus der Luft schnappte und fraß. Der Mann lachte.
    »Woher kommt ihr?«, fragte Routh.
    Der Mann machte eine vage Geste. »Wir reisen viel. Immer schon, was, Baarun?« Der Junge schaute ratlos. Er war blasser geworden. Das Tier krallte sich immer stärker in seine Haut. Ein dünner Faden Blut floss.
    Routh musste sich räuspern. »Ich möchte auch reisen. Ich möchte nach Cherayba.«
    Der Mann nickte bedächtig. Er fragte den Jungen etwas, aber Routh verstand die Sprache nicht. Baarun antwortete in derselben Sprache.
    Er spricht Saypadhi, sagte Puc.
    Routh nickte entsetzt.
     
    *
     
    Der Mann stellte sich ihnen als Mor Asva vor. Rouths Versuche, mehr über seine und Baaruns Herkunft zu erfahren, wehrte er stillschweigend ab. Routh erfuhr lediglich, dass Asva sich als Sachwalter dieser Onuudoy verstand und sie – wenn auch in gewissen Grenzen – dazu bewegen konnte, bestimmte Ziele anzusteuern. Und dass Cherayba durchaus auf der Route der reisenden Landschaft lag.
    Mor Asva erhob sich und ging los. Routh folgte ihm tiefer in das Labyrinth der Räume. Auch die nächsten Zimmer waren unmöbliert, allerdings sah Routh an den Wänden immer detailliertere, immer farbenprächtigere Malereien, Porträts von Frauen und Männern, die mal geistesabwesend, mal voller Verzweiflung den Betrachter anschauten. Hin und wieder begegneten ihnen Schlangen, die sich beim Eintreten Asvas zusammenzogen und mit kurzen Sprüngen in den Nachbarraum flüchteten.
    Irgendwann bedeutete Asva ihm, stehen zu bleiben. »Weiter muss ich allein gehen. Ich werde die Nebelschlucht starten. Du kannst zurückgehen in die Ebene.«
    Routh zog verärgert die Augenbrauen zusammen. »Hütest du so große Geheimnisse? Warum hast du mich dann bis hierhin mitgenommen?«
    »Ich hatte dich nicht gebeten«, sagte Asva unwirsch.
    Routh sah sich demonstrativ um. »Wie komme ich zurück?«
    Asva zuckte die Achseln und ging ohne ein Wort weiter.
    Routh wartete. Nach einer Weile tauchte Baarun auf. Das hummerähnliche Tier war fort; die Wunde an Baaruns Schulter war von einer schimmernden, frischen Kruste bedeckt. Der Junge machte eine einladende Geste und drehte sich um. Er führte Routh durch die Räume zurück.
    Durch die letzte Öffnung, die ins Freie führte, sah Routh, dass Whya schon außer Sicht war. Rings um die Ebene erstreckte sich als Horizont der leere rostrote Himmel von Gadomenäa, über den Banteira, die Licht-Amöbe, kroch.
    Schließlich trat Routh vor das verworrene Gebäude.
    »Willst du mit mir kommen?«, fragte Routh Baarun aus einem Impuls heraus. Er sprach langsam, als müsste der Junge ihn so verstehen.
    Baarun wandte sein Gesicht ab und wies mit dem Arm auf die Ebene hinaus. Die Schwelle übertrat er nicht.
    Routh marschierte los. Während er näher und näher an den Rand der reisenden Landschaft trat, spürte

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