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PR2619-Planet der Formatierer

PR2619-Planet der Formatierer

Titel: PR2619-Planet der Formatierer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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Terraner stand auf. »Das alles liegt ja hinter uns. Wie erhalten wir Zugriff auf das Spainkon?«
    »Sehr einfach«, sagte Pläccriz. »Jetzt und in diesem Moment schalten wir euren Willkommensstern für die erste Datenschicht frei.«
     
    *
     
    Hätte Puc den Datenstrom, der plötzlich über ihn hereinbrach, nicht eingedämmt und gefiltert, er wäre darin untergegangen.
    Zugleich hatten wieder Phenuben zu spielen begonnen, und das Blau der Ikonischen Symphonie hatte sich noch einmal intensiviert. Aus der Decke stäubten duftende Wolken, Vanille, ein Schatten von Urin, und es hätte Pucs Analyse nicht gebraucht, um zu erkennen, dass erneut Oxytocin ausgeschüttet wurde.
    Der Willkommensstern versucht, auf gewisse Gewebeanteile deines Hirns zuzugreifen. Auf akustischer wie höherdimensionaler Ebene gibt es eine Resonanz mit den Klängen der Phenuben, die den Effekt noch verstärkt. Soll ich das alles unterbinden?
    Natürlich, sagte Routh. Was denn sonst?
    Ich kann Sinn und Zweck dieser Übung noch nicht erkennen. Unter Umständen entgeht uns etwas.
    Unterbinde jede Manipulation!, befahl Routh dem Implantmemo. Wir sind im Krieg. Es ist ein Gehirnkrieg. Wir müssen uns zur Wehr setzen.
    Immerhin war er neugierig genug, sich mental wenigstens an den Rand des Datenstroms zu setzen und einen gelegentlichen Blick auf die Informationen zu riskieren.
    Ereignisse der sayporanischen Geschichte wirbelten durch seine Erinnerung. Das Verfahren der Einspeisung ähnelte verblüffend dem, was er seit Jahren mit dem Implantmemo erlebte. Die Bilder der Historie standen ihm vor dem inneren Auge; meist waren auch knappe Texte zu hören, Gespräche, Monologe, aber diese Reden wurden in der Sprache der Sayporaner gehalten, und er erfasste auch mit Pucs Hilfe nicht mehr als einen allgemeinen Eindruck dessen, was gemeint war.
    Er sah den Heimatplaneten der Sayporaner, eine von Leben wimmelnde Welt, allerdings in etliche Anddursay zersplittert, in Staaten. Er sah von einem dieser Teilstaaten aus ein erstes Raumschiff zum Trabanten des Planeten starten und dort – schau an! – auf das havarierte Schiff einer älteren und technisch fortgeschrittenen Zivilisation treffen, deren Vertreter sich Ghasspaden nannten.
    Er sah die triumphale Heimkehr des Astronauten in einem Beiboot der Schiffbrüchigen; sah, wie sich die Anddursay unter Anführung eines der Astronauten vereinten und wie sie bald darauf – unter freundlicher Hilfestellung der Ghasspaden – mit einem einfachen, soliden Transitionstriebwerk zu den nächsten Sonnensystemen aufbrachen.
    Wie ganze Flottenkontingente der Ghasspaden sich den unternehmungslustigen Sayporanern zur Verfügung stellten; wie das Sternenreich der Ghasspaden sich der Übergriffe einer Kybernetischen Zivilisation nicht mehr zu erwehren wusste und sein Schicksal endlich vertrauensvoll in die Hände der sayporanischen Strategen legte.
    Wie die Sayporaner die Kybernetische Zivilisation mit einigen genialen taktisch-diplomatischen Schachzügen mattsetzte, mehr noch: befriedete und endlich als treusorgende Verbündete gewann.
    Er sah, wie einige Sayporaner den Bund von Say schlossen und auf die Suche gingen nach etwas Großem, Unermesslichem, beinahe Jenseitigem – und er sah, wie sie, alt geworden, es fanden: Er sah sie eine Weltenscheibe betreten und auf der Scheibe eine Halle, geflochten aus Strängen wissender Nano-Fäden. Inmitten der Halle und über einem See aus verflüssigter Dunkler Materie schwebte ein überlebensgroßes Gehirn, eingesponnen in einen technoiden Kokon. Es lachte. Routh sah, wie nur einer der Sayporaner die Halle wieder verließ – mit den zukunftssüchtigen Schritten eines jungen Mannes.
    Lächerlich, dachte Routh.
    Ein Sternenschwarm drang ein in die Galaxis der Sayporaner und Ghasspaden, gewaltige Kolonisatortanks brachen durch seinen Schmiegeschirm hervor und fuhren nieder auf die bewohnten Welten, wo in jedem der Tanks ein psitronisches Gelege ausgebrütet wurde, genährt von den Bewusstseinen der unterworfenen Planetarier. Routh wurde Zeuge, wie die Sterneninsel in den psitronischen Schockwellen des Schlupfvorgangs unterging, in Wahnsinn und Raserei verfiel, bis es endlich einer Gruppe immuner Sayporaner gelang, das Regime der zynischen Schwarmnavigatoren zu beenden und den Sternenschwarm wieder seiner ursprünglichen, heilsamen Bestimmung zuzuführen.
    Und immer so weiter. Lauter Triumphe. Keine Spur jedenfalls von wehrlosen Tieren, die an sayporanischen Höfen zu Tode gequält

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