PR2619-Planet der Formatierer
wurden.
Die Landung auf dem Trabanten, das gemeinsame Imperium mit den Ghasspaden, der Angriff der Kybernetischen Zivilisation, das Supergehirn, der Sternenschwarm. Kurz: Alles, was den Terranern über die Blausterne eingegeben wurde, war nichts als die kaum verhüllte Parodie der terranischen Geschichte.
Oder auch nicht, kommentierte Puc. Ich glaube nicht, dass man sich über die Menschheit amüsieren möchte. Das Zerrbild muss einen anderen Zweck verfolgen, großer Bruder.
Welchen?
Vielleicht ist es gar keine Satire. Vielleicht sehen die Sayporaner in dieser Inszenierung eine Möglichkeit, ihre eigene Geschichte den jungen Terranern als vertraut darzustellen.
Das nehmen sie ihnen nicht ab, hoffte Routh. Aber die Beschwörung verfehlte jede Wirkung. Die jungen Terraner in der Symphonie saßen völlig entspannt; manche hatten sich in ihrem Sessel in eine Embryonalstellung zusammengerollt; viele summten die Melodie der Phenuben mit.
Es prägt sich ihrem Gedächtnis schon ein, sagte Puc.
So wird die Lüge überführt in Erinnerung, dachte Routh resigniert. Denn wem vertrauen wir mehr als der eigenen Erinnerung?
Routh sah, wie Puc das Glas in der Hand drehte. Ihm war, als läge dem Implantmemo eine Erwiderung auf der Zunge. Aber Puc schwieg.
Sag schon, forderte Routh.
Was, wenn doch?, fragte Puc. Was, wenn es keine Parodie ist, wenn es gegen jede Wahrscheinlichkeit eine Parallele zwischen uns und den Sayporanern gegeben hat? Eine kosmische Ko-Evolution?
So universale Zufälle gibt es nicht.
Wer redet von Zufall?
Kein Zufall? Die Havarie der Arkoniden, Rhodans Kontaktaufnahme – wegen des großen Erfolges in der Milchstraße jetzt auch in der Historie der Sayporaner, spottete Routh.
Puc wechselte das Thema. Es ist mir gelungen, über unseren Blaustern in eine tiefer gelegene Datenschicht vorzustoßen.
Routh schüttelte angewidert den Kopf. Lass gut sein. Ich finde schon diese Darbietung ekelerregend.
Puc ignorierte den Kommentar. Ich habe Zugriff auf die Erfassung der Kohorten, die über das Transitparkett gegangen sind. Eine schlichte und kaum verschlüsselte Registratur.
Die Erkenntnis traf Routh wie ein Blitz: Du hast entdeckt, wo Anicee ist.
Ja, bestätigte Puc. Sie befindet sich nicht weit von hier, in einem Daakmoy der Stadt Cherayba.
Routh jubelte innerlich. Wie weit ist »nicht weit« genau?
Puc vermochte die sayporanischen Angaben noch nicht mit letzter Sicherheit umzurechnen. Zwischen zwei- und dreihundert Kilometern.
*
Es erwies sich, dass die Wegschalen nicht für eine Fahrt über Land taugten. Wo die Stadt endete, blieben sie reglos stehen.
An den nächsten drei Tagen gelang es Routh, einige Gespräche mit Cülibath zu führen und schließlich, am 19. September, sogar mit seinem Ziehvater.
Routh erkundigte sich nach diesem und jenem, aber der Sayporaner gab, wenn überhaupt, nichtssagende Auskunft. Einem Einfall folgend, fragte Routh ihn nach den überdimensionalen Origami-Figuren, den Papierfliegern. Chourtaird bezeichnete sie als Pasinen, ohne mehr über ihren Sinn und Zweck zu verraten, als dass dieser doch auf der Hand läge.
Behutsam wechselte Routh das Thema. Er lobte sein Schlaf-Ei, seine Versorgung und fragte schließlich: »Besteht grundsätzlich eine Möglichkeit, in eine andere Stadt als Whya zu gelangen?«
Die Frage schien den alten Sayporaner zu verwirren. »Ich bin lange nicht mehr aus dem Daakmoy gegangen. Geschweige denn in eine andere Stadt. Wozu auch? Die Spender geben mir, was ich brauche; das Spainkon flüstert mir alle Geheimnisse zu; ich laufe keine Gefahr und lebe hin.«
Routh wurde hellhörig. »Du läufst keine Gefahr – hier im Daakmoy. Soll das heißen, die Stadt wäre gefährlich für dich, Ziehvater?«
»Der Stadt wurde jedes Risiko herausoperiert«, murmelte Chourtaird. »Genügt dir dein Spender nicht?«
Routh fragte nach, und es erwies sich, dass mit Spender ein Gerät bezeichnet wurde, das auf jeder Etage des Daakmoy arbeitete. Auch im Schlaf-Ei, das Routh bewohnte, befand sich ein solcher Spender: das Tablett. Der Spender produzierte Nahrungsmittel, Kleidung, das Tuch, das ihn zur Nacht bedeckte. Bei Bedarf würde es geeignete Medikamente generieren, Genuss- und sogar Rauschmittel und Medikamente, um etwaige Schäden zu beheben, die Körper und Geist durch den Konsum solcher Drogen erlitten hatten. Sogar einfache technische Apparate würde der Spender bereitstellen.
»Du siehst«, sagte Chourtaird, »ich habe keinen Anlass, das Daakmoy
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