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PR2632-Die Nacht des Regenriesen

PR2632-Die Nacht des Regenriesen

Titel: PR2632-Die Nacht des Regenriesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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ihn per Funk früher hochgehen lassen.«
    Margaud nickte. Ihr Tun kam ihr sinnlos vor. Direkt über diesem Ringspeicher verlief ein zweiter. Auch den könnten sie mit einer Sprengkapsel präparieren. Und danach?
    Die BOMBAY musste zwischen 2500 und 3800 Personen an Bord haben, von denen 900 zur Stammbesatzung gehörten. Dazu das wissenschaftliche Personal, Mediker, Techniker, die Besatzung der Beiboote und Raumlandesoldaten.
    Dazu einige tausend Servo- und Kampfroboter.
    Sie bewegten sich in einer Sphäre von 1500 Metern Durchmesser – das entsprach einem Volumen von weit über eineinhalb Milliarden Kubikmetern. Selbst wenn man davon ausging, dass 99 Prozent dieses Volumens von Maschinen gefüllt waren, verblieben etwa 17 Millionen Kubikmeter. Das hieß: Jedem Besatzungsmitglied standen über sechseinhalb tausend Kubikmeter Raum zur Verfügung.
    Gut, das war großzügig gerechnet. Dennoch stellte sich die Frage: Wo waren sie alle hin?
    »Ja«, sagte Miravete. »Das ist die Frage. Die Menschen, die Roboter – müssten sie uns nicht längst bemerkt haben?«
    »Vielleicht haben sie das ja«, brummte Luna. »Und sie sehen uns zu, sie beobachten uns. Sie studieren uns.«
    »Das ist doch absurd«, sagte Margaud. »Wir sind hier nicht in Feindesland. Und nicht in einem Labyrinth für Tierversuche.«
    »Wer weiß?«, unkte Miravete.
    »Ich sehe zwei Optionen«, sagte Luna. »Entweder wir machen weiter wie bisher und mondlichtern herum, versuchen, das Schiff durch Sabotage zu stoppen. Oder wir provozieren die Konfrontation mit der Schiffsführung. Wir gehen in die Zentrale. Dort finden wir entweder Menschen, oder wir nehmen Verbindung mit der Schiffspositronik auf.«
    Margaud wiegte den Kopf. »Ich weiß nicht. Mit unserem Auftauchen in der Zentrale würden wir die Positronik zwingen, Stellung zu uns zu beziehen.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Luna.
    »Ich habe das Gefühl, dass wir und die Positronik ...« Sie unterbrach sich kurz. »Dass wir irgendwie unter ihrem Schutz stehen, wenn auch nicht offiziell.«
    »Sie hat da so ein Gefühl«, wiederholte Luna.
    »Na, da kann man nichts machen«, grummelte Miravete, und es klang, als wäre Margauds Gefühlswelt ihm keine ganz unbekannte Landschaft.
    »Wir würden die Positronik also in eine prekäre Situation bringen, meint dein Gefühl?«, fragte Luna.
    »Ja.«
    »Und wenn du dein Gefühl fragst: In eine missliche Lage wem gegenüber? Was antwortet es dir dann?«
    Margaud machte eine unbestimmte Geste. »Dieses schwarze Zeug, das hier überall zu sehen ist. Diese Schatten-Eier.« Sie dachte: Dieses Gelege des Totenvogels. »Wir sollten uns eines dieser Eier näher ansehen.«
    »Sollten wir das?«, fragte Miravete. »Ich habe kein gutes Gefühl dabei. Lassen wir diese Dinger in Ruhe, solange sie uns in Ruhe lassen.«
    Luna stimmte zu. »Kein unnötiges Risiko. Sobald wir mehr Kräfte an Bord haben, kann sich jemand um diese Objekte kümmern.«
    »Gut«, lenkte Margaud ein. Die beiden hatten recht. Warum also bedauerte sie, dass sie sich mit diesen lichtlosen Gebilden, diesen dreidimensionalen Schatten von irgendetwas, nicht näher befassen sollte?
    Welche Art von Lockung übten sie auf Margaud aus?
    Sie räusperte sich. »In Ordnung. Wir gehen in die Zentrale.«
    Sie verließen die Halle und kehrten zurück in den Korridor.
    »Schacht, Lift oder Treppe?«, fragte Luna.
    Margaud aktivierte die Navigationsfunktion ihres Visiers. Der SERUN blendete einen Lageplan ein. Sie orientierte sich. Dann wies sie nach rechts. »Notfalltreppe. Da ist ja wohl auch die Wahrscheinlichkeit am geringsten, dass wir über die Schatten-Eier stolpern.«
    Luna und Miravete folgten ihr kommentarlos. Einige Schritte lang genoss sie das Gefühl, die beiden hinter sich zu wissen. Sie waren seit langen Jahren befreundet, und es war ihnen immer gelungen, ihre Freundschaft zu bewahren, auch wenn sie hin und wieder aus der Balance zu geraten gedroht hatte – mal weil der eine Ambitionen verspürt hatte, ihr Verhältnis über eine Freundschaft hinaus zu entwickeln, mal, weil die Gewöhnung aneinander sie beinahe unsichtbar gemacht hatte. Nun war es gut – nicht begeisternd, nicht leidenschaftlich, aber auch nicht ausgelaugt und verblasst. Sie fühlte sich sicher.
    In diesem Moment glitt völlig lautlos ein Roboter aus einem Seitenkorridor auf ihren Gang.
    Sie blieben stehen.
    Die Maschine vor ihnen verharrte auf ihrem Antigravfeld. Einer ihrer Waffenarme hob sich und richtete sich auf sie.
    Ihre SERUNS

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