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PR2632-Die Nacht des Regenriesen

PR2632-Die Nacht des Regenriesen

Titel: PR2632-Die Nacht des Regenriesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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ihm. Wir könnten auf einem Rundgang über diese Ebene erheblichen Schaden anrichten.«
    »Wer wäre die eine Gruppe?«, fragte Miravete.
    »Die eine Gruppe wärest du«, sagte Luna. »Die andere Helia und ich.«
    Ein Wortwechsel der beiden über das Für und Wider schloss sich an. Margaud hörte kaum hin. Sie hatte alle Aufmerksamkeit auf die schwarzen Gebilde gerichtet.
    »Was hast du vor?«, rief Luna scharf.
    Erst in diesem Moment wurde Margaud bewusst, dass sie allmählich in die Hocke gegangen war.
    »Ich weiß nicht«, flüsterte sie.
    Sie stieß mit dem Handschuhrücken eines der schwarzen Eier an.
    Das Ei rollte ein Stück. Alles an seiner Bewegung wirkte – nun, un-eiig. Es eierte nicht, es kollerte nicht. Es bewegte sich nur dieses Stück voran wie ein Gebilde auf unsichtbaren Schienen und blieb dann abrupt liegen.
    Margaud streckte die Hand nach einem anderen Ei aus.
    »Lass das!«, sagte Luna.
    »Das hilft uns nicht«, erwiderte Margaud. Sie griff nach einem Ei und hob es sacht an. Der Sensormittler des Handschuhs ließ sie spüren, wie überraschend schwer das Ei war – schwer wie Gold.
    Margaud erhöhte die Sensibilität ihres Handschuhs. Die Oberfläche des Eis fühlte sich seidig an. Es war sehr warm, fast schon heiß.
    Margaud stand aus der Hocke auf. Sie wollte sich das Ei näher ansehen und hob die offene Handfläche, auf der das Gebilde lag, bedächtig näher zum Visier. Plötzlich spürte sie etwas wie einen Einstich, nicht sehr stark, eher an der Grenze der Wahrnehmbarkeit.
    Erschrocken zog sie die Hand zurück. Das Ei blieb einen Moment reglos in der Luft hängen, als müsste es sich erst entscheiden, ob es der Schwerkraft folgen wollte oder nicht. Dann fiel es zu Boden. Es sank allerdings auffällig langsam, als würde die schiffseigene Gravitation für das Ei nicht gelten.
    Margaud fühlte sich für einen Moment benommen. Sie rieb sich nachdenklich die Stelle, wo sie den Einstich bemerkt zu haben glaubte. »Schadensbericht?«, fragte sie den SERUN.
    »Negativ«, meldete der Anzug. »Mein Gewebe ist intakt. Auch an der von dir angedeuteten Stelle.«
    »Was war?«, fragte Luna.
    »Nichts.« Das Ei sank immer noch. Sie hätte sich nach ihm bücken und es in seinem allmählichen Niedersinken auffangen können. Sie sah stattdessen zu, wie es aufkam.
    Es hat keinen Schaden genommen, stellte sie fest. Aber ...
    Auch nachdem das Ei auf dem Boden des Ganges gelandet war, hörte es nicht auf, tiefer zu gehen. Es schmolz förmlich in den Boden ein und versickerte endlich ganz, als handelte es sich bei dem Metallplastboden des Schiffes um einen Wasserspiegel.
    »Habt ihr das gesehen?«, fragte sie leise.
    »Gesehen und aufgezeichnet«, meldete Luna.
    »Auswertung läuft?«, fragte sie.
    »Auswertung läuft«, sagte Luna. »Aber mein Rechner sagt, wir sollen uns nicht zu viel davon versprechen. Die Auflösung des Gebildes hat keine Stoffe, Spurenelemente oder Gase freigesetzt, die einen Rückschluss auf seine Konsistenz gestatten.«
    Miravete räusperte sich. »Welche Richtung?«
    Zu den Hangars, hätte Margaud am liebsten gesagt. Die Menschenleere ließ das Schiff unmenschlich wirken, wie das Eigentum einer fremdartigen Intelligenz.
    War es überhaupt die BOMBAY? Oder hatten sie es mit einer ungeheuerlichen Fälschung zu tun, einem Nachbau, einem Imitat?
    Sie schüttelte nur für sich den Kopf. Unsinn! Warum hätte eine Imitation uns den Weg durch den Paratron frei halten sollen?
    Und wenn der Weg gar nicht frei gehalten worden wäre? Wenn die Hyperporen nur ein Köder gewesen waren, um Menschen anzulocken?
    »Wir werden hier noch verrückt«, hörte sie Miravete knurren.
    »Das Schiff kann einen wahnsinnig machen«, stimmte Luna zu.
    Margaud nahm es mit einem Hauch von Erleichterung zur Kenntnis. Wenn selbst Luna als Veteran des Vatrox-Kriegs den Ort als nicht geheuer empfand, dann war dieser Ort nicht geheuer.
    Kurze Zeit später standen sie vor dem Portal zur inneren Landschaft der BOMBAY. Die Zentralkugel eines Schiffes der NEPTUN-Klasse war von einer ringförmig angelegten, künstlichen Landschaft umgeben. Dieser Ring ähnelte durchaus dem Zyklotrafspeicher des Schiffes: ein schlauchförmiges Gebilde, das für die Bereitstellung von Energie zuständig war. Nur, dass die Landschaft der Wiedergewinnung von mentaler Energie diente, der Entspannung, Erholung und Rekreation.
    Fast alle terranischen Einheiten wiesen solche Oasen auf. Mal nahmen sie mehr, mal weniger Raum ein. Aber kaum ein Schiff

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