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PR2632-Die Nacht des Regenriesen

PR2632-Die Nacht des Regenriesen

Titel: PR2632-Die Nacht des Regenriesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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hatte.
    Es war erschütternd. War nicht einmal mehr diese Dynastie Begriff und Befehl? Der halbwegs intakte Kyberkapitän jedenfalls hatte keine der rituellen Demutsgesten gezeigt; vom zweiten, dem Fch'Ceydicher-Fraß, hatte er sowieso nichts mehr erwartet.
    Er spürte eben eine Mischung aus Zorn und Mitleid aufbrodeln, als die Szenerie plötzlich wieder undeutlich wurde wie ein unscharfes Funkbild. Ihm war, als risse ihn etwas aus der Gegenwart. Ein Schulterreiter, der ihm unsichtbar und fest im Nacken saß und seinen Geist ins Geschirr genommen hatte.
    Sein Versuch, sich an die Exo-Barkassen an der Landungsbrücke zu erinnern, bereitete ihm Pein. Er gab ihn auf.
    Plötzlich fand er sich in einer Flut von Koordinaten. Wie es schien, waren einige Datenkonglomerate ins Trudeln geraten, wahrscheinlich unter dem Einfluss disparater Informationsströmungen.
    Kein großes Problem.
    Beinahe beiläufig sortierte er die Datenkonglomerate. Er harmonisierte sie, glich sie mit dem langsamen Takt ab, in dem das Maschinenherz in der Tiefe schlug, ruhig und wuchtig und unnachgiebig, ein mächtiges Triebwerk, das ihn herausheben konnte aus den Relativitäten der Zeit.
    Allmählich wurde ihm klar, dass er im Tresor eines Sternenschiffes liegen musste. Merkwürdig. Wie war er dorthin gelangt? Hatte er doch dem Drängen der Exo-Barkassen nachgegeben?
    Warum hatte er nicht auf seinen Vater gewartet?
    Er stellte diese Überlegungen zurück. Zu groß und zu angenehm war seine Begierde nach Tätigkeit. Er ordnete die Koordinaten mit sanfter Hand, gelassen und unverzagt. Er unterstellte sie dem Vektor.
    Er stutzte.
    Woher war ihm dieser Vektor in den Sinn gekommen? Stand er denn nicht immer noch still, an den Gestaden der Nacht, in Erwartung seines Vaters?
    Nein, erkannte er. Er war unterwegs. Richtig, er war ja an Bord eines Sternenschiffes, das flog.
    Wohin doch gleich?
    Er wollte einen Gedanken fassen, doch es war, als wäre sein Gedanke ein einzelnes Fch'Ceydicher-Tier im Ozean, gefangen in einer Knochenreuse, die unnachgiebig nach oben gezogen wurde, endlich außer Sicht, aus der Welt.
    Da trieb er in gedankenloser Stille und lauschte dem wummernden Schlag, mit dem das Maschinenherz sein Schiff durch die ätherische Unverhülltheit des Universums trieb, und war zufrieden.

Totenvogel
     
    Das Licht war milde, milder jedenfalls als die Standardbeleuchtung an Bord terranischer Raumschiffe, wenn es auf Tageslicht gestellt war.
    Ihr Multikom zeigte den 5. Oktober 1469 NGZ, 9.31 Uhr.
    Was sonst?
    Hatte sie etwas anderes erwartet, eine andere Uhrzeit, ein anderes Jahr? Eine längere Verweildauer im Hyperraum, eine längere Phase, in der ihr Dasein aufgehoben war wie ein Urteil?
    Die Tür des Transmitters öffnete sich mit einem leisen Kreischen. Sie traten hinaus, um Platz zu schaffen für die nächste Gruppe, und schlossen die Tür wieder.
    Ein paar Hühner pickten etwas vom Boden auf, der mit Erde und Streu bedeckt war. Eines der Tiere warf Margaud einen kurzen Blick zu, nickte zwei- oder dreimal wie zur Begrüßung und widmete sich dann wieder dem Boden und der Nahrungssuche.
    Für einen Moment glaubte Margaud, aus den Augenwinkeln etwas gesehen zu haben: einen schwarzen Tropfen, der von der Decke des Raums auf den Käfigtransmitter fiel. Sie wendete ihren Kopf dieser Stelle zu, bemerkte aber nichts weiter.
    Vielleicht eine Sinnestäuschung.
    Margaud starrte den Transmitterkäfig an, als könnte sie so das Verfahren beschleunigen. Das ovale Feld im Modusanzeiger des Transmitters leuchtete rot. Wie lange würde es brauchen, bis es auf Grün sprang und die nächsten Männer und die TARAS von der CASABLANCA eintrafen?
    Die Modusanzeige erlosch. Der Transmitter hatte sich desaktiviert.
    »Raus hier!«, hörte sie Lunas Stimme. Da sie ihre Helme geschlossen hielten, aber keinen Funk einsetzen wollten, verständigten sie sich über die Außenlautsprecher ihres SERUNS. »Man wird den Transport angemessen haben und uns jemanden vorbeischicken.«
    »Wo sind wir überhaupt?«, erkundigte sich Margaud.
    »In einem Lagerraum in der Nähe des Südpols der BOMBAY«, sagte Chorvis Miravete. »Neben uns befinden sich Hangars für Shifts und Gleiter. Ein Stück weiter liegt eine der Schatullen der Landestützen.«
    Offenbar wird dieser Lagerraum benutzt, um an Frischfleisch – oder wenigstens an frische Eier – zu kommen, dachte sie mit einem Blick auf das Geflügel. An einer Wand waren Ställe für die Tiere aufgestellt.
    Luna stand bereits beim

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