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PR2632-Die Nacht des Regenriesen

PR2632-Die Nacht des Regenriesen

Titel: PR2632-Die Nacht des Regenriesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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würden sie aber doch nicht überleben?«, fragte Margaud.
    »Das wäre der Nachteil«, gab die Maschine zu.
    Luna und Miravete sahen einander an. »Er spinnt«, sagte Miravete.
    Luna fragte die Maschine: »Hast du dich gelegentlich selbst diagnostiziert?«
    »Die Selbstdiagnose führe ich im vorgeschriebenen Takt durch«, sagte der Roboter.
    »Und? Wie geht es dir?«, fragte Luna.
    »Mir geht es tadellos.«
    Margaud winkte ab. »Habt ihr bereits einmal versucht, sie zu wecken?«
    »Wozu? Wenn ihr physiologisches Hauptanliegen doch ist, ihre quasinormale Übermüdung durch Schlaf zu kurieren? Solange sie schlafen, ist ihr Zustand stabil.«
    Margaud seufzte leise. »Noch einmal: Ich möchte, dass du versuchst, einen der Schläfer zu wecken. Kannst du das tun?«
    »Das ist theoretisch möglich«, sagte der Medoroboter. »Allerdings mache ich darauf aufmerksam, dass uns für die physiologischen Risiken einer Erweckung aus dieser Art von Schlaf keine Erfahrungswerte vorliegen. Möglicherweise könnte ein Aufwecken die künftige Genesung gefährden.«
    »Genesung wovon?«, setzte Margaud nach.
    »Ich weiß es nicht«, bekannte der Medoroboter. Wenn überhaupt maschinenmöglich, so machte diese Maschine einen ratlosen Eindruck. Und bei den anderen Robotern, die sich an den Liegen aufhalten, wird es nicht anders sein.
    Margaud hatte sich längst entschieden, das Risiko einzugehen. Welche andere Wahl hätten sie, an Informationen zu kommen? »Emilio? Chorvis? Einverstanden?«
    Beide stimmten ihr zu.
    »Wen willst du wecken?«, fragte Luna.
    Margaud zuckte kurz und für ihre Begleiter unsichtbar die Achseln. Dann begann sie, von Liege zu Liege gehen. Sie lüpfte die Thermofolien und betrachtete die Rangabzeichen, sofern die Schläfer welche trugen.
    »Jemanden möglichst Hochrangigen«, erklärte sie. »Jemanden, von dem wir annehmen dürfen, dass er besser über die Lage an Bord informiert ist als der Durchschnitt.«
    Sie ließ sich ein paar Minuten Zeit. »Nehmen wir diesen«, rief sie endlich Luna und Miravete zu. Sie betrachtete die sonderbar weichen Züge des jungen Mannes. Das fast runde, volle Gesicht lag von blonden Locken umrahmt. In den Wangen meinte Margaud die Spuren von Lachgrübchen zu sehen. Sein Gesicht wirkte eingefroren, die Haut wie eine Glasur. Sein Leib wölbte sich im Bauchbereich deutlich unter der Thermofolie.
    Ein versteinerter Engel, dachte Margaud.
    Luna und Miravete standen bereits neben ihr.
    »Wer ist dieses Engelskind?«, fragte Luna.
    Margaud lächelte. Offenkundig waren Luna dieselben Assoziationen gekommen wie ihr. Sie las den Namen von seinem Identifikationsschild. »Er heißt Achil van Taarnhoi. Er ist Major.«
    Sie winkten ihren Medoroboter heran.
    Margaud sagte: »Weck den Major auf.«
    Die Maschine benötigte eine Weile, bis sie die notwendigen pharmazeutischen Mittel generiert und einsatzfähig gemacht hatte. Sie sagte: »Ich verabreiche einen Cocktail aus Nikethamid zur zentralen Stimulierung von Kreislauf, Nervensystem und Atmung, Metylphenidat und verwandte Amphetamine und Modafinil.«
    »Modafinil in welchem Umfang?«, fragte Miravete besorgt.
    Der Roboter nannte ihm die Dosierung.
    Luna grinste. »Unser Freund wird Kopfschmerzen haben.«
    Der Medoroboter sagte: »Dagegen enthält er zugleich Parotexin, Sertralin und araische Luzidkristalle. Außerdem diverse Roborantien.«
    »Roborantien?«, fragte Margaud.
    »Mineralien, Vitamine«, übersetzte Miravete. »Und Zucker. Unsere Meds schwören anscheinend auf altväterliche Hausmittel.«
    »Hauptsache, wir bekommen ihn wach«, sagte Luna.
    »Ich tue, was ich kann«, sagte der Roboter. »Aber die Rekonstruktion eines Wachbewusstseins ist alles andere als trivial. Das humanoide Gehirn schläft bekanntlich von innen nach außen ein. Zunächst wird der Thalamus heruntergefahren, erst bedeutend später – es kann sich sogar um mehrere Minuten später handeln – folgt ihm die Großhirnrinde in den Schlaf. Ich werde diesen Prozess sehr behutsam umkehren müssen.«
    »Warum?«, fragte Luna.
    »Ich kann kaum ausschließen, dass der Major wie ein Narkoleptiker in einen hypnagogen Zustand fällt.«
    »Das heißt?«
    »Er wäre zwar wach, würde aber gleichzeitig träumen.«
    »Wir sollten das ernst nehmen und uns darauf vorbereiten«, mahnte Margaud. »Schildere uns bitte die Symptome eines hypnagogen Zustands«, bat sie die Maschine.
    »Der Hypnagoge ist nur eingeschränkt zu begrifflich-abstraktem Denken fähig. Er denkt in Bildern, eher

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