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PR2632-Die Nacht des Regenriesen

PR2632-Die Nacht des Regenriesen

Titel: PR2632-Die Nacht des Regenriesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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drang sein Schiff in die Atmosphäre ein, immer noch feuernd.
    Er spürte, dass sich etwas in seinem Schiff tat. Es war, als reckte und dehnte, stauchte und verdrehte sich seine Hülle.
    Die Schiffe der Bewohner waren nah und nahmen sein Schiff unter Feuer.
    Instinktiv wollte er transitieren, aber es wurde ihm untersagt.
    Der Stahlkorb versiegelte sich.
    Er wurde müde.
    Falsch – irgendetwas flößte ihm diese Müdigkeit ein. Er kämpfte dagegen an.
    Unter der Feuerlast brach sein Schirm zusammen. Die ersten Treffer zerstörten die Schirmgeneratoren, die Geschütztürme und die Startrampen der Selbstlenkwaffen.
    Er bewunderte die Präzision der Systembewohner. Sie planten offenbar, sein Schiff zu entwaffen und kampfunfähig zu machen, um es anschließend zu entern, zu untersuchen und so weiter.
    Weitsichtige Gegner.
    »Beschleunige!«, kam unverhofft ein neuer Befehl aus dem Stahlkorb. Beschleunigen? Sollte er das Schiff mit denkbar größter Wucht auf die Planetenkruste prallen lassen?
    Die Strecke wäre zu kurz, um das Schiff auf eine Kollisionsgeschwindigkeit zu bringen, die der Kruste nennenswerten Schaden zufügen würde.
    Aber er konnte nicht anders, als den Befehl zu befolgen.
    Als die Bewohner das Feuer eröffneten, wurde ihm schlagartig klar, wozu das Manöver diente: Die Befehlshaber im Stahlkorb wollten, dass das Schiff zerstört wurde.
    Täuschte er sich, oder nahm er im energetischen Chaos, das nun über ihn und das Schiff hereinbrach, einige Transmitterimpulse wahr? Möglich, dass sich die Besatzung aus dem Stahlkorb abgesetzt hatte.
    Unter den Treffern der Gegner zerbrach sein Schiff in einige größere Bruchteile, die ihrerseits angegriffen wurden. Er spürte, wie der Bugteil mit dem Tresor, der ihn am Leben erhielt, abgesprengt wurde.
    Er stürzte.
    Und er spürte etwas Ungeheuerliches, etwas, das seinen Geist erleuchtete wie eine Protuberanz: Der Tresor wollte seinen Tod. Etwas in dieser Lebenserhaltungsmaschine machte sich bereit, ihn zu töten.
    In diesem Moment der Erkenntnis erhielt der Tresor einen Treffer. Die komplizierte Maschinerie versagte. Nur hin und wieder zischte eine Korrekturdüse auf in dem wahrscheinlich sinnlosen Versuch, seinen Sturz zu bremsen.
    Er nahm wahr, wie er durch dichtes Wasserdampfgewölk fiel. Dies war die Nachtseite des Planeten.
    Es war ein leiser Triumph in ihm, dass es nicht der Tresor war, der ihn zu Tode bringen würde.
    Sondern die Wucht, mit dem er auf dem Boden aufschlagen musste.

Der Fund
     
    Geronimo erwachte mit einem Gefühl von Unwohlsein. Er schüttelte im Liegen unwillig den Kopf und setzte sich ruckartig auf. Überall war ein dumpfes Grollen und unsägliches Wimmern. Die Außenwand des Geodäts vibrierte wie eine lebendige Haut.
    Er überlegte, was dieses Beben zu bedeuten hätte.
    Lärm, dachte er. Draußen lärmt es. Das Zelt versucht, den Krach zu absorbieren. Es ist in den Stille-Modus gegangen. Trotzdem höre ich etwas. Der Kom an seinem Gelenk zeigte 1.28 Uhr, darunter, kleiner, die Zeit in Terrania: 14.28 Uhr.
    »DayScha?«
    »Ja?«
    Geronimo schluckte. »Mir ist ...«
    Er streckte die Hand nach der Membran aus, die seine Schlafkammer von der DaySchas trennte, und wischte fahrig darüber. Die Wand wurde halb durchsichtig. Eine schwache Leuchtspur glomm auf und erhellte das Geodät.
    »Was ist das?«, fragte er. »Was geht da draußen vor sich?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte DayScha in einem wehmütigen Singsang.
    Im nächsten Moment fühlte sich Geronimo von blendendem Licht überflutet. Sol ist wieder an!, dachte er. Ihm war, als würde er in die Mittagssonne starren. Er wandte sich ab, presste erst die Fäuste vor die Augen, und als selbst das nichts half, warf er sich auf den Boden und barg den Kopf in der Armbeuge.
    »Oh-oh!«, hörte er DayScha sagen.
    Irgendetwas passiert mit dem Geodät. Die Belastung ... Instinktiv wusste er, dass es draußen noch furchtbarer war, noch lauter. »Tu etwas!«, schrie er, ohne seine eigene Stimme zu hören.
    Irgendetwas passiert mit dem Geodät. Die Belastung ...
    Da traf ihn der Lärm wie eine großflächige, stumpfe Gewalt. Er meinte, sich selbst schreien zu hören, sich selbst als Kind, seinen Bruder, Dutzende Kinder, Kleinkinder, Hunderte von ihnen schrien gequält auf.
    Dann verging ihm jeder Gedanke, jedes Wollen. Es wurde wieder Licht. Er fühlte, dass er in Flammen stand, schlug mit den Händen nach den Flammen, die im Lichterlohen nicht sichtbar waren.
    Dann wurde sein Bewusstsein für alles

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