PR2633-Der tellurische Krieg
er nach.
Mit einem Arm wischte der Regenriese fahrig über seinen Leib. Geronimo bemerkte, dass die Bewegung der Medoeinheit gegolten hatte. Offensichtlich empfand Nachtaugs Beisohn den Roboter als lästig.
»Nicht!«, rief Geronimo. »Du darfst die Maschine nicht beschädigen!«
»Der Zustand des Patienten übersteigt meine Kapazität«, meldete in dem Moment der insektoide Roboter über MultiKom. »Ich verfüge weder über eine ausreichend keimtötende Lösung noch über die benötigte Menge an Wundplasma. Ein Selbstheilungsprozess scheint bislang nicht in Gang gekommen zu sein. Die Blutgerinnung ist mit hoher Wahrscheinlichkeit behindert.«
»Gibt es eine erkennbare Ursache?«
»Ich bin für entsprechende Analysen nicht ausgerüstet.«
»Wir versuchen, dir zu helfen, Nachtaugs Beisohn«, sagte DayScha.
»Helfen?« Das klang, als verstünde der Riese den Sinn des Wortes nicht.
»Du bist verwundet. Unser Roboter wird dafür sorgen, dass der Heilungsprozess deiner Wunden beschleunigt in Gang kommt.«
»Hast du Schmerzen?«, fragte Geronimo.
»Angst«, lautete die Antwort.
»Angst wovor?«
»Ich gehöre dem Tod.«
»Du hast den Absturz überstanden.«
»Der Tod ist überall.«
»Unsinn«, widersprach Geronimo Abb. »Sobald deine Wunden versorgt sind, wirst du anders reden.«
»Was ist das für ein Tod, von dem du sprichst?«, wandte DayScha ein.
Der Riese antwortete nicht.
»Na also.« Geronimo seufzte. »Es gibt diese Bedrohung nicht mehr.«
»Und falls doch?«, bemerkte Dayszaraszay. »Wenn er sagt, der Tod sei überall.«
»Damit meint er die Sonne.«
» Überall – Das heißt für mich, dass er überhaupt keinen klaren Eindruck von dieser Gefahr hat. Vielleicht spürte er eine allgegenwärtige Bedrohung ...«
Geronimo zuckte die Achseln. »Er steht unter Schock. Der Absturz macht ihm zu schaffen, das ist alles ...«
»... ist es nicht«, widersprach die Cheborparnerin. »Ich spüre ebenfalls ein Gefühl von Furcht.«
»So geht es mir seit Tagen, DayScha. Finde einen einzigen Terraner, der seit dem Erlöschen der Sonne keine Furcht hat.«
»Gefahr lauert hier«, sagte Nachtaugs Beisohn heftig. »... wird mich töten. Wird auch die Kleinen töten.«
Es hatte schon vor Minuten zu regnen aufgehört. Dichter Nebel stieg auf. Das wurde deutlich, als Geronimo den Lichtschein eines Photonencrackers wandern ließ. Die Lichtung war nicht mehr in ihrer ganzen Ausdehnung zu überblicken.
Geronimo erwartete nicht, Ungeheuer aus dem Dunst hervorbrechen zu sehen, über das Alter war er längst hinaus. Mit dem besser werdenden Wortschatz der Translatorfunktion würden sich bald die Unklarheiten klären lassen.
»Wenn die Gefahr hier lauert, weichen wir ihr aus!«, sagte er entschlossen. »Wir bringen den Riesen einfach weg.«
»Wie willst du ...?« DaySchas Einwand verstummte, als Geronimo in Richtung ihres Zeltplatzes deutete.
»Wir haben alles, was wir brauchen«, stellte er fest. »Wenn wir den Lastenschweber einsetzen und die Flexofläche voll auffalten, reicht der Platz für den Transport.«
»Aber ...«
»Ja, ich weiß. Vergiss, dass du mein Kindermädchen bist!«
Mit einer schnellen Handbewegung schaltete Geronimo den MultiKom ab. Verschwörerisch musterte er den Regenriesen.
Dass der Koloss weiterhin die Augen geschlossen hielt, gefiel ihm nicht. Er fragte sich, ob Nachtaugs Beisohn gar nicht sehen wollte, wo er sich befand. Oder war der Riese blind? Worauf deutete das violette Irrlichtern unter den geschlossenen Lidern hin?
»Auf deiner Feuerwelt verläuft das Leben wahrscheinlich in Bahnen, die ich mir nicht richtig vorstellen kann – auf mich wirkt dieses Geschöpf dennoch wie eine zum Leben erwachte Kolossalstatue. Viele Völker haben monumentale Kunstwerke hinterlassen, und diese stellen oft genug Gottheiten dar oder wenigstens hochgestellte Persönlichkeiten.«
»Nachtaugs Beisohn erinnert dich an eine Gottheit? Unsere Götter sind das Feuer und das glutflüssige Innere von Pspopta ...«
»Er ist jedenfalls etwas Besonderes. Wenn ihm hier der Tod droht, bringen wir ihn eben in Sicherheit. Ich nehme an, in seinem Sockel sind Triebwerke installiert. Und wenn nicht, dann mit Sicherheit Antigrav- und Prallfeldprojektoren.«
»Die allesamt beschädigt sein dürften«, wandte DayScha ein.
»Ich weiß.« Geronimo Abb knirschte mit den Zähnen. »Du willst auch, dass der Regenriese überlebt. Also müssen wir es wenigstens versuchen, DayScha. Wenn wir gemeinsam Antigrav- und
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