Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Prada Party und Prosecco - Roman

Prada Party und Prosecco - Roman

Titel: Prada Party und Prosecco - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Colgan
Vom Netzwerk:
Mutter …«
    Ihre Stimme wurde wieder von Tränen erstickt.
    »Ich weiß, dass du deinen Dad nicht teilen wolltest. Er war eben einfach toll. Ich gebe dir dafür nicht die Schuld.«
    Aber das sollte sie wohl. Ich dachte beschämt daran zurück, wie Carena und ich uns über ihre Kleider und über ihre Art zu essen lustig gemacht hatten und wie oft wir darüber gesprochen hatten, wie sehr wir sie hassten und dass wir sie nie an uns ranlassen würden. Wir hatten sogar einen WIR - HASSEN - GAIL -Club gegründet und unsere Abzeichen überall herumliegen lassen. Es war mir alles so scheißegal gewesen. Er war schließlich mein Dad und sie nicht meine Mutter.
    »Ich wusste, dass du in den Augen deines Vaters unfehlbar warst, also konnte ich mit ihm nicht darüber reden. Und ich konnte mich auch sonst bei niemandem darüber ausweinen, denn das hätte so ausgesehen, als wollte ich dich nur schlechtmachen.«
    »Hast du mich deshalb immer durch die Geschäfte mitgezerrt?«
    »Ich dachte, es würde dir Freude machen, unsere Mutter-Tochter-Beziehung ein wenig zu vertiefen, wir würden Sachen anprobieren, bei Fortnums Tee trinken und einfach Spaß haben.«
    »Und ich dachte, du wolltest mich damit bestrafen.«
    »Hast du deshalb nie was anprobiert und demonstrativ keinen Bissen angerührt?«
    »Knast-Kodex.«
    »Und bist gequält die ganze King ’ s Road entlanggeschlurft?«
    »Ich hab doch meine Strafe verbüßt! Da wollte ich es dir natürlich nicht leicht machen.«
    Sie lachte. » O Sophie! Das hast du nie getan, das garantiere ich dir.«
    »Es tut mir so leid.« Ich wusste nicht, wie ich noch Abbitte leisten sollte.
    »Gut. Darüber bin ich wirklich froh. Und mir tut es auch leid, dass ich für dich nicht das sein konnte, was du gebraucht hast. Außerdem war ich eifersüchtig auf dich. Meine guten Vorsätze haben nie so lange angehalten, wie ich hoffte. Er hat dich so sehr geliebt, Sophie. Mehr als alles andere. Viel mehr als mich.«
    Ich hatte einen Kloß im Hals.
    »Aber dich hat er doch auch geliebt.«
    »Ja, das hat er.« Sie nickte.
    »Ich werde … ich werde die Schuldgefühle einfach nicht los, weil ich an dem Abend ans Telefon hätte gehen sollen.«
    Sie sah mich lange an. Sie sah aus, als wollte sie irgendetwas sagen – dass es nicht wichtig gewesen war oder dass es okay war oder so, aber schließlich meinte sie nur: »Ich weiß.«
    Und dann saßen wir noch eine Weile da und tranken unseren Tee und erzählten Geschichten. Geschichten über ihn. Wie Gail und er sich begegnet waren und wie er sie umworben hatte. Ich beschrieb ihr, wie unser Leben war, bevor sie zu uns kam. Sie wiederholte Dinge, die er über mich gesagt hatte. Es ging um nichts Besonderes, um kleine Anekdoten aus dem Familienalltag; Dinge, die wir schon seit Jahren miteinander hätten teilen sollen. Vielleicht war es ja noch nicht zu spät für einen Neuanfang.
    Bevor ich ging, sagte sie noch: »Ich hab da was für dich.«
    Ich zog die Augenbrauen in die Höhe.
    »Sie dachten nicht, dass sie etwas wert ist. Aber ich wusste es besser. Warte mal.«
    Sie öffnete einen kleinen Schrank und holte Daddys klobige Leica hervor.
    An diesem Abend setzte ich mich neben Eck, der sich im Wohnzimmer gerade ein Automagazin anschaute, und weinte und weinte und weinte. Er nahm mich in den Arm, und sein warmer, starker Körper spendete mir unendlich viel Trost.
    Nach dem Besuch bei Gail wusste ich also, dass es kein geheimes Diamantenversteck gab, und deshalb stand ich nun halbnackt in einer eiskalten Garage in New Cross.
    Wenigstens sah Julius so aus, als wäre es ihm ein wenig unangenehm, mir all diese Anweisungen zu geben.
    »Tut mir leid, Liebes«, versicherte er, »aber darauf stehen die Kunden nun mal, nicht?«
    »Kein Problem«, sagte ich. »Ich hab mir von Delilah die Bikinizone wachsen lassen. Schlimmer als das kann es kaum werden. Psychisches Trauma, so ein Unsinn!«
    Grace und Kelly hatten reingeschaut, um mich moralisch zu unterstützen. Wegen eines Shootings für den Playboy kamen sie in einer Limousine vorgefahren. Es ging wirklich bergauf mit ihnen.
    »Wie habt ihr sie nur dazu gekriegt, euch mit der Limousine bis nach New Cross zu bringen?«, erkundigte ich mich von meinem Aussichtspunkt auf einem hohen Stuhl aus.
    »Da fühlt man sich gleich wie eine Häschenprinzessin«, meinte Grace. »Der Playboy umhegt uns auf Schritt und Tritt.«
    »Entspann dich einfach«, empfahl Kelly und warf ihr Haar nach hinten. »Hör auf, dir Gedanken zu machen.«

Weitere Kostenlose Bücher