Prada Party und Prosecco - Roman
herüber.
»Hör mal, Eck hat mir davon erzählt … er macht sich Sorgen um dich. Er meinte, ihr hättet darüber gesprochen und wärt zu dem Schluss gekommen, dass es okay ist … aber das ist es nicht, oder?«
Kleinlaut schüttelte ich den Kopf.
»Du willst das hier doch gar nicht machen, oder?«
Ich schüttelte wieder den Kopf.
»Ich meine, es gibt jede Menge Mädchen, die sich gerne für die Kameras ausziehen.«
»Ja«, bekräftigte Kelly.
»Nicht solche, die einfach keinen anderen Ausweg mehr wissen so wie du.«
Ich sah ihn an und fühlte mich auf einmal ganz furchtbar schrecklich erniedrigt. Warum musste ich nur so verzweifelt sein, so hilflos und erbärmlich? Auf einmal wurde ich wütend.
»Du machst es dir damit ganz schön einfach«, fauchte ich. »Und wer soll meine Miete zahlen?«
»Okay, okay«, sagte er. »Tut mir leid, Miss Kratzbürste. Ich wollte ja nur …«
Er sah sich um, als würde ihm auf einmal klar, wo er eigentlich hineingeraten war, und rieb sich den Nacken. »Hm, ich glaube, da sind die Pferde wohl ein bisschen mit mir durchgegangen.«
»Allerdings«, stimmte ich zu. Ich wollte einfach nur noch, dass er verschwand, meine Güte, er sollte mich nicht so sehen.
»Aber, ich vermute … ich meine, wahrscheinlich stecke ich sowieso nur meine Nase in fremde Angelegenheiten. Offensichtlich brauchst du mich hier nicht.«
Er sah sich um. Es war ihm peinlich, und er errötete. »Äh, tut mir leid, alle zusammen. Rührt euch!«
Und dann trat er den Rückzug an. Aber noch bevor er die Tür erreicht hatte, traf ich eine Entscheidung.
»Stopp!«, rief ich.
Alle hielten inne.
»Stopp!«, rief ich wieder. »Julius, Philly, ihr alle. Stopp. Die Sache ist gelaufen.«
»Hä?«, machte Philly.
»Cal, du hast recht.«
»Hm?«, grunzte er.
»Du hast recht. Ich will das hier nicht machen. Es ist nichts dabei, wenn es einem Spaß macht«, fügte ich in Richtung Grace hinzu, die hörbar schnaubte. »Aber mein Ding ist es nicht.«
Julius ließ die Kamera sinken.
»Sorry, Julius.«
»Ist schon in Ordnung, Liebes, du hast sowieso nicht das Zeug dazu.«
»Oh. Echt? Hm, ich meine, egal. Tut mir leid, Phil.«
»Damit lässt du dir eine ganz große Karriere entgehen.«
»Wirklich? Mal im Ernst, sag die Wahrheit.«
Philly seufzte. »Ach, Sophie, für eine Diva wie dich ist im Showgeschäft kein Platz.«
»Wahrscheinlich hast du recht.« Ich lächelte Cal dankbar an. Er lächelte zurück und zwinkerte mir ein wenig unbeholfen zu. Zum ersten Mal schien er nicht hundertprozentig von sich selbst überzeugt zu sein. Wie süß.
»Okay«, sagte ich und hielt nach meinen Kleidern Ausschau. »Was denn? Warum starrt ihr mich immer noch so an?«
»Hm, dein Bikinioberteil«, antwortete Cal. Philly feixte. Ich griff nach hinten. Tatsächlich, ich hatte die Bänder gelöst. Das Oberteil war mir bis auf die Hüfte heruntergerutscht, und ich hatte es nicht einmal bemerkt.
»Da wurde mir klar, dass das wirklich nicht dein Ding ist«, bemerkte Julius.
»Wie jetzt – ihr habt mir alle die letzten zehn Minuten auf die Titten gestarrt, während ich hier verkündet habe, dass ich mich nie oben ohne zeigen würde?«
»Ich nicht«, meinte Cal. »Ich hatte sie ja schon gesehen.«
»Oh, fahr zur Hölle!«
»Ach, komm schon, das war doch witzig«, meinte Cal, als er mich später nach Hause begleitete.
»Witzig wäre jetzt nicht das Wort, das mir dazu als Erstes einfällt … hat Julius etwa heimlich Bilder gemacht?«
» O ja, auf jeden Fall. Er hat so getan, als würde er sich um die Beleuchtung kümmern.«
»Im Ernst?«
»Nein! Julius ist echt okay.«
»Ich weiß.«
Nachdem ich mich wieder angezogen hatte, hatte er mich nämlich beiseitegenommen und mir erklärt, dass ihm einige der Fotos gefallen hatten, die ich bisher geschossen hatte, und dass ihm nicht klar gewesen war, wie verzweifelt ich Geld brauchte. Wenn ich wollte, könnten wir deshalb meine Stundenzahl erhöhen, und er würde mich mehr fotografieren und weniger putzen lassen. Das Ganze würde mit einer kleinen Gehaltserhöhung einhergehen, und er würde mir auch einen Vorschuss zahlen, wenn ich jetzt einige dringende Ausgaben hatte. Ich war ihm unendlich dankbar. Und auf dem Heimweg hatte Cal mir eine Portion Fritten spendiert.
»Na ja«, überlegte ich, »jetzt muss ich mir wenigstens keine Gedanken mehr darüber machen, ob mein Boss sich wohl vorstellt, wie ich nackt aussehe.«
»Genau. Hat alles seine Vorteile.«
Als wir zurückkamen,
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